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Fahrer solidarisieren sich: Notfalls Streik?

Sämtliche Formel-1-Fahrer haben einen Solidarpakt unterschrieben, der notfalls zum Streik führen könnte, wenn von den Teams ihre Gagen nicht bezahlt werden

(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass sich mehrere Formel-1-Teams schon seit Jahren in einer finanziellen Schieflage befinden. Leidtragende sind neben hunderten Mitarbeitern, die ihre Gehälter oftmals viel zu spät, manchmal nur teilweise und selten gar nicht sehen, auch die Fahrer. Spätestens durch den Fall Kimi Räikkönen, bei dem Lotus Rückstände in zweistelliger Millionenhöhe hatte (und noch hat), ist dieses Thema auch in der breiten Öffentlichkeit auf dem Schirm.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Die Fahrer solidarisieren sich: Wenn Gehälter nicht gezahlt werden, droht Streik Zoom

Doch während es mit Räikkönen einen Superstar trifft, der finanziell wahrlich nicht am Hungertuch nagt, sind auch einige weniger prominente Fahrer betroffen. Nico Hülkenberg zum Beispiel soll erst zu Force India gewechselt sein, als ihm Force India eine Bankgarantie über 1,9 Millionen Euro vorgelegt hat - und zwar nicht nur für zukünftige Gehälter, sondern auch als Sicherheit für Geld, das ihm das Team noch aus den Jahren 2011 und 2012 schuldete. Sauber hatte zu jenem Zeitpunkt ebenfalls Schulden bei ihm.

Adrian Sutil hat bei Force India angeblich bis heute nicht seine vollen vereinbarten Bezüge gesehen, Romain Grosjean läuft bei Lotus seinen Gehältern hinterher und Räikkönen wartet immer noch auf seine Gage. Immerhin hat Lotus inzwischen damit begonnen, die Schulden beim "Iceman" in Raten abzubezahlen. Durch die Häufung dieser und weiterer Fälle ist unter den Fahrern eine Stimmung der Solidarität entstanden, die im äußersten Fall sogar zu einem Streik führen könnte.

Diskussionen begannen bereits im vergangenen Herbst

Ihren Anfang nahm diese Entwicklung im vergangenen Herbst, als Räikkönen wegen seiner ausstehenden Gehälter vorzeitig aus dem Lotus-Vertrag ausstieg. "Kimi ist nicht der Einzige, leider", meinte Daniel Ricciardo im November 2013 gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Das ist die Königsklasse des Motorsports. Wenn ein Fahrer wie Räikkönen nicht bezahlt wird, dann ist der Sport nicht in bester Verfassung. Da muss man sich etwas überlegen. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden."

"Wenn ein Fahrer wie Räikkönen nicht bezahlt wird, dann ist der Sport nicht in bester Verfassung." Daniel Ricciardo

"Wir wissen, dass bei mehr als einem Fahrer Versprechen nicht eingehalten wurden", so der damalige Toro-Rosso-Pilot. "In der GPDA sprechen wir über diese Dinge. Wenn andere Fahrer in so einer Situation sind, müssen wir ihnen helfen. Bisher wurde es noch nicht intensiv besprochen, aber dieses Jahr steigt die Wahrnehmung dieses Themas. Wir wissen, dass in diesem Sport viel Geld kursiert. Wir müssen nur sicherstellen, dass es richtig verteilt wird."

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' haben die Ende 2013 aufgenommenen Diskussionen in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen, und zwar nicht nur innerhalb der Fahrergewerkschaft GPDA. Alle aktuellen Fahrer wurden daraufhin geschlossen bei Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone vorstellig, der ihnen jedoch kurz angebunden mitteilte, dass er nicht helfen könne und dies eine Angelegenheit sei, die die Fahrer mit ihren Teams selbst regeln müssen.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Bahrain

Solidarität auch schriftlich festgehalten

Gesagt, getan: Am Rande des Grand Prix von Malaysia haben alle Fahrer ein Papier unterschrieben, in dem sie schriftlich ihre gegenseitige Solidarität festhalten. Teil der Vereinbarung ist, dass es im äußersten Fall sogar zu einem Streik kommen könnte, falls Fahrergagen weiterhin nicht bezahlt werden. Denkbar, dass in diesem Fall zunächst einmal ein Freies Training boykottiert wird, völlig ausgeschlossen (wenngleich eher unwahrscheinlich) ist aber auch der Boykott eines Rennens nicht.

Bemerkenswert ist, dass die Fahrer an einem Strang ziehen, dass selbst Nicht-GPDA-Mitglieder an Bord sind und sämtliche Schwerverdiener der Königsklasse in den Topteams, die ihre Gehälter in der Regel zuverlässig überwiesen bekommen, ihre weniger gut betuchten Kollegen unterstützen. Denn längst nicht alle Formel-1-Piloten sind Millionäre, sondern einige fahren ganz im Gegenteil für sehr wenig oder gar kein Geld, bringen in manchen Fällen sogar Sponsorengelder mit, um ein Cockpit zu bekommen.

Hinzu kommt, dass insbesondere junge Fahrer in der Regel noch kein Geld verdient haben, bis sie in der Formel 1 landen, sondern im Gegenteil oftmals Familiengeld anzapfen mussten, um ihre Karriere zu finanzieren. Das beginnt schon bei einer professionellen Saison im Kart, die inzwischen mehr als 100.000 Euro kosten kann, und geht bis hinauf zu einem GP2-Spitzencockpit mit bis zu 1,8 Millionen Euro pro Saison. Dann auch in der Königsklasse nichts zu verdienen, ist für solche Fahrer ein hartes Brot...