Domenicali: "Leider kam der falsche Red Bull ins Ziel"

Für Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali bleibt in Singapur der Platz des besten Verfolgers - Der Italiener sieht die WM-Chancen von Fernando Alonso schwinden

(Motorsport-Total.com) - Zum dritten Mal in Folge war nun Fernando Alonso der erste Verfolger von WM-Favorit Sebastian Vettel. Auch in Singapur fuhr der Ferrari-Pilot auf den zweiten Platz. Der Grundstein dafür war ein sensationeller Start. Anschließend spielte die Scuderia die Strategiekarte. Es war ein herausgefahrener zweiter Platz, obwohl Vettel nie in Schlagdistanz war. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali muss die bittere Tatsache zur Kenntnis nehmen: "Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass Vettel und Red Bull ein besseres Paket sind. Wir versuchen noch das zu bringen, was wir in der Pipeline haben."

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Teamchef Stefano Domenicali muss die Stärke von Red Bull zur Kenntnis nehmen Zoom

"Wir konzentrieren uns aber zu 99 Prozent auf das nächstjährige Auto, denn es ist ein gewaltiges Projekt. Wir müssen ihnen gratulieren, weil sie sehr gute Arbeit leisten", erkennt Domenicali den Erfolg der Konkurrenz an. "Wir pushen aber. Wenn wir zu Saisonbeginn nicht einige Punkte verloren hätten, dann könnte die Situation in der WM vielleicht etwas anders aussehen. Wir müssen versuchen, dass wir dran sind. Unsere Konkurrenz legt die Latte aber sehr hoch. Wir müssen weiterarbeiten."

Platz zwei war wie in Spa-Francorchamps und in Monza das Maximum für Ferrari. "Es war etwas unglücklich, dass wir nach dem ersten Stopp hinter die Resta auf die Strecke gekommen sind. Dabei hat er die Reifen stark beansprucht. Dann hatten wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir attackieren und die Reifen halten nicht bis zum Ende, oder wir versuchen die Reifen so gut wie möglich zu schonen. Für die zweite Möglichkeit haben wir uns schließlich entschieden."

"In jeder Runde haben wir die Situation beobachtet. Die Strategie hat uns heute leider keinen großen Preis gebracht. Wir haben aber die richtigen Entscheidungen getroffen und unser Fahrer hat auf die Reifen gut aufgepasst. Dafür muss ich dem Team gratulieren, dafür freue ich mich sehr. Leider ist der falsche Red Bull ins Ziel gekommen, aber ich muss ihm gratulieren. Er ist ein fantastisches Rennen gefahren."

"Wir können nur versuchen dran zu bleiben. Wenn man Zweiter ist, können sich immer Möglichkeiten ergeben. Wenn Vettel kein Problem hat, dann wird es für uns sehr schwierig, dass wir noch um die WM kämpfen. Es kann aber immer alles passieren. Mark Webber ist in der letzten Runde ausgeschieden. Das kann auch bei Vettel passieren. Man darf niemals nie sagen. Es ist sehr schwierig, aber wir werden es versuchen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Singapur, Sonntag


Hat Ferrari den WM-Titel abgeschrieben, da man sich schon voll und ganz auf das nächstjährige Auto konzentriert? "Nein, das sage ich nicht. Wenn man aber Entwicklungszeit verliert, dann wird es sehr schwierig sie wieder aufzuholen. Es arbeitet noch eine Gruppe am aktuellen Auto, aber das meiste Personal konzentriert sich schon auf das neue Auto. Ich glaube, dass das auch die anderen Teams machen", so Domenicali. "Ich hoffe, dass es in Südkorea und Suzuka besser als in Singapur läuft. Singapur ist für uns extrem schwierig. Gegen Vettel ist es aber sehr schwierig."

Fernando Alonso

Fernando Alonso wurde zum dritten Mal hintereinander Zweiter Zoom

Konzentration auf die Zukunft

Zu Saisonbeginn konnte Ferrari oft die Strategiekarte ausspielen, denn der F138 ging sehr gut mit den Reifen um. Zuletzt war aber zu sehen, dass Red Bull ebenfalls keine Reifenprobleme hat und Vettel zudem deutlich schneller ist als Alonso. "Ja, die Situation hat sich geändert", muss auch der Ferrari-Teamchef knirschend zur Kenntnis nehmen. "Es ist ein Fakt, dass sich der Wechsel der Reifen auf die Performance der Autos ausgewirkt hat. Der Performance-Vorteil zu Saisonbeginn ist nicht mehr vorhanden. Es geht um Mikromanagement. Große Sachen können wir diesbezüglich nicht mehr tun."

Auch wenn angesichts des Rückstands von 60 Zählern der WM-Titel kaum noch möglich ist, wird in Maranello fleißig gearbeitet. 2014 will man deutlich stärker dastehen. Viele Hoffnungen ruhen auf dem überarbeiteten Windkanal, der Ende Oktober in Betrieb genommen wird. Die Aerodynamik des aktuellen Boliden entstand bei Toyota in Köln. "Für uns ist das wichtig. Wir haben seit einiger Zeit Probleme mit der Korrelation. Wir freuen uns, wenn wir den eigenen Windkanal wieder nutzen können. Für uns wird das ein sehr wichtiges Tool werden."

Auch auf anderer Seite tut sich hinter den Kulissen viel. Demnächst soll der neue Vertrag mit Sauber bestätigt werden: "Wir sind nahe dran. Ich hoffe, das wir vor Südkorea etwas sagen können. Sauber ist noch nicht bestätigt, aber wir werden nur zwei Kundenteams haben." Das zweite Kundenteam ist im nächsten Jahr Marussia.