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Experte Schöggl: "Renault-Grundmotor scheint gesund"

Warum Simulationsexperte Peter Schöggl glaubt, dass die Homologationsfrist für Renault keine bösen Folgen hat und zu Saisonende Chaos-Startaufstellungen drohen

(Motorsport-Total.com) - Der 28. Februar 2014 war für Renault ein heikles Datum: An diesem Tag mussten die Motoren bei der FIA eingereicht werden, damit diese homologiert werden können. Die Franzosen waren bei der Entwicklung der neuen Antriebseinheiten in Rückstand geraten. Ende Februar liefen diese bei weitem noch nicht reibungslos. Kein Wunder, dass Red Bull bei der Sitzung der Strategiegruppe vorschlug, die Homologationsfrist um zwei Monate zu verschieben - ein Ansuchen, das aber von den Rivalen des Weltmeisterteams abgelehnt wurde.

Titel-Bild zur News: Renault-V6-Antreibsstrang

Der neue Renault-Motor gilt als Sorgenkind unter den neuen Triebwerken Zoom

Doch wie dramatisch ist dies nun für die Motoreningenieure in Viry-Chatillon? "Wenn das Problem an der Hardware liegt, dann ist es ein echtes Problem", erklärt Ex-Formel-1-Pilot Alex Wurz gegenüber der 'SportWoche'. "Wenn es Software und Kühlung sind, dann können sie aber reagieren. Unterm Strich ist die Renault-Motorensituation jedoch suboptimal."

Homologation für Renault unproblematisch?

Fakt ist, dass Renault derzeit mit Red Bull intensiv an den Einstellungen der Motoren-Software feilt. Sie sind für das Ansprechverhalten des Motors verantwortlich - ein Bereich, über den die Fahrer bei den Tests immer wieder klagten. Zudem heißt es, dass man bei der Homologation eine leistungsstarke Variante des Triebwerks einreichte, um sich für die Zukunft nicht selbst einzuschränken - nun versucht man, das Aggregat mit der Software zu optimieren.

Simulationsexperte Peter Schöggl, dessen Firma AVL unter anderem Motoren-Prüfstände für die Formel 1 herstellt, gibt für die Franzosen Entwarnung. "Renault sagt, dass es für sie nicht dramatisch ist, weil die Teile, die jetzt homologiert wurden, kein Problem sind", sagt der Österreicher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Die Probleme waren eher im Umfeld - also Software und Temperatur. Und mit der Software kann man viel lösen."

"Die Probleme waren eher im Umfeld - also Software und Temperatur." Peter Schöggl

Was wirklich eingefroren wird

Er verweist auf die Problemzonen Fahrbarkeit und Überhitzung, die über den Software-Weg behoben werden können. Zudem seien die Homologations-Richtlinien weniger dramatisch als von vielen angenommen: "Eingefroren werden dieses Jahr lediglich Hauptabmessungen der Motoren, aber nicht die leistungsbestimmenden Komponenten und auch nicht das Umfeld. Bis 2019 werden jedes Jahr weitere Komponenten eingefroren. Die Kolben könnten bis 2018 geändert werden. Ab 2019 sind sie dann endgültig eingefroren - bis 2020. Viel länger hat man es bis jetzt nicht fixiert."

Peter Schöggl

Peter Schöggl hat tiefe Einblicke in die Welt der Formel-1-Simulation Zoom

Schöggl glaubt, dass Renault unter den aktuellen Problemen nicht langfristig leiden wird: "Der Grundmotor von Renault scheint sehr gesund zu sein. Deshalb ist diese Homologationsfrist nicht so tragisch." Dennoch rechnet er diese Saison mit zahlreichen Motorendramen, die allerdings nicht nur Renault betreffen werden. Laut Reglement sind pro Fahrer fünf Antriebseinheiten erlaubt - bei jedem zusätzlichen Aggregat muss der Pilot eine Rückversetzung in der Startaufstellung um zehn Plätze hinnehmen.

Haltbarkeit: Chaotische Startaufstellungen gegen Saisonende?

"Ich glaube, dass dieses Jahr mehrere Teams mehr als fünf Motoren brauchen werden", sagt Schöggl. Chaotische Startaufstellungen gegen Saisonende sind also nicht auszuschließen. "Rein theoretisch könnten sich die Teams darauf einigen, dass alle 22 Fahrer jedes Rennen einen neuen Motor verwenden dürfen, dann würden alle dort stehen, wo sie ohne Motorwechsel stehen würden", meint der Simulationsexperte.

"Ich glaube, dass dieses Jahr mehrere Teams mehr als fünf Motoren brauchen werden." Peter Schöggl

Diesen Weg hält er aber in der Praxis für sehr unwahrscheinlich: "So funktioniert die Formel 1 nicht - da spielen sicher nicht alle mit. Einer wird sicher versuchen, drei oder vier Rennen mit einem Motor zu schaffen. Dann muss man dem Reglement treu bleiben, und die anderen müssen zehn Plätze weiter hinten starten - und lieber das, als zehn Runden vor Schluss mit Motorschaden ausfallen."

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