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Alonsos Auferstehung: Podium mit Sieggeschmack

Nach einer für seine Verhältnisse desaströsen ersten Saisonhälfte verabschiedet sich Fernando Alonso mit einem überraschenden zweiten Platz in die Sommerpause

(Motorsport-Total.com) - "Das war perfektes Timing" - Besser als Fernando Alonso selbst kann man den Ausgang des Großen Preis von Ungarn in Budapest für den Ferrari-Piloten nicht auf den Punkt bringen. Nachdem diese Formel-1-Saison für den Spanier bisher mit nur einem Podiumsresultat aus neun Rennen geradezu desaströs verlaufen war, meldete sich der zweimalige Weltmeister mit einem ebenso überraschenden wie hochverdienten zweiten Platz auf dem Hungaroring zurück.

Der Ferrari-Pilot nutzte die wechselhaften bis chaotischen Verhältnisse zu seinen Gunsten aus und fuhr sein stärkstes Rennen in dieser Saison. "Es war ein schwieriges Rennen mit wechselhaften Bedingungen, einigen Safety-Cars und Regen. Das hat das Kräfteverhältnis durchgemischt. Wir haben diese Gelegenheit genutzt", zeigt sich der Spanier nach dem Rennen im Gespräch mit 'Sky Sports F1' zufrieden.

Nach einem guten Start auf nasser Strecke, bei dem Alonso von Position fünf aus in der ersten Kurve kurzzeitig nach Rang zwei griff, sah es allerdings zunächst nicht nach einem erfolgreichen Nachmittag für den 33-Jährigen aus. Denn die erste Safety-Car-Phase, die nach dem Unfall von Marcus Ericsson (Caterham) ausgerufen wurde, erwischte den Spanier auf dem falschen Fuß.

Pech beim ersten Safety-Car

"Bei ersten Safety-Car war ich in der letzten Kurve und habe daher die Boxeneinfahrt verpasst. Dadurch haben mich Ricciardo und Felipe (Massa; Anm. d. Red.) überholt", so Alonso, der in dieser Phase bis auf Rang acht zurückfiel. Doch es sollte nicht die letzte Safety-Car-Phase an diesem Tag bleiben, und bei der nächsten Neutralisation witterte Alonso seine Chance.

"Beim letzten Safety-Car sah ich, dass Ricciardo und Massa in die Box gehen. Wir sind draußen geblieben, weil wir die Möglichkeit sahen, das Rennen anzuführen und von der Spitze zu kontrollieren", erklärt der Spanier. Dieser Poker ging auf, Alonso übernahm zunächst die Führung, die er nach seinem Reifenwechsel in Runde 38 jedoch wieder verlor. Allerdings sollte dies Alonsos letzter Boxenstopp sein, während die vor ihm fahrenden Daniel Ricciardo (Red Bull), Massa, Teamkollege Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton (Mercedes) noch einmal die Reifen würden wechseln mussten.


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Ungarn


Nachdem die Konkurrenten das getan hatten, übernahm Alonso 15 Runden vor dem Rennende wieder die Spitze. Allerdings musste er mit den weichen Reifen ganze 32 Runden fahren. Dementsprechend ließen die Pneus am Ende nach. Hamilton konnte Alonso in einem sehenswerten Zweikampf zwar noch in Schach halten, doch gegen den auf frischen Reifen heranstürmenden Ricciardo kämpfte Alonso mit stumpfen Waffen und musste den späteren Rennsieger ziehen lassen.

Taktik-Poker geht auf

"Wir trafen die Entscheidung, nicht in die Box zu fahren und sind damit ein großes Risiko eingegangen. Es war ein Glücksspiel, aber es hat sich ausgezahlt", freut sich Teamchef Marco Mattiacci bei 'Sky Sports F1' über den erfolgreichen Taktik-Poker. "Wir hätten Erster sein können und wurden letztlich Zweiter. Das zeigt, dass wir Eier haben." Auch Alonso war über das beste Saisonergebnis überglücklich. "Dieses Podium schmeckt wie ein Sieg."

"Das zeigt, dass wir Eier haben." Teamchef Marco Mattiacci

Da zieht selbst die Konkurrenz in Person von Niki Lauda den Hut. "Heute hat er mit aller Perfektion und viel Kopf seinen zweiten Platz verteidigt", lobt der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Formel-1-Teams bei 'RTL' den Spanier. "Er hatte das gleiche Problem wie alle anderen mit den Reifen. Alonso und Ferrari haben heute gezeigt, was sie können. Wenn man mich direkt fragt, dann war Ferrari heute besser als Mercedes. Mercedes war super, aber Ferrari und Red Bull waren heute schneller", erkennt Lauda neidlos an.

Teamchef Mattiacci sieht in dem Erfolgserlebnis von Ungarn auch ein Startsignal für eine Aufholjagd in der zweiten Saisonhälfte. "Nach einem solch schwierigen Wochenende war solch eine Reaktion nicht zu erwarten. Das ist der Start einer wichtigen Reise, das ist für unsere Moral sehr wichtig. Wir dürfen aber nicht euphorisch werden, denn es ist immer noch eine Menge zu tun. Heute haben wir Charakter gezeigt."