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Wie lange hält der Force-India-Aufschwung diesmal?

Bereits im vergangenen Jahr war Force India die Überraschung der ersten Rennen, 2014 soll die Luft aber nicht so schnell ausgehen: Teamchef Mallya kennt die Stärken

(Motorsport-Total.com) - Der Blick auf die WM-Tabelle lässt viele im Fahrerlager erstaunt die Augenbrauen hochziehen: Force India liegt hinter Mercedes derzeit auf Rang zwei. Mit dem ersten Podestplatz seit 2009 konnte sich das Team von Vijay Mallya endlich das langersehnte Ziel erfüllen und wieder einen Fahrer zur Siegerehrung schicken - und das verdient. Dass Sergio Perez am Ende gegen Red Bulls Daniel Ricciardo noch einmal um das Podium zittern musste, war dem Einsatz des Safety-Cars geschuldet.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez, Vijay Mallya

Vijay Mallya und Sergio Perez feiern den ersten Podestplatz seit 2009 Zoom

Ohne das Zusammenschieben des Feldes wären die beiden Force India wohl ohne Schwierigkeiten auf die Ränge drei und vier gefahren, und zeigten so, dass der VJM07 auf das Podium kommen kann, ohne auf das Pech der Konkurrenten vertrauen zu müssen. "Wir sind aus eigener Kraft Dritter und Fünfter geworden, und nicht weil irgendjemand anderes Pech hatte", betont Teamchef Mallya bei 'formula1.com'. "Das zeigt, dass wir konkurrenzfähig sind, und mit allen großen Teams mithalten können."

Die Frage ist nur: Wie lange wird der kleine Rennstall aus Silverstone den Großen in die Suppe spucken können? Schon im vergangenen Jahr kam Force India sehr gut aus den Startlöchern, und wäre in Bahrain beinahe auf das Podium gekommen, doch spätestens nach dem Rennen in Silverstone, als Pirelli die Reifenmischungen umstellte, spielten die Inder im Kampf um vordere Platzierungen keine Rolle mehr. Damals hatte man nach acht Rennen 59 Punkte auf dem Konto - in diesem Jahr sind es bereits 44.

Finanzstärkere Konkurrenz drückt

Wird 2014 also die erfolgreichste Force-India-Saison in der Geschichte des Teams? "Das ist natürlich eine finanzielle Frage", wirft TV-Experte Marc Surer bei 'Sky' ein. "Im letzten Jahr haben sie ja nach vier Rennen schon angefangen am neuen Auto zu bauen und haben nicht mehr weiterentwickelt. Das hat das Ganze natürlich ein bisschen eingebremst." Doch der Schweizer weiß, dass ein gutes Auto zu Saisonbeginn schon einmal eine gute Ausgangsposition ist - auch wenn man nicht unbedingt das Geld für die ganz große Entwicklung hat. Wie Force India.

"Ich weiß, wo unsere Grenzen liegen", sieht auch Mallya ein, dass Platz zwei wohl nur eine Momentaufnahme sein dürfte, "aber ich weiß auch, zu was wir im Stande sind. Ich denke, wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir immer auch über unseren Möglichkeiten Leistung bringen können. Während andere ihre Autos weiterentwickeln, schlafen auch wir nicht." Doch die Konkurrenz ist nicht gerade von geringem Kaliber. Mercedes ist schon weit enteilt, und von hinten drücken Namen wie Red Bull, Ferrari oder McLaren.


Fotostrecke: Pressestimmen zum Bahrain GP

Natürlich ist man sich bei Force India bewusst, dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis die anderen Rennställe ihre Baustellen in den Griff bekommen haben. "Red Bull wird die Dinge schon wieder zum Laufen bringen und zu einer Gefahr für Mercedes werden", glaubt auch Co-Teamchef Robert Fernley. "In der Zwischenzeit müssen wir einfach versuchen, unsere Position zu halten."

Die Momentaufnahme genießen

Doch warum eigentlich nur nach hinten schauen, fragt sich Mallya? "Natürlich sind die Mercedes sehr, sehr stark, daher bin ich nicht sicher, ob wir sie abfangen können - aber wir werden es versuchen", scherzt er. Doch nein, der Geschäftsmann ist nicht jeglicher Realität entschwebt, er weiß genau, dass es für sein Team schon ein Kraftakt ist, überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben: "Verglichen mit den anderen haben wir ein begrenztes Budget, und ich bin sehr froh, dass wir mit unseren limitierten Ressourcen noch wettbewerbsfähig sind."

Und so genießt man im ehemaligen Jordan-Rennstall die Momentaufnahme und das Podium in Bahrain, auf das man so lange gewartet hat - und das man sich hart erkämpft hat. Denn Perez und Hülkenberg mussten sich durch ihre Strategie vielen Konkurrenten stellen, behielten aber meist die Oberhand - wie auch häufiger gegen Ferrari, was den Teamchef richtig in Wallungen versetzt hat. "Bei Ferrari denken die Leute ja immer an ein Weltmeister-Team. Als ich am Monitor gesehen habe, dass wir die Ferrari viermal überholt haben, das war ein großartiger Moment für mich", lacht er.

Sergio Perez

Der Moment der Erlösung: Sergio Perez bringt den dritten Platz nach Hause Zoom

Doch während Bahrain im vergangenen Jahr schon der Höhepunkt aus Teamsicht gewesen ist, soll das in dieser Saison nicht so bleiben. Mallya will noch einige Male für Aufsehen sorgen und den großen Teams in die Suppe spucken: "Wir haben eine gute Basis und ein konkurrenzfähiges Auto, das haben wir in den letzten drei Rennen gezeigt. Und ich hoffe, dass wir alle anderen unter Druck setzen können."