• 24.04.2013 13:23

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

McLaren- und Sauber-Misere: Sind Windkanal-Reifen schuld?

McLaren und Sauber sind bisher die Verlierer der Saison: Beide setzten auf Innovation und dürften von den neuen Pirelli-Windkanal-Reifen in die Irre geführt worden sein

(Motorsport-Total.com) - Die Windkanal-Reifen, über deren Bedeutung vor einigen Jahren noch kaum jemand Bescheid wusste, entwickeln sich zunehmend zu einem Schlüsselelement in der Formel 1. Im Vorjahr hatte Mercedes große Probleme und musste sogar den Windkanal von 50- auf 60-Prozent-Modelle umstellen, weil die 60-Prozent-Reifen von Pirelli repräsentativere Ergebnisse brachten. Die Neukalibrierung des Windkanals war einer der Gründe für die schwache Performance der "Silberpfeile" in der zweiten Saisonhälfte.

Titel-Bild zur News: Lotus-Modell im Windkanal

Für den Windkanal müssen spezielle Modellreifen angefertigt werden

Doch die Opferliste der Windkanal-Reifen wird länger und länger. Dieses Jahr hat es zwei Rennställe erwischt, die mit enormen Erwartungen in die Saison gegangen waren - McLaren und Sauber. Beide hatten im Vorjahr zu Saisonende starke Autos und setzten bei den neuen Hoffnungsträgern auf Innovation, doch die Erwartungen konnten nicht annähernd erfüllt werden.

Neue Windkanal-Reifen "viel schlechter"

Das hat aber wenig mit den Mercedes-Problemen aus dem Vorjahr zu tun, denn McLaren und Sauber hatten ihre Windkanäle ohnehin auf 60-Prozent-Modelle kalibriert. Schuld sind laut dem Schweizer 'Blick' die neuen 60-Prozent-Reifen. Pirelli änderte dieses Jahr die Konstruktion der Pneus: Der Reifen ist eckiger, die Seitenwände sind weicher, dadurch verformt sich der Reifen beim Einlenken in die Kurve stärker. Genau in dieser Phase verlieren die Piloten der beiden Teams das Vertrauen in ihre Boliden. Bei den neuen Windkanal-Reifen dürften die Änderungen unzureichend umgesetzt worden sein.

Die neuen Modell-Pneus seien "viel schlechter als im letzten Jahr", wird ein McLaren-Ingenieur vom 'Blick' zitiert. Die Theorie, dass es an den Windkanal-Reifen liegt, klingt nachvollziehbar, denn die Probleme beim Einlenken könnten durchaus mit der Verformung der Pneus in Zusammenhang stehen. Dennoch stellt sich die Frage: Warum hat es nur Sauber und McLaren erwischt, wenn doch bis auf zwei Teams alle Rennställe ihre Windkanal auf 60-Prozent-Modelle eingestellt haben und damit die gleichen Windkanalreifen von Pirelli verwenden?

Windkanal-Reifen schon in der Vergangenheit in der Kritik

Eine mögliche Erklärung ist, dass bis auf McLaren und Sauber alle Teams auf Weiterentwicklungen der Vorjahresautos setzen und somit auf einer bekannten Basis aufbauen können, während die zwei Rennställe ihre Boliden erst verstehen müssen. "Wir müssen elf Teams mit elf unterschiedlichen Windkanälen bedienen", verteidigt sich Pirellis Motorsportchef Paul Hembery gegen die Kritik an seinen Windkanalreifen. "Es ist nicht leicht, für alle einen guten 60-Prozent-Reifen zu bauen."

Dabei hatte der Brite im Vorjahr, als es ebenfalls bereits Kritik gab, bessere Windkanal-Reifen versprochen. Man habe sich "beim Wissen darüber und in der Arbeit damit verbessert", meinte er. "Wir haben verstanden, was wir ändern mussten, um die Deformation zu verändern. Diesmal werden wir ein besseres Produkt zur Verfügung stellen."