• 18.04.2014 12:20

  • von Stefan Ziegler

Formel Effizienz: Wieso es keine andere Wahl gab

Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting erklärt, weshalb sich die Meisterschaft auf das neue Antriebsreglement eingelassen hat und was das bedeutet

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat sich verändert. Und das nicht zu knapp. Doch die entscheidenden Neuerungen sind nicht etwa so einfach zu erkennen wie die neuen Frontpartien der Autos. Sie befinden sich im Inneren der Rennwagen. Und sie stellen eine Revolution dar. Denn so wichtig war Effizienz noch niemals zuvor in der Formel 1. Was die Frage aufwirft, weshalb sich die Meisterschaft dahin orientiert hat.

Titel-Bild zur News: Renault-V6-Antriebsstrang im Detail

Komplexe neue Technologie: Der Formel-1-Antriebsstrang aus dem Hause Renault Zoom

Laut Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting habe die Rennserie schlicht und ergreifend den jüngsten Trends in der Automobil-Industrie folgen müssen. "Es gab schon seit geraumer Zeit die Ansicht, dass die Formel 1 als oberste Formel-Kategorie auch bei moderner Technologie auf der Pole-Position stehen sollte. Auch die Automobil-Hersteller wandten sich mehr und mehr diesem Thema zu", sagt Whiting.

So sei nach und nach der Eindruck entstanden, dass auch die Formel 1 einen solchen Weg beschreiten müsste. "Es wäre dumm gewesen, all dies zu ignorieren", meint Whiting. Er spricht dabei auch von Selbsterhaltung: "Wir hätten sonst möglicherweise einige Automobil-Hersteller verloren. Sicherlich hätte das dann auch andere Hersteller davon abgehalten, der Meisterschaft beizutreten."

Alles begann mit einem Treffen im April 2010

Die Formel 1 hat sich aber für ein neues Reglement entschieden. Und damit hat der Sport ein neues Gesicht bekommen. Zurück geht all dies auf ein Treffen in Paris im April 2010, als der Grundstein für die neuen Formel-1-Statuten gelegt wurde. "Vor vier Jahren haben wir damit begonnen, gemeinsam mit den Herstellern daran zu arbeiten." Und schon bald hat man erkannt: So einfach wird es nicht.

"Effizienz", sagt Whiting, "war schon damals das wichtigste Schlagwort. Und am Anfang stand das Ziel, die Effizienz um 50 Prozent zu verbessern. Im Laufe der Zeit hat sich das aber gewandelt. Es hat sich nämlich alsbald als zu ehrgeizig für den Beginn dieser neuen Motoren-Ära herausgestellt. Und so einigten wir uns auf das, was wir nun haben. Und dieser neue Motor ist 35 Prozent effizienter als der bisherige."

Was Mercedes-Motorenchef Andy Cowell als "großen technologischen Fortschritt" wertet. Schließlich dürfe man beim 1,6-Liter-V6-Turbomotor der Formel 1 nicht vergessen, dass der Verbrennungsmotor nur ein Teil des Antriebsstrangs darstelle. "Darin untergebracht sind ja auch noch die beiden Energie-Rückgewinnungssysteme", erklärt Cowell. Er spricht von "MGU-H" und "MGU-K" für Hitze- und Bremsenergie.

Fortschritte trotz unveränderter Hardware

All dies mache den Formel-1-Antriebsstrang der Generation 2014 zu einer bahnbrechenden Neuerung für die Meisterschaft. "Die Bedeutung dieses Schritts darf nicht unterschätzt werden", meint Cowell. "Die neuen Antriebsstränge erzielen eine bessere thermische Effizienz als jeder Motor eines Straßenwagens. Das Managen des Energie-Haushalts ist ebenso ein Teil der Gesamteffizienz des Rennautos."

Und mit dieser Technologie habe man die Türe gerade einmal leicht geöffnet und noch lange nicht komplett aufgestoßen, wie er sagt. "Es wird rasche Fortschritte geben, selbst während der Saison. Wir haben das ja schon in den ersten Rennen gesehen - ohne dass die zugrundeliegende Hardware verändert worden wäre. Das wird sich so fortsetzen", erklärt Cowell. Und 2015 beginnt alles von Neuem.


Fotostrecke: So funktioniert ERS

"Dann", so der Mercedes-Motorenchef weiter, "werden wir eine neue Version des Antriebsstrangs homologieren. Und da haben wir wieder eine Parallele zum normalen Straßenverkehr: Jede neue Autogeneration ist effizienter als ihre Vorgänger." In der Formel 1 trifft diese Aussage auf jeden Fall zu: Statt wie bisher über 150 Kilogramm Sprit benötigt ein aktuelles Auto nur noch 100 Kilogramm pro Rennen.