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  • 09.06.2014 22:03

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

All-American Haas: Little Italy und ein bisschen Hollywood

Der Formel-1-Neuling setzt beim Chassisentwurf auf seine Basis in Kannapolis und will Ferrari als Antriebspartner - Danica Patrick wäre "der große Wurf"

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Formel-1-Neueinsteiger sich in der jüngeren Vergangenheit entweder schon in der Bewerbungsphase als Luftnummern entpuppten oder wie HRT im Grand-Prix-Zirkus scheiterten, will ein Mann aus North Carolina die Festung Königsklasse stürmen. Die Rede ist von Gene Haas und seinem Projekt Haas Formula. Der 61-Jährige ist Maschinenbau-Unternehmer, überzeugter Patriot, Rennauto-Fanatiker und seit wenigen Wochen mit einer FIA-Lizenz für die Formel 1 ausgestattet.

Titel-Bild zur News: Gene Haas

Gene Haas trägt seine Motorsport-Begeisterung gerne nach außen Zoom

Er sagt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com': "Es gehört sehr viel mehr zum Motorsport als einen schnellen Wagen zu bauen." Dieses Kerngeschäft allerdings will Haas unbedingt mit eigenem Know-how in Kannapolis im US-Bundesstaat North Carolina bestreiten, wenn 2016 der Einstieg in die Formel 1 erfolgt. Die Kapazitäten des Teams scheinen dafür mehr als geeignet, schließlich verfügt das Technikzentrum des Haas-eigenen Automotive-Konzerns, der als Sponsor und Eigner auftritt, über gigantische Kapazitäten.

Entsprechend selbstbewusst stellt sich Haas den Herausforderungen: "Im Moment ist es der Plan, es selbst zu machen. Wenn man das nicht tut, ist man nicht der Konstrukteur. Wir müssen intellektuell der Ideengeber sein", betont er auf den Chassisbau angesprochen. Seit Initiierung des Projektes jedoch hält sich das Gerücht, die US-Initiative sei mit der italienischen Schmiede Dallara im Bunde. Das Traditionsunternehmen aus der Nähe von Parma könnte als Subunternehmer auftreten: "Ich wäre nicht überrascht, wenn Dallara es baut", deutet Haas an.

Ferrari ist erste Wahl

Auch in Sachen Antriebsstrang soll es Verbindungen nach Italien geben, genauer gesagt zu Ferrari. In Insiderkreisen galt die Partnerschaft genau wie die mit Dallara als fix. Laut Haas muss das nicht mehr aktuell sein: "Wir haben nichts unterschrieben. Das war vor ein oder zwei Monaten das Geschäftsmodell", schränkt der NASCAR-Teambesitzer ein, will aber in dieser Frage zügig für Klarheit sorgen. "Das Motoren- und Getriebepaket wäre die halbe Miete. Ein Chassis zu entwerfen, das ist unsere Aufgabe", gibt Haas die Marschroute vor.

Er bekennt sich dazu, eine Partnerschaft mit Ferrari anzustreben: "Die Leute sind großartig und wir hoffen, dass wir mit ihnen arbeiten können. Es gibt ja ohnehin nicht so viele Motorenzulieferer." Als großen Pluspunkt seines Plans wertet es Haas, der seinen Einstieg um ein Jahr auf die Saison 2016 verschoben hat, genügend Gelegenheit für die Personalakquise zu haben. "Das Gute daran ist, dass wir die Leute langsam einführen können. Sie können nicht jeden Tag vor Ort sein", denkt er an derzeit anderweitig gebundene Kräfte.


Fotos: Ferrari präsentiert den neuen Motor


Danica Patrick? "Die rennen uns die Bude ein!"

Sorgen um die undurchschaubare Politik in der Formel 1 macht er sich als Rookie nicht, sondern lässt seinen uramerikanischen Hang zum Showbusiness spielen. "Die Leute scheinen eigentlich relativ normal zu sein. Ich mag aber ein bisschen Verrücktheit. Das braucht es für interessante Geschichten", meint der studierte Finanzwirt, der einen ganz besonderen amerikanischen Traum hat: Danica Patrick. Sein Interesse an der NASCAR-Amazone hatte er unlängst geäußert, jetzt malt er sich die sensationelle Verbindung in farbenfrohen Bildern aus.

Danica Patrick

Danica Patrick wäre in der Formel 1 auf Anhieb ein großer Star Zoom

Haas gerät ins Schwärmen: "Es wäre großartig, wenn das klappen sollte. Das wäre ein großer Wurf. Eine US-Amerikanerin am Steuer und auch noch konkurrenzfähig!" Obwohl Sponsoring und Finanzierung über seinen Maschinenbau-Konzern abgedeckt sind, würde die Personalie das Projekt noch interessanter für Partner und Medien machen: "Oh mein Gott, da würden sie uns die Bude einrennen! Da bräuchten die Kameras nirgends anders mehr hin. Wir sehen das doch in der NASCAR. Die Menge an Leuten, die sie in der Boxengasse umringt - sie bekommt so viel Aufmerksamkeit wie Dale Earnhardt jun."