• 18.06.2014 17:33

  • von Bernd Mayländer

Bernd-Mayländer-Kolumne: Servus, Österreich!

Der große Grand-Prix-Check des Safety-Car-Fahrers: Warum beim Österreich-Grand-Prix schon die Anreise ein Erlebnis ist und wer die besten Siegchancen hat

Titel-Bild zur News: Safety-Car im Jahr 2001

Bernd Mayländer bei einem Safety-Car-Einsatz im Jahr 2001 in Österreich Zoom

Servus, liebe Leser,

es gibt Dinge im Leben, da rückt selbst der von mir so geliebte Motorsport in den Hintergrund. 196 lange Tage sind zwischen Michael Schumachers Skiunfall und der Meldung vergangen, dass er aus dem Koma aufgewacht ist. Für mich die beste Nachricht der Woche! Jetzt wünsche ich ihm weiterhin gute Besserung und seiner Familie viel Kraft, und dass man ihnen die Ruhe lässt, die sie in so einer sehr privaten Situation verdienen. Das Schönste wäre dann, Michael eines Tages wieder im Fahrerlager die Hand schütteln zu können.

Noch bevor Michaels Aufwachen bekannt wurde, waren wir beim Grand Prix von Kanada in Montreal. Das war eine Show, die wirklich jeden fasziniert hat! Die beiden Mercedes-Silberpfeile waren lange Zeit wieder überlegen, wurden am Ende in einem tollen Rennen aber doch gesprengt. Happy wird daher nur Nico Rosberg sein, der damit seinen Vorsprung in der Meisterschaft ausgebaut hat - und natürlich Daniel Ricciardo, ein Sieger, mit dem sich alle freuen.

Tolle Leistung von Daniel Ricciardo

Er hat einen super Job gemacht, das ganze Wochenende schon, und er hat verdient gewonnen. Er hat keinen Fehler gemacht und hatte im richtigen Moment das entscheidende Körnchen übrig, und das konnte er auch noch richtig umsetzen. Dann ist so ein Sieg auch verdient, auch wenn Mercedes Probleme hatte. Aber ich finde, er war an dem Tag in Montreal der stärkste Fahrer. Richtig gut gemacht! Und ein supernetter Kerl ist er obendrein.

Nico Rosberg hat sich im Training gegen Lewis Hamilton ein bisschen schwer getan, aber ganz wichtig war dann, Lewis im Qualifying zu schlagen und dann auch im Rennen vor ihm zu führen. Er hat zwei Rennen gewonnen und stand immer auf dem Podium, ist damit verdienter Führender in der Gesamtwertung. Genau so gewinnt man eine Meisterschaft. Montreal war also ein echt geniales Wochenende - so darf's gern weitergehen!

Ich bin übrigens schwer davon überzeugt, dass Mercedes auch der Red-Bull-Ring sehr gut liegen wird. Eine kleine Unsicherheit bleibt nach dem letzten Rennen: Hat man den Fehler mit dem Hybridsystem gefunden? So gesehen rechne ich auch mit einer starken Leistung der "Roten Bullen", denn die werden bei ihrem Heimrennen alles daran setzen, sich gut zu verkaufen. Ein Sieg gegen Mercedes wäre aber unter normalen Umständen schon eine Überraschung.

Höhenlage als technische Herausforderung

Eine wichtige Rolle spielt, dass die Strecke mit 700 Metern über dem Meeresspiegel relativ hoch liegt. Dadurch haben die Motoren weniger Leistung und die Ingenieure müssen die Antriebe richtig auf die dünnere Höhenluft einstellen. Vom Wetter her kann es in Spielberg ganz schnell zwischen sehr heiß und fast frostig und nass umschwenken. Das ist fast wie am Nürburgring und hängt sicher auch mit der Lage im Gebirge zusammen.

Red Bull hat seit dem letzten Rennen im Jahr 2003 zwar die Boxenanlagen und die Tribünen umgebaut, aber die Strecke selbst ist unverändert geblieben. Sie bietet mindestens zwei optimale Überholmöglichkeiten und drei lange Geraden. Die Kurven sind in einem Geschwindigkeitsbereich, wo man noch nicht so viel Downforce aufbaut, da kann also keiner vorne wegfahren. Deswegen glaube ich, dass da ein spannendes Rennen auf uns zukommt.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Österreich

Traumhafte Landschaft in Österreich

Landschaftlich ist Spielberg wirklich wunderschön, und daher freue ich mich auch ganz besonders auf dieses Wochenende. Alleine schon die Anreise mit dem Auto durch Österreich, zum Beispiel an Salzburg vorbei und durch das Gebirge, macht Lust auf mehr. Am ehesten kann man das noch mit Spa-Francorchamps vergleichen, wo die Formel 1 auch in einer sonst ziemlich verschlafenen, aber wunderschönen Gegend fährt.

Man sieht Österreich bei den TV-Übertragungen aus Spielberg so, wie Österreich wirklich ist. Ganz nah an der Strecke gibt es Weiden und Kuhstallungen - wunderschöne Aufnahmen. Und ich genieße auch die Gemütlichkeit und die Gastfreundschaft der Österreicher. Man sitzt am Abend irgendwo in einem Gasthof und isst eine zünftige österreichische Leckerei. Das alles schafft eine Atmosphäre, in der man sich sehr willkommen fühlt. Fast ein bisschen wie im Urlaub...

Bernd Mayländer und Alan van der Merwe

Bernd Mayländer mit Medical-Car-Fahrer Alan van der Merwe in Montreal Zoom

Für mich als Safety-Car-Fahrer ist der Ablauf am Wochenende übrigens genau gleich wie sonst. Klar, damals gab es noch keine Safety-Car-Linie 1 und 2, aber das spielt keine Rolle für den Ablauf. Ich werde ganz normal am Donnerstagnachmittag meinen Track-Test fahren. Vom Rahmenprogramm her haben wir mit GP2, GP3 und Porsche-Supercup wieder volles Programm. Das heißt, ich werde von Samstagnachmittag bis Sonntagnachmittag meistens im Auto sitzen und ein bisschen auf die Fahrer aufpassen.

Euer

Bernd Mayländer