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  • 01.05.2014 08:40

  • von Dominik Sharaf

Senna: Raritäten aus dem 'Youtube'-Archiv

Erinnern Sie sich noch, wen Ayrton Senna vor laufender Kamera knutschte und wer von ihm eine Torte ins Gesicht gedrückt bekam? 'Youtube' hat die Antworten

(Motorsport-Total.com) - Stöbern auf der Videoplattform 'Youtube' hat schon so machen verschollenen Schatz wieder zum Vorschein gebracht. Denn selbst bewegte Bilder aus der Ära von VHS und Betamax - der Hochzeit des Ayrton Senna - lassen sich auf dem Portal massenhaft finden. Anlässlich des 20. Todestages des dreifachen Weltmeisters hat auch die 'Motorsport-Total.com'-Redaktion eifrig in den Archiven gewühlt und einige Schmuckstücke aus der Karriere des großen Brasilianers herausgekramt.

Titel-Bild zur News: Ayrton Senna

Senna wie ihn die Formel-1-Fans kennen: Als Sieger, aber nicht immer strahlend Zoom

Mit dabei sind seine Anfänge in der Formel 1, Liebkosungen für eine japanische Reporterin, Zeugnisse einer Fehde mit dem damaligen FIA-Präsidenten Jean-Marie Balestre, eine Torte im Gesicht von Kumpel Gerhard Berger und Szenen einer Ehe - genauer gesagt dem Duell mit Alain Prost, das sich auf und abseits der Rennstrecke in allerlei Facetten abspielte. Dass Senna unvergessen ist, beweist eine witzige Hommage McLarens genau wie ein schlafloser Lewis Hamilton.

Als Rookie in der Britischen Formel 3 (Quelle: unbekannt)
Bewegte Bilder des jungen Senna sind eine Seltenheit. Ein Kamerateam, das 1983 bei Testfahrten zur Britischen Formel 3 filmte, wird nicht geahnt haben, welches Kaliber Rennfahrer da vor der Linse stand. "Ich bin noch sehr jung, 22 Jahre. Wenn ich dann in der Formel 1 fahre, bin ich auch erst 25 Jahre alt", erklärt Senna einem Journalisten. Er hatte sich getäuscht: Schon eine Saison später sollte er in die Königsklasse einsteigen. Traurige Randnotiz: Will Hoy, der in dem Beitrag ebenfalls zu sehen ist, war ebenfalls kein langes Leben beschert. Er starb 2002 an einem Hirntumor.

"New Driver! New Pads!" (Quelle: unbekannt)
Mit Williams, McLaren und Toleman erlaubten es Senna 1983 gleich drei Teams, ihre Formel-1-Autos zu testen. Von einem Fernsehreporter danach gefragt, ob der junge Brasilianer eine Option für die kommende Saison sei, entgegnet Teamchef Frank Williams: "Er ist nur da, weil wir uns kürzlich mal getroffen haben. Wir nehmen keine jungen, unerfahrenen Piloten. Aber wenn du das Auto haben willst, um ein Gefühl dafür zu bekommen, kannst du es einen Tag lang fahren."


Senna beim Formel-3-Test

Ein dicker Kuss für die japanische Reporterin (Quelle: 'Japan TV')
"Konichiwa" und "Arigato" - was er so alles an Japanisch gelernt hat, hatte Senna einer Reporterin aus Fernost 1987 schnell erzählt. Er kann sich das Grinsen nicht verkneifen, als sie ihm berichtet, dass sie und überhaupt alle Japanerinnen auf ihn stehen. Ob die Dame sich in ihrem Leben noch einmal das Gesicht gewaschen hat und ob alle Umstehenden im Paddock ihren Schreikrampf mit intaktem Gehör überlebt haben, ist nicht überliefert.


Erste Ausfahrt in Formel-1-Boliden

(Fast) eine Watsche für Jean-Marie Balestre (Quelle: unbekannt)
Wer hätte es Senna verübeln können, hätte er dem damaligen FIA-Präsidenten Jean-Marie Balestre, der aus seiner Bevorzugung für Landsmann Prost keinen Hehl machte, saftig eine geknallt? Auf dem Podium nach dem US-Grand-Prix 1991 beließ es Senna, der kurz zuvor den "Professor" auf der Strecke übertrumpft hatte, bei einer angedeuteten "Watschen" und machte wie so oft gute Miene zum bösen Spiel.


Liebkosungen einer kichernden Japanerin

"Prost kommt mit mir einfach nicht klar!" (Quelle: unbekannt)
Senna hätte schon 1993 zu Williams wechseln können, wo mit der Wunderwaffe FW15C samt aktiver Radaufhängung vielleicht der vierte WM-Titel auf ihn gewartet hätte. Das Problem: Prost hatte einen Vertrag unterschrieben und wehrte sich mit aller Macht dagegen, das alte McLaren-Stallduell wieder aufleben zu lassen. "Er lehnt das total ab und hat klar gesagt, dass er mit mir nicht klarkommt, weil ich zu viel Druck mache", sagt Senna damals den TV-Journalisten.


Siegerehrung des US-Grand-Prix 1991

...und Prost ist ein Feigling! (Quelle: unbekannt)
Es kam nur äußerst selten vor, dass Senna in der Öffentlichkeit so richtig der Kamm anschwoll. Einer dieser Momente war die Pressekonferenz nach dem Portugal-Grand-Prix 1992, als er seine Meinung über den Staatsfeind Nummer eins ungeschminkt zum Ausdruck bringt: "Prost sollte ein Sportsmann sein. Was er tut, ist, sich wie ein Feigling zu verhalten. Er sollte sich darauf vorbereiten, gegen jeden anzutreten, um den Titel zu gewinnen." Nigel Mansell kann sich ein Kopfnicken, ein Grinsen und einen kräftigen Schulterklopfer nicht verkneifen.


Senna-Interview 1992

Kuchenattacke auf Gerhard Berger (Quelle: 'Eurosport')
Senna und der Humor pflegten ein kompliziertes Verhältnis. Der Paulista galt als nachdenklich, eigenbrötlerisch und häufig in sich gekehrt. Über Witze konnte er zwar lachen, sie selbst zu erzählen gelang ihm aber kaum. Er zeigte sich nur in wenigen Momenten wirklich unbeschwert. Dazu gehört eine Szene im Vorfeld des Belgien-Grand-Prix 1993, als im Fahrerlager der 34. Geburtstag Gerhard Bergers gefeiert wurde und sein guter Freund eine besondere Überraschung parat hatte.


Pressekonferenz nach dem Portugal-Grand-Prix 1992

Mit dem Honda NSX in Suzuka (Quelle: unbekannt)
Die Verbindung Sennas zu Honda war eine besondere, schließlich hatten die Japaner den Superstar bei allen seinen drei Titelgewinnen mit Motoren ausgestattet. Sein Fachwissen wussten auch die Ingenieure des Autokonzerns zu schätzen und holten sich seine Meinung bei der Abstimmung des Sportwagens NSX ein. Senna zeigte ihnen mit schnellen Runden auf der firmeneigenen Rennstrecke in Suzuka, was sich hinter dem Steuer eines 274 PS starken Serienfahrzeugs alles bewerkstelligen ließ.


Berger feiert Geburtstag in Spa-Francorchamps

Kartduell mit Prost in Paris-Bercy (Quelle: 'Eurosport')
Der beinharte Zweikampf mit Prost war für Senna eine Prestigeangelegenheit. Beim damals extrem beliebten Kart-Festival von Paris-Bercy trafen jedes Jahr kurz vor Weihnachten die besten Piloten aus allen Rennserien aufeinander und maßen sich mit gleichem Material. Pures Können war gefragt - und das vor dem Heimpublikum des ungeliebten Franzosen, der sich damals in einem epischen Duell mit Senna durchsetzte - aber auch nur, weil der Motor des im schneeweißen Overall gestarteten Brasilianers seinen Geist aufgab.


Senna testet den Honda NSX in Suzuka

Lewis Hamilton fährt Sennas MP4/4 (Quelle: 'BBC')
Viele Rennfahrer der aktiven Generation zählen Senna zu ihren Vorbildern. Auch wenn Lewis Hamilton sein Helmdesign entgegen der Überlieferung nicht seinem Idol widmete, sondern einfach eine gut sichtbare Farbe wollte, schwärmt kaum ein Pilot so sehr für Senna wie der Brite. Für die 'BBC'-Show 'Top Gear' durfte er den McLaren MP4/4, das Weltmeister-Auto von 1988, testen. "Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ich hatte diesen Sound in meinen Kopf, wenn der Wagen durch Monaco braust", so Hamilton vor der Ausfahrt.


Senna versus Prost: Das Duell von Paris-Bercy

Die Senna-Story im 'Tooned'-Comic (Quelle: McLaren)
Für McLaren und insbesondere für den Patron Ron Dennis bleibt Senna unvergessen. Klar, dass die Truppe aus Woking dem Brasilianer auch eine Folge ihrer Animationsfilm-Reihe 'Tooned' widmete. Anspielungen auf Sennas unbändigen Wettbewerbsgeist, seine Gelüste nach Geschwindigkeit und seine philosophische Art brachten die Macher gekonnt humorvoll unter. Synchronisiert wurde die Figur übrigens von Ayrtons Neffe Bruno, der selbst jahrelang in der Formel 1 unterwegs war.


Hamilton auf Sennas Spuren

Mit dem Kino- und Dokumentarfillm "Senna", der 2010 anlief, hat es die Legende auch auf die Leinwand geschafft. Der Streifen erzählt viele Randgeschichten eines bewegten Lebens und wurde auf internationalen Filmfestivals mehrfach ausgezeichnet.


Tooned: Das Senna-Spezial