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FIA-Nenngebühr noch nicht von allen bezahlt

Während Bernie Ecclestone konspirative Treffen mit vier Topteams abhält, haben drei Teams die FIA-Nenngebühr für 2013 noch nicht überwiesen

(Motorsport-Total.com) - Nicht einmal zwei Monate vor Beginn der Formel-1-Saison 2013 gibt es noch immer kein von allen drei Parteien (Inhaber der kommerziellen Rechte, Teams, FIA) unterschriebenes Concorde-Agreement, doch wie Bernie Ecclestone diese Woche angedeutet hat, scheint das auch gar nicht zwingend notwendig zu sein. "Wir müssen das Concorde-Agreement nicht unterschreiben", wird der Formel-1-Geschäftsführer von 'ESPNF1' zitiert. "Es ist mir egal, ob wir ein Concorde-Agreement haben oder nicht."

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone zeigte bei einem Treffen in Maranello seine Muskeln in Richtung FIA Zoom

Der Saisonauftakt ist auch ohne diesen kommerziellen Grundlagenvertrag gesichert, denn Ecclestone hat mit mindestens zehn der elf Teams Einzelverträge ausgehandelt. Die ersten beiden Teams an Bord waren Ferrari und Red Bull, denen attraktive Sonderkonditionen angeboten wurden; später wurde sich der 82-jährige Brite dann auch der Reihe nach mit den anderen Teams einig. Unklar ist, ob auch Marussia schon einen Vertrag unterschrieben hat. Ende 2012 war dies nicht der Fall - weil Ecclestone angeblich nur geringes Interesse daran hat, den russischen Rennstall beim Verbleib in der Formel 1 zu unterstützen.

Ebenfalls noch nicht unterschrieben hat die FIA, die Ecclestone lange in der Hand zu haben schien, weil Präsident Jean Todt auf höhere Einnahmen angewiesen war - unter anderem für den Bau eines neuen FIA-Hauptquartiers. Aber dank der signifikant gestiegenen Nenngebühren für die Teams, die bekanntlich die FIA einstreift, hat der finanzielle Druck auf den Verband nachgelassen. Das verleitete Todt diesen Monat dazu, Ecclestone einen selbstbewusst formulierten Brief zu schicken, in dem er im Namen der FIA seine Muskeln spielen lässt.

Konspiratives Treffen in Maranello

Doch Ecclestone spielt das Machtspielchen mit, konterte am Mittwoch dieser Woche mit einem Treffen in Maranello, bei dem er mit Vertretern von Red Bull, Ferrari, McLaren und Mercedes über die Zukunft der Formel 1 diskutierte. Genaue Inhalte des Meetings sind bisher nicht an die Öffentlichkeit durchgesickert, auffällig ist jedoch, dass wieder nur die vermeintlich wichtigsten Teams eingeladen waren. Das könnte anderen Rennställen wie Lotus, Sauber oder Williams sauer aufstoßen.

Eines der Hauptprobleme ohne gemeinsames Concorde-Agreement ist, dass es keinen festen Regelgebungs-Prozess gibt. Bis Ende 2012 war der Prozess so, dass die Sportliche und Technische Arbeitsgruppe Regelvorschläge ausarbeiteten, die dann zur Formel-1-Kommission gingen und in letzter Instanz vom FIA-Motorsport-Weltrat abgesegnet wurden. Doch Stand Ende 2012 gab es seit einem halben Jahr keine Sitzung der Kommission mehr. Ein Treffen aller Sportchefs in London-Heathrow wurde daher kürzlich mit dem Attribut Sportliche Arbeitskommission statt Arbeitsgruppe versehen.

Nenngebühren kein Teil des Concorde-Agreements

Aber dass all diese Entwicklungen doch ein gewisses Konfliktpotenzial in sich bergen, beweist alleine schon die Tatsache, dass laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' drei Teams ihre Nenngebühr für 2013 noch nicht an die FIA überwiesen haben. "Uns wurde geraten, dass die erhöhten Nenngebühren Teil der Concorde-Verhandlungen sind, aber stattdessen stehen sie im Sportlichen Reglement. Also kein Concorde, kein Deal - darum haben wir nicht bezahlt. Und soweit ich weiß, sind wir nicht die Einzigen", erklärt ein Teamchef, der anonym bleiben möchte.

Sieben Wochen vor dem Saisonauftakt in Australien gibt es also noch keinen definitiven Rennkalender, nur zehn von elf Teams verfügen über einen kommerziellen Vertrag, es gibt kein Concorde-Agreement (und die Unterzeichnung steht auch nicht unmittelbar bevor) und Ecclestone und vier Teams skizzieren ein Szenario, das letztendlich sogar zu einer Abspaltung und einer Meisterschaft ohne FIA-Beteiligung führen könnte (zumindest als Drohszenario) - und das alles in einer Zeit, in der viele Teams unter enormem finanziellen Druck stehen und talentierte Fahrer durch Paydriver austauschen müssen...


Fotos: Lewis Hamilton in Brackley und Brixworth