• 26.05.2013 14:50

Neue Zeitrechnung mit "höllisch teuren" Turbomotoren

Die neue Motoren-Ära in der Formel 1 könnte die Dominanz des dreimaligen Weltmeisters Sebastian Vettel beenden - und ist eigentlich viel zu teuer

(Motorsport-Total.com/SID) - Sebastian Vettel hat sich kürzlich schon mal ein Bild gemacht von seinem neuen Arbeitsgerät. Beim Besuch des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters in der Renault-Fabrik vor den Toren von Paris blieben jede Menge Fragen offen. "Ich muss gestehen, dass ich noch nicht alles komplett verstehe", sagte Vettel: "Die Technologie unterscheidet sich komplett von der gegenwärtig eingesetzten." In Viry-Chatillon werkelt der Motoren-Ausrüster von Vettels Red-Bull-Team an der Antriebseinheit für 2014. Für das Jahr also, in dem die Königsklasse einen Umbruch vollzieht, der die Kräfteverhältnisse erschüttern könnte.

Titel-Bild zur News: Renautl V6-Turbo

Die Einführung der neuen V6-Turbomotoren ist umstritten Zoom

"Die größte Veränderung seit 25 Jahren" sei das, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Im kommenden Jahr wird umgerüstet, die 2,4-Liter-Achtzylinder-Saugmotoren werden ersetzt durch kleinere, verbrauchsärmere Sechszylinder-Turbomotoren mit nur noch 1,6 Litern Hubraum. Der Automobilweltverband FIA boxte den Start in die neue Ära letztlich durch - auch gegen den Widerstand von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone.

Einen "grüneren" Anstrich soll die Königsklasse bekommen, der Benzinverbrauch dürfte um rund 30 Prozent niedriger ausfallen. Ecclestone, und mit ihm viele Fans, befürchtet dagegen eine geschrumpfte Königsklasse: Die Boliden werden langsamer sein, zudem wird es weniger laut zugehen auf den Rennstrecken.

Welchen Einfluss die neuen Aggregate auf den sportlichen Kampf um die Weltmeisterschaft nehmen werden, ist noch völlig offen. Dominator Vettel und Red Bull droht nach drei Titeln in drei Jahren, in denen das Reglement relativ konstant blieb, der Verlust der Vormachtstellung. Dieser neue Motor, sagt Vettel, "ist ein riesengroßes Projekt. Es ist enorm wichtig, dass wir da direkt von Anfang an vorne dabei sind." Doch der Weg dorthin ist lang.

"Es gibt noch eine Menge zu tun, um auch nächstes Jahr ein wettbewerbsfähiges Auto an den Start zu bringen", sagt der Heppenheimer. Denn besonders den Werksteams wird in der neuen Turbo-Ära ein starker Start zugetraut. Auch deshalb verpflichtete Mercedes wohl schon in diesem Jahr Star-Designer Paddy Lowe von McLaren, mit den Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton soll 2014 endlich der Titel anvisiert werden.

Ganz andere Sorgen plagen die Teams am Ende des Feldes. "Es wird höllisch teuer", sagt sogar Teamchef Horner vom Branchenführer Red Bull: "Das Timing für diese großen Veränderungen ist vielleicht nicht optimal für die kleineren Rennställe." Doppelt so teuer wie die bisherigen Motoren wird der neue Antrieb durchschnittlich, nach Informationen von 'auto, motor und sport' ruft Renault dabei mit mehr als 20 Millionen Euro den höchsten Preis auf. Mercedes und Ferrari sollen etwas günstiger sein - die kleinen Teams stehen dennoch vor einer ungewissen Zukunft in Zeiten, in denen sie nur durch die Verpflichtung von Bezahlfahrern überleben können.

Ab 2015 steigt zumindest die Konkurrenz unter den Lieferanten. Honda steigt wieder in die Königsklasse ein und wird McLaren ausrüsten. Und ein weiterer alter Bekannter könnte zurückkehren: Nach Informationen von 'speedweek.de' denkt Ford nach dem Ausstieg 2004 ebenfalls über ein neues Engagement nach.