Bianchi sorgt für Partystimmung: Endlich Punkte für Marussia!

Mit seinem neunten Rang sorgt Jules Bianchi im 83. Rennen für die aller ersten Punkte von Marussia, dabei war das Rennen von vielen Hindernissen durchzogen

(Motorsport-Total.com) - Endlich! 83 Rennen hat es gedauert, doch jetzt kennt der Jubel bei Marussia keine Grenzen mehr: Jules Bianchi sorgte beim Großen Preis von Monaco für die ersten Punkte des russischen Hinterbänkler-Teams. Richtig gehört: Punkte, Mehrzahl! Auf Rang acht fuhr der Franzose über die Ziellinie im Fürstentum, nach einer zusätzlichen Zeitstrafe wurde er letztendlich als Neunter gewertet.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi

Das Marussia-Team feiert Platz neun und die ersten Punkte seiner Geschichte Zoom

Die zwei Punkte sind für Marussia die ersten Zähler in der mittlerweile fünften Saison - inklusive den Anfängen als Virgin-Team. "Wir haben lange darauf gewartet, und jetzt haben wir es geschafft", jubelt Bianchi über seine ersten Formel-1-Punkte. "Ich bin sehr stolz auf das Team. Sie haben einen sehr guten Job gemacht, und ich freue mich, dass ich ihnen dieses Resultat schenken kann."

Dabei war der Monaco-Grand-Prix aus Sicht von Bianchi alles andere als einfach. Gleich zwei Strafen bekam der Franzose aufgebrummt, die erste für ein Vergehen am Start, die auch Teamkollege Max Chilton und Sauber-Pilot Esteban Gutierrez erhielten. Laut Rennleitung standen die drei Piloten nicht richtig in der Startbox. Bianchi klärt die Sache auf: "Gutierrez hat einen Startplatz weiter vorne gehalten, Max ebenfalls. Als ich das gesehen habe, wollte ich das Gleiche tun. Ich war in der gleichen Reihe wie Kobayashi, was nicht meine Reihe gewesen ist."

Strafe gefährdet Punkterfolg

Gutierrez stellte sich auf den freien Startplatz von Pastor Maldonado - dahinter rückten alle anderen auf. "Es war definitiv ein Fehler", gibt Bianchi zu - und zwar einer, der ihm fast die ersten Punkte gekostet hätte, hätten Kimi Räikkönen und Kevin Magnussen die Haarnadel ordentlich bekommen. Denn die Fünf-Sekunden-Strafe schleppte der Franzose durch das gesamte Rennen, weil er sie bei seinem einzigen Boxenstopp durch das Safety-Car nicht ableisten durfte.

"Aber wir mussten stoppen", wirft Sportdirektor Graeme Lowdon bei 'Sky Sports F1' ein. "Also haben wir die Strafe trotzdem abgesessen, weil wir das gleich erledigen wollten. Die Regeln sind da etwas unklar. Aber wir sind dann einfach weitergefahren, weil wir gesehen haben, dass in diesem Rennen unsere große Chance lauern könnte." Und die kam letzten Endes auch vorbei - trotz nachträglicher Fünf-Sekunden-Strafe. "Wenn es die Regeln sind, dann werde ich mich nicht beschweren. Ich bin in den Punkten, von daher ist es kein Problem", lacht Bianchi.

John Booth, Jules Bianchi

Überglücklich: Teamchef John Booth freut sich mit seiner Frau über den Erfolg Zoom

Überhaupt waren es die Wochen von Marussia. Erst glänzte Chilton beim Barcelona-Test mit einer Bestzeit, jetzt folgen in Monaco die ersten Punkte. "Das Team hat einen super Job gemacht seit dem Barcelona-Test", muss der Franzose anerkennen. "Wir wussten, dass wir schneller sein würden, aber wir hatten auch Glück." Zum Beispiel beim wohl entscheidenden Überholmanöver gegen Caterhams Kamui Kobayashi in der Rascasse.

Entscheidendes Manöver gegen Kobayashi

Bianchi presste sich optimistisch neben den Japaner und legte so den Grundstein für den heutigen Erfolg. "Jules hat ein großartiges Manöver gegen Kobayashi gezeigt. Das war beeindruckend", ist auch Teamchef John Booth die Szene in Erinnerung geblieben. "Er hat die Chance ergriffen und ist Kimi Räikkönen durch die Rascasse gefolgt." Und wie hat es Bianchi selbst erlebt? "Es war ein wenig eng, aber ich habe gesehen, dass er ein wenig vom Gas gegangen ist. Also bin ich inne hineingefahren. Er hat die Tür zugemacht, aber ich war schon daneben."

Der Rest war Bangen und Beten in der Box von Marussia. Als Bianchi nach 78 Runden Monaco über den Strich fuhr, war klar, dass die ersten Punkte für das Team unter Dach und Fach sind - und dass man nun einen enormen Vorteil im Kampf gegen Rivale Caterham hat, die als Elfter knapp an den ersten Zählern vorbeischrammten. "Es ist ein großartiges Resultat für das Team", reiht sich auch Chefingenieur Dave Greenwood in die Jubelarien ein. "Es ist ein Lohn für die harte Arbeit, die wir in den vergangenen Wochen und Monaten investiert haben. Die Quali lief für Jules nicht gut, aber im Rennen war er einfach exzellent."

Jules Bianchi

In diesem Moment fährt Jules Bianchi sein bestes Ergebnis in der Königsklasse ein Zoom

"Ich denke, er war in den ersten Rennen etwas frustriert, weil die Resultate nicht da waren", spricht er weiter. "An diesem Wochenende war es komplett anders. Er hatte das Vertrauen vom Barcelona-Test im Auto, und das hat einen massiven Unterschied gemacht. Die Balance des Autos ist nun so, wie er es will." Und die konnte Bianchi nun dazu nutzen, um für Marussia Geschichte zu schreiben. Er ist der erste Pilot, der Zähler für das Team holen konnte.

Glock sendet Glückwünsche

Erste Glückwünsche kamen übrigens von einem, dem das nicht vergönnt war: Timo Glock. "Glückwunsch an Marussia zu Platz acht und ihren ersten Punkten in der Formel 1", schrieb er via 'Twitter' und bescheinigte auch seinem Nachfolger Jules Bianchi einen "guten Job". Der Deutsche selbst hatte drei Jahre lang erfolglos versucht, einen Zähler für das Team einzufahren. Sein zwölfter Rang aus Singapur 2012 wurde als bestes Teamresultat heute übrigens auch übertroffen.

Und auch Teamkollege Max Chilton freut sich für sein Team, auch wenn er selbst mit Platz 14 nicht viel dazu beitragen konnte: "Es ist ein fantastischer Tag für das Team", sagt er bei 'Sky Sports F1' und geht kurz auf sein Rennen ein: "Bei mir sind es eher gemischte Gefühle. Es war einfach ein Tag, an dem nichts geklappt hat. Alles, was schieflaufen konnte, ging schief. Für das Team ist es einfach großartig, den langersehnten Punkt auf solch einer besonderen Strecke zu bekommen. Jules hat einen tollen Job gemacht."

Bei Marussia wurde im Übrigen schon eine dicke Party für heute Abend angekündigt, die man in vollen Zügen genießen wird, bevor man sich wieder auf das Sportliche konzentriert, denn auch wenn die ersten Punkte nun eingetütet sind, hat man im Hause Marussia schon neue Ziele vor Augen: "Achter", grinst Teamchef John Booth auf die nächste Herausforderung angesprochen.