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  • 19.04.2014 15:21

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Williams warnt: "Haben unser Pulver nicht verschossen"

Techniker Smedley will den FW36 in allen Bereichen verbessern und sich vor den etatmäßigen Topteams halten - Bottas sieht Fortschritte mit Siebenmeilenstiefeln

(Motorsport-Total.com) - Wer die Saison von Williams bewerten will, muss sich gut überlegen, welche Maßstäbe er ansetzt. Verglichen mit den Leistungen des Jahres 2013, als das Team nur fünf WM-Punkte holte, ist die aktuelle Form eine Sensation. Im Verhältnis zu den überragenden Auftritten bei den Testfahrten im Vorfeld der Saison, als die Traditionsmannschaft sogar Klassenprimus Mercedes Paroli bot, mag man sogar von einer Enttäuschung sprechen. Valtteri Bottas tut das nicht, wäre aber trotzdem lieber weiter vorne.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Smedley und Bottas schweben offenbar mit ihrer Einschätzung auf einer Wellenlänge Zoom

Der Finne zieht nach drei Rennen eine erste Bilanz: "Es ist alles in allem immer noch wirklich positiv. Vielleicht hatten wir keine perfekten Rennen. Aber wir haben doch einige Zähler geholt." Um ganz genau zu sein, sind es schon jetzt sechsmal so viele wie 2013, aber der Youngster sinnt auf weitere Erfolge. Rob Smedley wurde bereits gefragt, ob er enttäuscht sei, dass Williams aus einem guten Auto kein Kapital schlägt. "Das denke ich überhaupt nicht", wiegelt der ehemalige Ferrari-Ingenieur ab. "Wir haben einen vernünftigen Job gemacht, wenn auch keinen perfekten Job."

Dennoch glaubt Smedley daran, dass Williams im Saisonverlauf nicht wie bereits befürchtet von finanzstärkeren Teams wie Red Bull, Ferrari oder McLaren abgehängt wird. Er verweist auf die Infrastruktur in Grove, die sowohl aerodynamischen als auch mechanischen Aufgaben gewachsen ist. "Wir haben unser Pulver nicht verschossen", betont der Brite und entfacht keinen Zeitdruck: "Wir müssen nur die richtige Richtung einschlagen, dann entwickeln wir uns. Es ist nicht das Ziel, es schnell durchzuziehen. Auch wir verstehen uns darauf, Updates zu bringen. Keine Panik."

Williams hat Fortschritte in der eigenen Hand

Schon in China hat Williams einige Teile im Gepäck, deren Auswirkungen Bottas im Regen von Schanghai goutiert. Mehr Abtrieb hilft bei Nässe, auch das Arbeitsfenster der Reifen wurde verbessert. "Trotzdem sind wir im Trockenen besser", so der 24-Jährige. Er lobt die allgemeine Entwicklung: "Alles ist besser geworden, sogar Boxenstopps. Jetzt messen wir uns mit Teams um uns herum, 2013 waren wir dazu nicht in der Lage. Es ist nicht nur das Auto, es ist alles." Der Ansatz, mehr als einen Bereich in Betracht zu ziehen, trifft Smedleys Herangehensweise.

Auch die Philosophie der beiden deckt sich: "Es gibt Dinge, die wir hätten besser machen können, aber es liegt an uns", sagen sie unisono. Smedley ergänzt: "Weil die Antriebsstränge noch so neu sind, werden die Schritte größer sein als zuletzt. Die Aerodynamik ist aber noch immer genauso wichtig, auch das Reifenmanagement. Es wäre fahrlässig, sich auf eine Sache zu konzentrieren." Der 40-Jährige sieht beim FW36 Abtriebsdefizite, dafür Vorteile auf den Geraden. "Der Abstand war aber einfach zu groß, als dass es nur um Abtrieb gegangen wäre", blickt Smedley auf 2013.


Fotos: Williams, Großer Preis von China, Samstag


Das Problem, Temperatur in die Pneus zu bekommen, kann sich bei seiner Lösung jedoch schnell in ein Problem mit dem Reifenverschleiß verwandeln. Bottas hofft, dass das Williams-Hoch seine Karriere voranbringt: "Es ist immer besser, wenn man ein Auto hat, das vorne mitmischt. Die Leute sehen eher die Top 10 als die Plätze zwischen 15 und 20." Smedley glaubt, dass er mit dem Wechsel von Maranello nach Grove eine gute Entscheidung getroffen hat. "Alles wegen dem Cash", witzelt er. "Nein, ich sehe Potenzial. Wenn ich ein kleiner Teil dessen sein kann, was Williams dahin bringt, wo wir sein sollten, ist das eine klasse Sache."