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  • 23.06.2014 15:11

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Technik-Clous aus Spielberg: McLarens großes Update

McLaren hat das lange erwartete Upgrade-Paket endlich mit nach Spielberg gebracht, doch auch die Konkurrenz geizt nicht mit Verbesserungen

(Motorsport-Total.com) - McLarens langersehntes Upgrade-Paket für den Österreich-Grand-Prix wurde am Freitag im Training zum ersten Mal auf der Strecke gesehen - mit ein paar sehr offensichtlichen Veränderungen der Aerodynamik. Das neue Paket enthält einen neuen Frontflügel, vordere Bremsbelüftungen, Luftleitbleche und den Unterboden. McLaren ist von seinem üblicherweise sehr großen Frontflügel abgekommen und setzt nun eher auf ein geschwungenes Design mit kleineren Stufenflügeln.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

McLaren hat seinen Boliden für Spielberg eingehend überarbeitet Zoom

Wahrscheinlich hilft das dem Luftstrom am Heck des Autos genauso, wie es den Abtrieb an der Vorderachse verbessert. Normalerweise nutzt McLaren die maximal erlaubte Höhe und Fläche für seine Flügel, doch während es viel Abtrieb kreiert, ist es im Vergleich zu konventionellen Designs ineffizient. Das alte Format nimmt den Luftstrom hinten am Auto hinab und produziert nicht den einflussreichen Y250-Wirbel wie andere Designs. Das führte zur Entscheidung McLarens, mehr in Richtung des verbreiteteren Konzepts zu gehen.

Die Flaps am Frontflügel sind an der Innenseite viel schmaler. Es gibt einen abgerundeten Bereich, wo der Flügel die von der FIA vorgeschriebene neutrale Zone im Zentrum trifft. Das hilft dabei, eine starke Verwirbelung zu erzeugen, die die Strömung von den Vorderreifen vom Chassis trennt und folglich diese Strömung davon abhält, zwischen die Hinterräder gezogen zu werden.

Den Fluss um die Vorderreifen formen ebenfalls die neuen Stufenflügel. Diese sind eine Zwei-Teile-Lösung, bei der kleinere Flügelchen an ein R-förmiges Leitblech angebracht sind. Neue Leitschienen an den vorderen Bremsbelüftungen werden nach innen hin größer, um den Fluss vom Frontflügel aufzufangen und ihn zur Rückseite der Vorderreifen zu leiten. Um dem Y250-Wirbel zu helfen, gibt es neue Luftleitbleche nahe der vorderen Aufhängung - auch wieder im aktuellen Design, mit drei Leitschienen und einem Planteller entlang ihrer Unterseiten.

Am Heck werden die Aufhängungs-Blocker beibehalten, aber der Boden um den Diffusor ist unmerklich verändert. Der Unterboden vor den Hinterreifen wurde mit neuen Schlitzen geöffnet, um den Strom, der von den Hinterrädern kommt, zu verschieben, um so die Störungen am Diffusor zu verringern.


Fotostrecke: F1 Backstage: Spielberg

Zusätzlich gibt es eine größere, quadratischere Ecke am Diffusor, die mehr Volumen in sich schafft. Zudem gibt es Red-Bull-ähnliche Wirbelerzeuger, die unterhalb des Unterbodens in der Mitte des Diffusors angebracht wurden. Das ist eindeutig ein komplettes Redesign der Airflow-Struktur. Es muss einiges an Entwicklungsaufwand für dieses Paket gebraucht haben, sowohl im Windkanal wie auch bei den Fertigungs-Ressourcen.

Ferrari

Ferrari hat seine Setups während der Freien Trainings aufgeteilt und dabei einen Mix aus neuen und alten Ansätzen verfolgt. Kimi Räikkönen fuhr ein Setup mit mehr Abtrieb, wobei der dadurch entstehende Nachteil beim Luftwiderstand teilweise durch kleinere Lüftungsschlitze ausgeglichen wurde.

An Fernando Alonsos Auto wurde der gegensätzliche Ansatz verfolgt. Es gab einen kleineren Heckflügel, aber mehr Hilfsmittel, um Luftwiderstand zu reduzieren, wie die angeblasenen Vorderachsen (die seit Bahrain nicht gesehen wurden), einem flacheren Heckflügel, einfacheren hinteren Bremsbelüftungen und einer anderen Endplatte am Frontflügel.

Fernando Alonso

Ferrari hat im Training sogar zwei Varianten getestet Zoom

Beide Autos fuhren mit schmaleren Seitenkästen, die in Kanada eingeführt wurden. Das realtiv kühlere Wetter von Österreich passt besser zum engen Bodywork. Außerdem fuhr Raikkönen auf Anfrage der FIA mit den neuen Titan-Streifen. Diese sind allerdings nicht performance- oder sicherheitsrelevant, sondern sollen auf Geraden und Bodenwellen Funken erzeugen. Nico Rosberg hat diese Teile ebenfalls probiert. Sie sind Teil eines neuen Technischen Regelpaketes, das für 2015 vorgeschlagen ist.

Red Bull

Wie so oft gab es bei Red Bull keine offensichtlichen neuen Teile. Das Auto scheint äußerlich eine Variation der Kanada-Spezifikation zu fahren, allerdings mit einer neuen Endplatte am Heckflügel und kleineren Flicks am Frontflügel, die an der Innenseite der Endplatte befestigt sind. Zusätzlich wurde der größere Monkey-Seat aus Monaco wieder eingeführt, um dem steileren Heckflügel auf dieser Strecke gerecht zu werden.

Red-Bull-Nase

Die Änderungen am Red-Bull-Flügel sind nur minimal Zoom

Dass am Donnerstag Teile erst spät ankamen, und dass die ersten Versuche am Freitag mit Flow-Vis-Farbe an Frontflügel und Diffusor unternommen wurden, deutet darauf hin, dass das Auto einige Gestaltungsänderungen im Detail hatte, welche durch den Farbtest erst verifiziert werden mussten.

Toro Rosso

Als Teil der langsamen Veröffentlichung von Upgrade-Teilen hat Toro Rosso diverse neue Items mit zum Red-Bull-Ring gebracht. Zualler erst fällt ein neuer Frontflügel mit breiten Stufenflügelchen und zwei separaten Flaps auf dem Flügel auf - statt nur einem großen Flap mit einem Spalt auf nur einem Teilbereich.

Über dem neuen Flügel befinden sich neue Stufenflügelchen. Diese folgen dem breiten Flügelchen-Design und besitzen in der Mitte ein r-förmiges Leitblech. Außerdem wurden die Leitbleche unter der Vorderradaufhängung geupdatet und besitzen nun drei Elemente mit einem flachen Bereich an der Basis.

Force India

Updates, die eigentlich erst in Großbritannien erwartet wurden, erschienen in Österreich früher als gedacht. Eine überarbeitete Nase, Luftleitbleche und Kühlöffnungen in den Seitenkästen wurden während des Trainings am Auto gefahren.

Die neue Nase ist eigentlich eine überarbeitete Version der existierenden Crashstruktur. Die Verbindungen, die den Frontflügel an der Nase befestigen, wurden nach vorne erweitert und die Vorderkante der oberen Nase wurde verkürzt. Da dies keine strukturellen Teile sind, benötigen diese Änderungen keinen neuen Crashtest. Die neuen Stützen halten den Frontflügel in der relativ gleichen Position, befestigen den Flügel aber nun mit einem längeren Teil, anstatt den Frontflügel nur mit einer kleinen Überlagerung an seiner Hinterkante zu treffen.

Dies ist eigentlich konträr zu dem, was alle anderen Teams tun. Vielleicht ändert es zusammen mit den neuen Leitelementen unter der Nase den Luftstrom des Y250 und lässt ihn eher außen um die Seitenkästen herum laufen als das alte Design. Vielleicht liegt es auch teilweise an den Änderungen der Seitenkästen, die der Vorläufer zu den anderen Änderungen waren.

Force-India-Nase

Force India hat eine neue Halterung für die Nase eingepackt Zoom

Wie Ferrari in Kanada hat auch Force India seine Seitenkästen verkleinert und die größere zentrale Kühlöffnung entfernt, und dafür Ausflussschächte entlang der Seite der Flaschenform geschaffen, die durch die hintere Aufhängung weitergeführt werden und oberhalb des Diffusors austreten. Das scheint der aktuelle Trend zu sein, da es einen guten Kühlungsbereich bietet, der für diese heiß laufenden Motoren wichtig ist und die heiße Luft davon abhält, andere Aerodynamikflächen am Auto zu stören.