Belastender Zeuge: Ecclestone drohte Verlust der Formel 1

Laut einem Zeugen drohte Bernie Ecclestone 2006 der Kontrollverlust über die Formel 1 - Damit erhält die Bestechungs-Theorie der Staatsanwaltschaft neue Nahrung

(Motorsport-Total.com) - Rückschlag für Bernie Ecclestone vor Gericht: Der Formel-1-Boss wurde am zweiten und letzten Prozesstag in dieser Woche in München von einem Zeugen belastet. Der Mitarbeiter der Kommunikationsagentur CNC, der die Automobilhersteller bis 2006 beraten hatte, sagte aus, dass Ecclestone damals Gefahr lief, die Kontrolle über die Königsklasse des Motorsports zu verlieren.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Hat er es getan oder nicht? Ecclestone kämpft vor Gericht um seine Zukunft Zoom

Dies ergibt angesichts der angeblichen Schmiergeldzahlungen an BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky, die Ecclestone in diesem Zeitraum getätigt haben soll, damit die Formel-1-Anteile von der Bank an seinen bevorzugten Bieter CVC Capital Partners wechseln, eine ungünstige Optik.

Der Zeuge meinte, dass die Pläne der Hersteller, eine Konkurrenzserie auf die Beine zu stellen, damals bereits weit fortgeschritten waren und Ecclestone versuchte, "sämtliche Allianzbildungen zu verhindern". Die Hersteller sollen gespalten gewesen sein, ob es besser wäre, an Ecclestone festzuhalten oder ohne ihn weiterzumachen: "Da gab es einige Herstellervertreter, die haben ihn immer als einen der zentralen Vertreter gesehen und wollten nicht dran rütteln". Andere hätten darin allerdings die Gelegenheit gesehen, ein größeres Stück der Formel-1-Einnahmen abzubekommen.

"Staatsbank": Wusste Ecclestone Bescheid?

Ecclestone reagierte laut Augenzeugen emotionell auf die für ihn ungünstigen Aussagen und schüttelte immer wieder den Kopf. Sie geben der Staatsanwaltschaft Nahrung für die Theorie, Ecclestone habe mit der angeblichen Bestechung versucht, seine Position abzusichern.

Auch die Versuche von Ecclestones Anwälten, darzulegen, dass der Brite gar nicht gewusst habe, dass es sich bei der BayernLB um eine Staatsbank und in weiterer Folge bei Gribkowsky um einen Beamten gehandelt hat, waren nur bedingt erfolgreich.

Laut Staatsanwalt Christian Weiß berichteten Zeugen, dass Ecclestone früher selbst von der BayernLB als "Staatsbank" gesprochen habe - deren Mitarbeiter nannte er angeblich "Beamten-Banker". Das ist nicht unerheblich, denn für die wissentliche Bestechung eines Beamten droht mit bis zu zehn Jahren Haft ein deutlich höheres Strafmaß als wenn es sich um einen Mitarbeiter einer privaten Bank gehandelt hätte.

Ecclestone: Wie der Gribkowsky-Deal lief

Am Dienstag war es für Ecclestone noch besser gelaufen: Der 83-Jährige trat dabei erstmals selbst in den Zeugenstand, nachdem er ursprünglich geplant hatte, dies erst nach einer zweiten Vernehmung Gribkowskys zu tun. Diese wird aber erst im September stattfinden. Ecclestone betonte bei seiner Vernehmung einmal mehr, dass es sich bei den 44 Millionen Dollar, die er Gribkwosky gab, nicht um Schmier- sondern um Schweigegeld gehandelt habe.

Neu war die Aussage, dass ihn Gribkowsky für ein Immobilieninvestment gewinnen wollte und dafür einen Betrag von 250 Millionen einer nicht genannten Währung verlangt habe. "Ich habe ihm erklärt, dass ich nicht interessiert sei", erklärte Ecclestone. Damit wollte sich der Banker aber laut dem Formel-1-Boss nicht zufrieden geben - er soll damit gedroht haben, prekäre Steuerdetails über seine Familienstiftung an die britischen Behörden auszuhändigen.

"Ich war ein wenig sarkastisch, als ich Gribkowsky fragte, ob ihm 50 Millionen helfen würden." Bernie Ecclestone

Die Vorwürfe der Steuerhinterziehung seien zwar haltlos gewesen, die Untersuchung hätte ihm aber vermutlich enorme Kosten verursacht. Also habe er Gribkowsky in einem Londoner Restaurant Schweigegeld angeboten. "Ich war ein wenig sarkastisch, als ich ihn fragte, ob ihm 50 Millionen helfen würden. Das war die billigste Versicherungspolice, die ich jemals gesehen habe", spielte Ecclestone auf die drohenden Steuernachzahlungen an.