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  • 22.03.2013 12:31

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Caterham & Marussia: Was steckt dahinter?

Gerüchte über eine gescheiterte Fusion zwischen Caterham und Marussia sind nun an der Öffentlichkeit - Bernie Ecclestone möchte nur zehn Teams

(Motorsport-Total.com) - Schon seit Monaten wird in Insiderkreisen getuschelt, dass Ende des vergangenen Jahres über eine Fusion der Formel-1-Teams Caterham und Marussia gesprochen wurde, nun ist die Story auch außerhalb des Paddocks bekannt. Die Londoner 'Times' ging heute damit an die Öffentlichkeit und holte sich davor Bestätigungen der beiden Rennställe ein.

Titel-Bild zur News: Cyril Abiteboul

Die Fusion mit Marussia ist laut Cyril Abiteboul schon längst vom Tisch Zoom

"Ich kann bestätigen, dass Gespräche stattgefunden haben, aber diese führten zu keiner akzeptablen Lösung", wird Marussia-Sportdirektor Graeme Lowdon von 'Reuters' zitiert. Auch Caterham streitet die Story gar nicht erst ab: Man sei nicht zu einer Einigung gekommen, "weil rasch klar wurde, dass es keine für beide Seiten vorteilhafte Lösung gibt", erklärt Pressesprecher Tom Webb gegenüber 'Associated Press'. Schließlich verfüge sein Team über die bessere Infrastruktur und hochwertigere Sponsoren.

"Es hat um Weihnachten herum Gespräche gegeben", bestätigt auch Teamchef Cyril Abiteboul, "aber wir kennen ja alle das Geschäft und gerade die Formel 1 - das ist ein Umfeld, das ständig in Bewegung ist. Ehrlich gesagt bin ich noch jung und nicht lange in der Formel 1, aber ich habe trotzdem schon zehnmal von möglichen Fusionen gehört, einschließlich vier großer Namen. Mehr steckt nicht dahinter. Wir haben uns angesehen, ob es Sinn macht, aber das war nicht der Fall. Ende der Geschichte."

Ecclestone macht Marussia ein Angebot

Die ursprüngliche Quelle der 'Times' war offenbar Bernie Ecclestone höchstpersönlich, dem die Fusions-Verhandlungen über die Lippen kamen, als er erklären wollte, warum Marussia das einzige Team noch ohne neuen kommerziellen Deal ist: "Alles liegt für sie zur Unterschrift bereit", sagt der Formel-1-Geschäftsführer. "Es ist kein Problem. Aber sie waren nicht glücklich und hätten fast mit Caterham fusioniert. Da habe ich mich gewundert, was da vor sich geht."

Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt, als die Fusionsgespräche stattfanden, heuerte übrigens Oksana Kossatschenko im vergangenen Winter als kaufmännische Leiterin bei Caterham an. Kossatschenko, bekannt als Managerin von Witali Petrow, verfügt über beste Verbindungen zu Ecclestone, ist im russischen Motorsport hervorragend vernetzt und wäre daher ein logisches Bindeglied für eine Fusion gewesen. Tatsächlich ist ihr neuer Job aber kein Indiz für eine russisch-malaysische Fusion in der Formel 1.

Ecclestone: Lieber zehn als elf Teams?

Ecclestone war noch nie ein großer Fan von Caterham und Marussia - ihm wäre es angenehmer, sich die anfallenden Kosten für ein elftes Team zu sparen und im Paddock mehr Platz zu haben. "Zehn Teams wären mir lieber", gab er schon im vergangenen Dezember zu, nachdem HRT Insolvenz angemeldet hatte. "Ich wollte nie zwölf haben. Zehn sind einfacher zu handhaben, besser für die Veranstalter, einfacher, was den Transport angeht. Wir hätten lieber zehn - solange wir nur Ferrari nicht verlieren."

Interessantes Detail am Rande: Ecclestone war derjenige, der Caterham-Eigentümer Tony Fernandes 2011 den Londoner Fußballklub Queens Park Rangers verkauft hat. Offenbar verspürt Fernandes ein steigendes Verlangen, sich mehr auf seine Business-Aufgaben zu konzentrieren und weniger Energie in Formel 1 und Fußball zu investieren. Ein Verkauf des Teams wäre daher logisch, allerdings nur unter der Prämisse, dass die neue sportliche Leitung den Namen Caterham beibehält, sodass die Marke PR-seitig weiterhin genutzt werden kann.

Jules Bianchi

Das Marussia-Team steht finanziell weiterhin enorm unter Druck Zoom

Fernandes hat in den vergangenen Jahren aus dem Formel-1-Team die Caterham-Gruppe formiert, unter anderem mit einer eigenen Automobil- und Verbundstoff-Tochterfirma. Zudem wurde erst kürzlich bekannt gegeben, dass die Gruppe die ehemalige Renault-Marke Alpine unter dem neuen Namen Caterham-Alpine wiederbeleben wird. Der erste Sportwagen soll 2016 auf den Markt kommen. Einen Interessenten, der die Leitung des Formel-1-Teams übernehmen könnte, gibt es Gerüchten zufolge bereits.