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  • 28.03.2014 16:02

  • von Dominik Sharaf

Spielzeug deluxe: Werner kauft (fast-)historischen Tyrrell

Sportwagen-Ass Marco Werner hat einen 017 aus dem Jahr 1988 erstanden und erfüllt sich so den späten Traum von der Formel 1: "Will Gas geben und Spaß haben"

(Motorsport-Total.com) - Um Formel 1 zu fahren, braucht es keinen Vertrag bei Red Bull. Es reicht eine gehörige Portion Enthusiasmus, etwas Kleingeld und das nötige Können am Volant. Alle drei Qualitäten - allen voran die dritte - bringt Sportwagen-Ass Marco Werner mit. Der Audi-Werksfahrer erfüllte sich einen Traum, indem er einen Tyrrell 017 von 1988 erstand, der vor 26 Jahren in der Königsklasse startete. "Ein erschwingliches Abenteuer und ein Riesenspaß", frohlockt Werner im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Marco Werner

Marco Werner ist stolzer Besitzer eines eigenen Formel-1-Rennwagens Zoom

Auf die Idee, sich ein Formel-1-Auto anzuschaffen, kam der 47-Jährige mehr oder weniger zufällig. Ausgangspunkt war ein alter Formel Ford von 1985, der lange in Einzelteilen in einer Garage schlummerte. Bei einem Unfall war der Bolide vor 28 Jahren schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, Werner wollte ihn in seinen Originalzustand versetzen. "So reizte es mich wieder, etwas Schnelleres zu fahren. Im Internet wird insbesondere in Großbritannien viel angeboten, so bin ich auf den Tyrrell gestoßen. Und er war gar nicht so teuer", sagt Werner. Ein Glücksfall.

Der 017, der einst dem Briten Julian Bailey gehörte, wechselte den Besitzer. Der Preis bewegt sich auch deshalb im Rahmen, weil für die historische Formel-1-Serie der FIA nur Autos bis maximal Baujahr 1985 zugelassen sind. Das wirkt sich auf den Wert aus. "Eine Zukunftsinvestition, die günstig zu erstehen war", gibt Werner zu bedenken. Allerdings befand sich im Tyrrell nicht der richtige Motor, sondern ein Drei-Liter-Cosworth-Aggregat. In der Originalkonfiguration fuhr der Wagen mit 3,5 Litern Hubraum. "Wenn er historisch wird, dann soll er original sein", erklärt Werner. Er lässt deshalb nachrüsten.

Zunächst nur an Testtagen unterwegs

Eine direkte Verbindung zum Auto gibt es nicht. Zwar war Werner in den Achtzigerjahren nach seinem Formel-3-Sieg in Monaco eine Testfahrt beim Rennstall aus Ockham versprochen worden, doch dazu kam es nie. Es scheiterte am Geld, schließlich blühte in Werners Jugendtagen die Ära der Paydriver auf. "Deshalb habe ich den Sprung in die Formel 1 nie geschafft", blickt der gebürtige Dortmunder zurück und freut sich darauf, seinem neuen Spielzeug Auflauf zu gönnen. In vier Wochen wird der Wagen bei ihm angeliefert, sein ehemaliger Formel-3-Mechaniker macht ihn fit.

Werner reibt sich schon jetzt die Hände: "Das ist wie ein großer Formel 3, nur mit weniger Laufleistung", freut er sich. Circa alle 3.000 Kilometer muss der Wagen zur Revision, vorausgesetzt er bleibt sonst unversehrt. Denn Werner will den Tyrrell richtig kitzeln: "Ich habe das Auto gekauft, weil ich zwischendurch wieder etwas Schnelleres fahren will. Ein GT3-Auto auf der Nordschleife ist ein großer Anspruch, aber wenn ich Le Mans kommentiere...", erklärt Werner, wieso er sich nach mehr Tempo und Power sehnt. Mit dem 017 geht es zunächst nur zu Testtagen auf die Strecke.

Julian Bailey

Das ist das gute Stück: Julian Bailey fuhr den 017 in der Saison 1988 Zoom

Eine Perspektive für den Wettbewerb bietet die private Boss-GP-Serie, die jedoch nur wenig Trainingsmöglichkeiten offeriert - und damit wenig Raum für technische Pannen eines frisch überholten Autos. "Ich will Gas geben und den Spaß genießen. Vielleicht auch nicht mit den ganz Wilden", sagt Werner, der sein Projekt locker angeht und sich noch nicht sicher ist, ob er tatsächlich in den Rennbetrieb einsteigt. Stattdessen will er mit dem Tyrrell möglichst viel fahren - damit der sich im Ruhestand nicht die Reifen plattstehen muss und er Le Mans wieder unbeschwert kommentieren kann.