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Ericsson im Interview: "Vor Regen habe ich keine Angst"

Marcus Ericsson steht vor seinem Formel-1-Debüt - In Melbourne spricht der Rookie über die Unterschiede zur GP2, sein neues Team und das Wetter in Schweden

(Motorsport-Total.com) - Mit Kevin Magnussen, Daniil Kwjat und Marcus Ericsson werden an diesem Wochenende drei Fahrer ihr Debüt in der Formel 1 geben. Für den neuen Caterham-Piloten Ericsson eine ganz besondere Ehre, denn der 23-Jährige wird der erste Schwede in der Formel 1 seit 1991 sein. Vor dem Rennen im Albert Park spricht der Rookie im Interview unter anderem über die Reaktionen aus seiner Heimat, die Unterschiede zwischen der GP2 und der Formel 1 und verrät, warum er keine Angst vor Regenrennen hat.

Titel-Bild zur News: Marcus Ericsson

Marcus Ericsson steht kurz vor seinem ersten Rennen in der Formel 1 Zoom

Frage: "Marcus, du stehst vor deinem ersten Grand Prix. Wie fühlst du dich?"
Marcus Ericsson: "Ich bin sehr aufgeregt. Ich habe eine lange Zeit darauf hingearbeitet und es ist ein großartiges Gefühl, jetzt bei meinem ersten Grand Prix zu sein. Ich freue mich wirklich auf morgen, wo ich zum ersten Mal fahren werde, und natürlich auf das Rennen am Sonntag."

Frage: "Bist Du eher aufgeregt oder hast du mehr das Gefühl, dass dich viel Arbeit erwartet?"
Ericsson: "Ich denke beides trifft zu. Es gibt an einem Rennwochenende viel mehr Arbeit als in der GP2. In der Formel 1 gibt es eine Menge mehr zu tun. Aber natürlich überwiegt die positive Aufregung. Es ist wirklich gut."

Frage: "Was ist der größte Unterschied zwischen der GP2 und der Formel 1?"
Ericsson: "In der GP2 hast du nur einen Renningenieur. Er ist derjenige, mit dem du die ganze Zeit arbeitest. In der Formel 1 arbeitest du mit viel mehr Leuten, die alle eigene Bereiche haben, in denen sie arbeiten, und du musst allen eine Rückmeldung geben."

"Der Unterschied besteht darin, dass man auch während des Fahrens jeden Bereich des Autos verstehen muss, um eine Rückmeldung geben zu können. Das ist ein großer Unterschied. Außerdem hat das Lenkrad viel mehr Funktionen, und man muss während der Runde viele Änderungen vornehmen."

Frage: "Macht es da mehr Spaß zu fahren oder weniger?"
Ericsson: "Ich denke, es ist einfach anders, besonders wegen des neuen Antriebs. Es ist ein anderes Fahrgefühl, aber ich mag es, es macht Spaß."


Rollout des Caterham CT05

Frage: "Wie stressig waren die zwei Wochen zwischen dem letzten Test und dem Saisonstart hier in Australien?"
Ericsson: "Wir haben Vollgas gegeben. In der Fabrik haben wir viel mit dem Simulator gearbeitet und uns auf Melbourne vorbereitet. Wir haben wirklich die ganze Zeit Gas gegeben und es gab nicht viel Freizeit. Aber ich muss hart arbeiten und mich so gut es geht vorbereiten."

Frage: "Fühlt ihr euch denn gut auf die neue Saison vorbereitet?"
Ericsson: "Ich denke, die Tests - vor allem die in der letzten Woche - sind wirklich gut gelaufen. Am letzten Tag bin ich fast 120 Runden gefahren und ich habe Rennstarts und Boxenstopps geübt, all diese Sachen."

"Für mich war das ein sehr wichtiger Tag, denn wenn ich hierher gekommen wäre, ohne einen einzigen Start oder Boxenstopp geübt zu haben, dann hätte ich hier noch mehr lernen müssen. Es ist sehr wichtig, diese Erfahrungen jetzt bereits gemacht zu haben. Das ist jetzt fest in meinem Kopf verankert."

"Keiner weiß, wo er steht"

Frage: "Denkst du, dass ihr wegen des neue Renualt-Antriebs aktuell einen Nachteil habt?"
Ericsson: "Keine Ahnung, das muss man abwarten. Ich denke wir sitzen alle im gleichen Boot und wissen alle nicht genau, wo wir stehen. Aber im Laufe des Wochenendes werden wir sehen, ob wir konkurrenzfähig sind."

Frage: "Ist der Wagen im Vergleich zu deinem GP2-Auto ein großer Schritt nach vorne?"
Ericsson: "Es fühlt sich auf jeden Fall wie ein großer Schritt an. Aber das Auto ist wegen des Antriebs einfach komplett anders, deshalb ist es schwierig zu vergleichen. Aber wenn man wirklich schnell fährt, dann merkt man auf jeden Fall, dass mehr Abtrieb da ist."

Frage: "Stefan Johansson war 1991 der letzte schwedische Formel-1-Pilot. Wie war die Reaktion in deiner Heimat, als bekannt wurde, dass du in die Königsklasse wechselst?"
Ericsson: "Das Echo war viel größer, als ich erwartet hätte. Als ich nach Schweden zurückkam, war es wirklich anstrengend für mich, denn es waren so viele Leute da, die etwas von mir wollten. Das war großartig und ich liebe die Unterstützung, die ich aus Schweden bekomme."


Fotos: Caterham, Großer Preis von Australien, Pre-Events


Frage: "Du hast in Schweden sogar einen eigenen Fanclub. Ist der auch hier in Melbourne?"
Ericsson: "Nein, soweit ich weiß ist niemand von ihnen ihr. Aber ich bin sicher, dass es hier ein paar Schweden gibt. Während der Europasaison werden bestimmt richtig viele dabei sein, denn wir hatten ja seit 23 Jahren keinen Formel-1-Fahrer mehr. Das ist eine lange Zeit und für mich es ist großartig, dass ich Schweden jetzt in der Formel 1 repräsentieren kann."

Gute Zusammenarbeit mit Kobayashi

Frage: "Wie ist die Arbeit mit deinem Teamkollegen Kamui Kobayashi?"
Ericsson: "Bis jetzt lief es wirklich gut, wir kommen gut miteinander aus. Ich denke wir werden eng zusammenarbeiten, denn wir sind ein kleines Team und wir brauchen zwei Fahrer, die zusammenarbeiten und miteinander diskutieren, damit wir das Auto weiterentwickeln können."

Frage: "Das Spritsparen wird dieses Jahr ein großes Thema sein. Musstest Du das in deiner Karriere bisher schon einmal machen?"
Ericsson: "Nein, das ist ganz neu für mich. Die Reifen in der GP2 waren denen in der Formel 1 sehr ähnlich, daran bin ich also gewöhnt. Das Benzinsparen wird eine neue Erfahrung für mich sein, aber ich glaube, das trifft auf die meisten zu, denn kaum einer hat das so schon einmal gemacht."

"Wir haben das während der Tests und im Simulator schon geübt. Man muss das einfach lernen und so gut wie möglich hinbekommen. Ich denke, dass es ziemlich interessant wird, denn der Fahrer kann jetzt einen Unterschied machen, wenn er gleichzeitig Sprit sparen kann, aber trotzdem nicht viel Zeit verliert. Das wird eine Herausforderung für die Fahrer."

"Es ist großartig, dass ich Schweden jetzt in der Formel 1 repräsentieren kann." Marcus Ericsson

Frage: "Aber ist es nicht etwas ernüchternd, dass du dich quasi in eine Rakete setzt, aber dann nicht durchgehend Vollgas geben kannst?"
Ericsson: "(lacht) Das ist schon etwas komisch. Aber es gehört dazu und wie gesagt: Es verlangt den Fahrern mehr ab, man muss jetzt noch auf einem weiteren Gebiet perfekt sein. Du musst nicht nur schnell sein, sondern auch clever."

Das Wetter in Schweden...

Frage: "Du wirst zum ersten Mal im Albert Park fahren, welchen Eindruck hast du von der Strecke?"
Ericsson: "Das stimmt, ich bin zum ersten Mal hier. Die Strecke sieht ziemlich gut und trocken aus. Es ist eine gute Mischung aus einem normalen und einem Straßenkurs. Aus der Sicht des Fahrers ist es auf jeden Fall eine Strecke, auf der man gerne fährt."

Frage: "Hast Du Angst, dass es regnen könnte?"
Ericsson: "(lacht) In Schweden schneit es häufig, also sind wir es gewohnt auf rutschigen Oberflächen zu fahren. Um den Regen mache ich mir keine Sorgen."

Frage: "Welche Erfahrungen hast du bisher mit dem Turbomotor gemacht?"
Ericsson: "Den größten Unterschied merkt man in den langsamen Kurven, die man im niedrigen Gang durchfährt. Das Drehmoment ist da sehr hoch und es ist sehr schwierig, das Durchdrehen der Reifen zu kontrollieren. Die Pirelli-Reifen machen das noch schwieriger und ich denke, dass es im Rennen sehr schwierig werden wird, das Durchdrehen der Reifen zu verhindern."

Frage: "Und wie genau versucht man das als Fahrer zu verhindern?"
Ericsson: "Du musst mit deinem Fuß sehr sanft sein und versuchen, früh hochzuschalten. Das muss man einfach ausprobieren, und ich bin selbst noch dabei zu lernen und den besten Weg zu finden. Es wird auf jeden Fall sehr wichtig sein, dass nicht an jedem Kurvenausgang die Reifen durchdrehen."