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  • 08.04.2014 13:51

  • von Rencken, Nimmervoll und Wittemeier

Diskussion um Regeländerungen jetzt beendet?

Die große Bahrain-Show hat kritische Stimmen verstummen lassen: Gehen die Diskussionen um etwaige Anpassungen am Regelwerk dennoch in die nächste Runde?

(Motorsport-Total.com) - Plötzlich spielte Lautstärke keine Rolle mehr. Der spannende und spektakuläre Grand Prix von Bahrain hat den Kritikern des neuen Formel-1-Reglements den Wind aus den Segeln genommen. Am Wochenende in Manama waren die anhaltenden Diskussionen über schlechten Sound, spritsparendes Cruisen und Haltbarkeit der Motoren in ein Krisentreffen gemündet. FIA-Präsident Jean Todt, Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und Ferrari-Boss Luca di Montezemolo konnten jedoch keine Ergebnisse präsentieren.

Titel-Bild zur News: Paddy lowe

Mercedes-Sportdirektor Paddy Lowe ist gegen kurzfristige Anpassungen Zoom

"Die, die sich beschweren, sind meistens lauter als die, die zufrieden sind", meint Todt gelassen. Der Franzose will von Regeländerungen nichts wissen. "Vor zwei oder drei Jahren hatte ich ein Treffen mit den Streckeneigentümern. Sie haben ihre Probleme zum Ausdruck gebracht. Eines davon war, dass sie ihre Strecken mit den heutigen Umweltgesetzen nicht mehr so intensiv nutzen können, wie sie es gerne würden, weil die Autos zu laut sind. Wir mussten also etwas unternehmen."

Montezemolo ist ganz anderer Ansicht. Aus Sicht des Italieners leidet die Formel 1 derzeit unter mehreren "Krankheiten". Als ersten Punkt nennt der Ferrari-Präsident den Zwang zum Spritsparen. "Die Fahrer müssen pushen können", sagt er. Weiter: "Zweitens gibt es da noch die 'Musik' der Motoren. Formel 1 ohne den Sound der Motoren ist wie Italien ohne Pasta." Der Sound ist dem erklärten Gegner der V6-Turbos ein Dorn im Ohr. Montezemolo teilt diese Abneigung mit Ecclestone.

Bernie und sein Hörgerät

"Mein Freund Bernie hat ein Hörgerät, weil seine Ohren vom Lärm kaputt sind", scherzt Todt, der sich nicht auf weitere Diskussionen um etwaige Anpassungen einlassen will. "Zu sagen, dass wir uns um die ganzen Beschwerden nicht kümmern, wäre falsch. Wir werden etwas unternehmen, mit allen Herstellern, die in der Formel 1 involviert sind", erklärt Todt. Dies wird aber nicht mehr in diesem Jahr passieren. Vielleicht nicht einmal zur kommenden Saison.

"Wir müssen sehen, wie wir kurz-, mittel- und langfristig mehr Lautstärke bekommen können. Das werden wir versuchen - und dafür wird es auch einstimmige Zustimmung geben", erklärt Todt. Man müsse nun nach Lösungen suchen, die eben keinen kurzfristigen Eingriff ins aktuelle Regelwerk nach sich ziehen. Die Motorenhersteller, die von der aktuellen technologischen Entwicklung in der Formel 1 begeistert sein müssten, sollen entsprechende Ansätze liefern.

"In der WEC sind dieses Jahr Audi, Toyota, Porsche und andere Hersteller am Start. Die kommen wegen komplett neuer Regeln. Durch die neuen Regeln in der Formel 1 haben wir Honda ermutigt, in die Formel 1 zu kommen. Renault wäre sonst vielleicht weg, und ich bin mir auch nicht sicher, ob Mercedes ohne die neuen Regeln noch da wäre", macht Todt noch einmal Werbung für die neue Regeln. "Wir brauchen eine Zukunftsvision mit neuen Technologien."


Fotos: Testfahrten in Sachir


Marathon kürzer, weil Läufer nicht fit?

"Ich denke, dass Jean eine vernünftige Herangehensweise an den Tag legt. In den vergangenen Tagen haben wir viele absurde Vorschläge gehört", stimmt Mercedes-Sportdirektor Paddy Lowe zu. "Erst hat man nach 110 Kilogramm Benzin gerufen, dann aber bemerkt, dass die gar nicht in den Tank passen würden. Dann hieß es, die Rennen sollten verkürzt werden. Können wir das der Öffentlichkeit wirklich als Fortschritt verkaufen? Das wäre ja so, als würde man einen Marathon um ein paar Kilometer kürzen, weil man meint, die Läufer seien nicht fit genug."

"Diese lächerlichen Diskussion über Benzinsparen sollte aufhören. In den ersten Rennen haben wir nicht mehr im Sparmodus fahren müssen als in den Jahren zuvor. Das war alles ganz normal", sagt Brite. Lowe hat allerdings leicht reden, denn die Mercedes-Triebwerke sind derzeit dominant. "Wer mit dem Verbrauch Probleme hat, der muss halt nachbessern. Es geht im neuen Reglement eben um Effizienz. Wer sich darauf einstellt, der kommt auch damit zurecht."

"Die Regeln sind zu kompliziert", kontert Montezemolo. "Man versteht nicht, warum man ein Gerät braucht, das in jeder Runde den Benzinverbrauch misst. So soll es nicht sein. Aber ich möchte nicht, dass die Leute das Gefühl bekommen, dass wir alles ändern möchten, weil Mercedes in Führung liegt. Als Mercedes würde ich dann natürlich auch nichts ändern wollen. Aber vielleicht sollten wir für die Zuschauer etwas ändern, um das Interesse an der Formel 1 zu steigern, ohne zu tief in die technischen Dinge einzusteigen", zeigt sich der Italiener am Ende doch milde.