20.03.2014 10:01

Lotus-Bosse Lopez & Ruhan: Die letzten Playboys?

Im Interview vergleichen sich die Lotus-Besitzer mit Danny Wilde und Brett Sinclair, Protagonisten der Kultserie "Die Zwei": Wer besser pokert, prügelt und Auto fährt

(Motorsport-Total.com) - Das Goldene Zeitalter der Formel 1 mit exzentrischen Privatiers, wildem Partyleben und Jetset ist vorbei. Wirklich? Die Lotus-Teilhaber Gerard Lopez und Andy Ruhan wollen das nicht wahrhaben und erinnern in einem Interview der besonderen Sorte an die Parallelen, die zwischen ihnen und den Hauptfiguren der Kultserie "Die Zwei" - der US-Selfmademan Danny Wilde und der englische Adelige Lord Brett Sinclair, zwei Abenteurer und Playboys gespielt von Tony Curtis und Roger Moore - bestehen.

Titel-Bild zur News: Andrew Ruhan, Gerard Lopez

Ruhan und Lopez: Die, die das Goldene Zeitalter wiederaufflammen lassen? Zoom

Frage: "Wann habt ihr euren Kumpel zum ersten Mal getroffen?"
Andy Ruhan: "Ich kann es nicht genau sagen, aber ich ist gut möglich, dass ich Gerard zum ersten Mal auf der Rennstrecke getroffen habe. Als ich erstmals mit Genii zu tun hatte, habe ich den Namen Gravity wiedererkannt, aber ich wusste nicht woher. Dann dämmerte es mir, dass ich im Jahr zuvor mit einer Dodge Viper bei den 24 Stunden von Dubai teilgenommen habe - dort sind Gerard und Eric den SLS gefahren. Wir haben also als Rivalen auf der Strecke angefangen. Einer der beiden hat mich aufgehalten, obwohl er zwei Klassen über mir war."

Ein Crash zum Kennenlernen

"Irgendwann war ich so genervt, dass ich ihm in einem Kurveneingang einen kleinen Stups gegeben und somit drehend von der Strecke geschickt habe. Ich konnte weitermachen! Weil es mein Fehler war, habe ich aber eine Verwarnung bekommen. Aber die hätten einfach nicht so langsam fahren sollen! Als ich das dann realisiert habe, wusste ich kurz vor dem Unterzeichnen der Verträge nicht, ob sie jetzt wütend oder nachtragend mir gegenüber waren. Deshalb dachte ich, es wäre vielleicht besser, diese Geschichte zu erzählen und mit offenen Karten zu spielen. Natürlich konnten wir beide darüber lachen, und Gerard sagte, wenn er in dem Auto gesessen hätte, hätte ich ohnehin nicht aufschließen können."

Gerard Lopez: "Wahrscheinlich, ich sagte wahrscheinlich, weil es nur eine kurze Begegnung damals bei den 24 Stunden von Dubai war. Andy ist für ein anderes Team gefahren und hatte Zank mit einem unserer Fahrer. Ich war in einem Mercedes SLS mit Eric Lux und ich glaube, er war in einer Viper unterwegs. Jedenfalls trafen wir uns über gemeinsame Freunde irgendwann wieder und erzählten uns Renngeschichten - die eben erwähnte eingeschlossen. Ich bin sicher, Andy hätte sich gewünscht, dass ich am Steuer saß, als er mit dem SLS gekämpft hat. Ich war es aber nicht, Andy!"

Frage: "Wer hat die bessere Auto-Sammlung?"
Ruhan: "Gerard, und zwar mit komfortablem Vorsprung! Er hat die erstaunlichste und vielseitigste Auto-Sammlung. Ich habe nur ein paar Autos, denn ich fahre auch mit allem, was ich besitze, Rennen. Es ist vollkommen unmöglich, dass er mit allem, was er hat, an den Start geht! In dieser Hinsicht ist er mir also weit voraus."

Trailer zur Kultserie "Die Zwei"

Besserer Rennfahrer? Heikles Thema!

Lopez: "Ich schätze, ich schlage ihn bei der Anzahl, aber Andy überrascht mich immer wieder mit den coolsten Schlitten! Kürzlich hat er mir seinen neusten historischen Rennwagen gezeigt - einen Studebaker Lark Rennwagen aus den frühen Sechzigern. Wer hat denn so etwa? Ernsthaft! Das ist definitiv die Wahl eines Kenners. Ich bin also beeindruckt, Andy!"

Frage: "Wer ist der bessere Rennfahrer?"
Ruhan: "Das ist schon ein viel heikleres Thema! Ich würde sagen, wenn du anfängst mit dem Rennsport, dann merkst du, dass nur 10 Prozent wirklich Wettkampf sind, während 90 Prozent aus Gelaber und Ausreden bestehen, warum man nicht schneller war als der andere Kerl. Ich bin wahrscheinlich bei den zehn Prozent besser, er bei den anderen 90 Prozent."

Lopez: "Leute - uninformierte Journalisten - haben Andy und mich als widerstrebende Gegenpole innerhalb des Lotus-Teams porträtiert. Vielmehr sind wir aber enge Freunde und genießen die Zusammenarbeit hier und bei vielen anderen Deals, bei denen Eric Lux auch sehr aktiv ist. Aber wenn es ums Rennen geht, dann würde ich nur sagen, dass ich größer bin, also passe ich viel schwieriger in die gleichen Autos, die er fährt. Das ist natürlich ein Riesenproblem. Wenn wir also ungefähr die gleichen Rundenzeiten fahren, bin ich aufgrund meines Gewichts somit theoretisch schneller. Macht Sinn, oder?" [Source: No.1765 of the International Racing Driver Excuse Handbook]

Wie einst James Hunt: Als die Formel 1 noch ein Ort für Playboys war Zoom

Frage: "Danny Wilde (Tony Curtis) oder Lord Brett Sinclair (Roger Moore)?"

Ruhan: "Ich komme aus relativ bescheidenen Verhältnissen und das Problem bei diesem Vergleich ist, dass wir uns wohl beide eher einen Danny Wilde nennen würden. Ich bin durch und durch ein irischer Junge. In bin Industrieller und habe mich um die meisten Geschäfte, in die ich involviert war, sehr genau gekümmert - wo immer ich auch war. Ich denke, es tut dir gut, wenn du das Geschäft aus der Perspektive der Teammitarbeiter siehst. Das macht mir Spaß."

Zweimal Tellerwäscher-Karriere

Lopez: "Definitiv Danny Wilde. Ich bin auf eine Schule gegangen, wo 82 Prozent der Kinder Migrationshintergrund und wenig Geld hatten. Ich bin zweimal von der Schule geflogen und habe meine erste Firma viel mehr mit einer Kreditkarte aufgebaut als mit einem Erbe. Und wenn ich das kulinarisch begründen müsste: Cheeseburger statt Kaviar."

Frage: "In 'Die Zwei' begegnen sich beide erstmals in einer Bar und prügeln sich. Wer würde von euch beiden gewinnen?"

Ruhan: "Ich würde wahrscheinlich verlieren, weil Gerard sicher irgendwelche Leute um sich hätte, die ihm helfen. Er ist da viel überzeugender als ich."

Lopez: "Was für Techniken wären denn erlaubt? Ehrlich gesagt würden wir uns nicht prügeln, aber wenn doch, dann würden wie 'Die Zwei' nach deren erstem Treffen einen Auftrag erledigen,. Das ist die Kombination unserer Talente, um andere zu schlagen."

Fotos: Lotus, Großer Preis von Australien

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Frage: "Wie würdet ihr euch gegenseitig beschreiben?"

Ruhan: "Gerard hat ein außergewöhnliches Gehirn, aber er ist doch sehr menschlich. Es gehen eine Menge Dinge in seinem Schädel vor, aber wenn es dann mal ein Problem mit der Familie oder mit etwas anderem dieser Natur gibt, ist es auch das erste Thema, was in einer Diskussion zur Sprache kommt. Er wird immer ein Ohr für menschliche Angelegenheiten haben, bevor er jemals hinterfragen würde, ob der Deal für ihn profitabel ist."

Lopez, der Pokerkönig

Lopez: "Andy ist anfangs ein bisschen schwierig zu lesen, aber sobald du den echten Andy kennst, findest du eine erstaunliche Person in ihm. Andy ist nett und hat für einen smarten und zielstrebigen Menschen eine Menge Humor. Er denkt stets über neue Wege und Möglichkeiten nach, die Dinge anzupacken - ein echter Unternehmer eben! Als Resultat daraus konnten wir viele Gelegenheiten der Zusammenarbeit in den USA und Afrika gewinnen, was übrigens ein sehr spannender Kontinent in unseren Augen ist."

Frage: "Wer wäre der bessere Poker-Spieler?"
Ruhan: "Das wäre Gerard - um Meilen. Ich habe noch nie jemanden so auf Druck reagieren gesehen, wie er das tut. Er bleibt in einer Drucksituation so cool, da scheint ihn nichts aus der Fassung zu bringen. Ich bin mit ihm jetzt seit zweieinhalb Jahren in diesem Geschäft, und wir haben noch nie den einen Punkt erreicht, wo wir uns nicht einig sind. Ich habe ihn auch noch nie schreien gehört. Er ist einfach jemand, den du an der Spitze eines Teams brauchst, denn gerade in der Formel 1 sind der Druck und die Verantwortung extrem intensiv."

Lopez: "Wir sprechen manchmal darüber, weil wir beide Poker-Fans sind, aber ob Sie es glauben oder nicht: Wir haben noch nie gegeneinander gespielt. Andy ist absolut furchtlos, und ich glaube, er würde nie einbrechen. Es würde also schwer gegen ihn. Auch der anderen Seite stehe ich - Angst? Stress? Wie schreibt man diese Wörter? Es würde wohl ein sehr interessantes Spiel werden, und vermutlich würden nur wenige Leute außer uns bis zum Ende am Tisch bleiben."

Fotostrecke: Martini auf Rädern: Legendäre Designs

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Frage: "Worum geht es für euch im Motorsport?"

Ruhan: Ich verfolge den Motorsport bereits mein ganzes Leben lang. Ich habe mich in der Formel Ford versucht und wie jeder andere hatte ich die Hoffnung, eines Tages in der Formel 1 zu landen. Dann habe ich aber einsehen müssen, dass ich dazu niemals gut genug sein werde. Dann kam ich vor zehn Jahren in den GT-Sport - viel später als ich eigentlich hätte dort sein sollen. So habe ich Fuß gefasst und war sogar ganz gut, sodass ich 2011 tatsächlich die Meisterschaft, den GT-Cup-Titel, gewonnen habe."

Liebe gilt dem Flair der Formel 1

"Ich mag den Motorsport nicht nur wegen des eigentlichen Rennens, sondern ebenso wegen der Leute, die involviert sind. Ich mag auch all die technischen Aspekte mit denen du deine Gegner besiegen kannst. Du schaust dir die Daten an und analysierst, wie du noch schneller werden kannst. Die Allgemeinheit hat nicht den blassesten Schimmer, wie viel Arbeit es ist, ein Auto schnell und die Strecke zu bringen. Deshalb sind unsere Social-Media-Kanäle bei Lotus so wichtig, um den Fans diese Einblicke geben."

Lopez: "Die Geschwindigkeit, die PS, der Lärm, das Risiko, aber auch die Kameradschaft. Ich habe kürzlich erst den Film '1' gesehen und ich liebe die Sechziger, Siebziger und Achtziger - wie erreichbar die Formel 1 damals doch noch wahr... Ich bin mit dem schwarz-goldenen Lotus aufgewachsen, und plötzlich taucht Ayrton Senna im Film auf, wie er den großartigen Lotus 97T fährt - mein ewiger Favorit. Ich muss den Film mittlerweile sechsmal geschaut haben und bin jedes Mal wieder von ihm berührt. Manish Pandey, der Drehbuchautor des Films, ist ein Freund von mir; er hat mit dem Streifen den Nagel auf den Kopf getroffen. Das ist Motorsport."