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  • 10.11.2012 17:40

  • von Felix Matthey

Whitmarsh: Perez wird weniger Freizeit haben

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh ist überzeugt von Sergio Perez' Potenzial und prognostiziert ihm eine rosige, wenn auch arbeitsreiche Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Es war eine der großen Überraschungen dieser Saison: Nach dem Großen Preis von Singapur gab McLaren bekannt, dass man für 2013 den bisherigen Sauber-Piloten Sergio Perez unter Vertrag genommen habe. Perez war zuvor immer wieder mit Ferrari in Verbindung gebracht worden, da der Mexikaner bis zur Bekanntgabe Teil des Ferrari-Nachwuchsprogramms war.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef, McLaren)

Martin Whitmarsh ist von Sergio Perez' Potenzial überzeugt Zoom

Bei McLaren tritt Perez ein schweres Erbe an: Denn er wird Nachfolger von Lewis Hamilton, der 2008 für die Briten den Titel holte, nachdem er im Jahr zuvor schon den Vizetitel geholt hatte. Hamilton entschied sich nach sechs Jahren als aktiver McLaren-Fahrer - der Brite wurde bereits seit seinem 13. Lebensjahr von McLaren gefördert - für einen Wechsel zu Mercedes. Der Weg für Perez war damit frei.

Mit seinen gerade einmal 22 Jahren könnte manch einer Perez für zu jung halten, um beim Top-Team McLaren erfolgreich Fuß zu fassen. Allerdings war Lewis Hamilton in seinem Debütjahr bei McLaren auch nicht älter. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh sieht diesbezüglich ohnehin keine Probleme: "Einige der größten Momente in meinem Leben erlebte ich mit Mika Häkkinen, als er jung war", so Whitmarsh gegenüber 'Formula1.com' über den langjährigen McLaren-Piloten, der zwei WM-Titel für McLaren holte.

"Wir haben mit Mika die Weltmeisterschaft gewonnen. Und mit Lewis, als er ebenfalls jung war. Von daher freue ich mich auf die Arbeit mit Sergio!" Es sei zwar stets ein gewisses Risiko, einen jungen Piloten zu verpflichten, doch Hamilton sei das beste Beispiel gewesen, dass diese Philosophie durchaus aufgehen kann.

Druck auf Perez nimmt kontinuierlich zu

Perez, der in diesem Jahr für Sauber seine zweite Saison bestreitet, konnte in diesem Jahr relativ befreit und ohne allzu großen Druck in die Rennwochenenden gehen. Für ihn kam es in erster Linie darauf an, sich in der Formel 1 zurechtzufinden und Erfahrungen zu sammeln. Die drei Podiumsplätze in Malaysia, Kanada und Monza waren viel mehr, als sich Sauber vor der Saison von Perez erwartet hatte.

Sergio Perez

Sergio Perez konnte bei Sauber überzeugen Zoom

Dies wird sich nun jedoch ändern. Denn bei einem Top-Team wie McLaren wird der Druck auf den jungen Piloten deutlich höher sein. Überhastete Manöver, wie sie Perez beispielsweise in Südkorea fuhr als er beim Start Nico Rosberg ins Heck rauschte, darf er dann nicht mehr fahren. McLaren erwartet von seinen Piloten stets Top-Leistungen und Siege.

"Wenn man für Ferrari oder McLaren fährt, dann wird man als Fahrer schätzungsweise intensiver beobachtet als wenn man für Red Bull, Mercedes oder ein anderes Team fährt", schätzt Whitmarsh. "Wenn er beim ersten Rennen nicht aus den ersten beiden Reihen startet oder um einen Sieg kämpft, dann wird der Druck deutlich zunehmen."

Mehr Zeit im Simulator, mehr Arbeit mit den Ingenieuren

Bei seinem aktuellen Arbeitgeber Sauber hielten sich die Verpflichtungen Perez' noch in Grenzen. Bei McLaren wird der junge Mann aus Guadalajara deutlich mehr Verpflichtungen nachgehen müssen: Sponsorentermine werden dann auf der Tagesordnung stehen. Die Freizeit wird dann noch dünner ausfallen als bislang.

"Er wird deutlich weniger Zeit in Mexiko verbringen als bisher." Martin Whitmarsh

"Er wird deutlich weniger Zeit in Mexiko verbringen als bisher", sagt Whitmarsh mit einem Grinsen auf dem Gesicht. "Das bedeutet, dass er vor allem im Simulator trainieren, mit den Ingenieuren sprechen und mit den strategisch wichtigen Personen in Kontakt stehen wird. Er wird mit dem Ingenieurs-Team zusammenarbeiten und deutlich fitter und stärker sein müssen als jetzt."

Dass Perez dies gelingen wird, daran hat Whitmarsh aber keine Zweifel: "Er ist sehr talentiert, sehr jung - ein wahrer Rohdiamant. Zudem ist er intelligent und legt eine angenehme Bescheidenheit den Tag. Man merkt buchstäblich, dass er eines Tages den Titel holen wird."

Whitmarsh: Ein Restrisiko besteht immer

In dieser Saison übertraf Perez wie erwähnt die Erwartungen: Drei Mal fuhr er aufs Podium, in sieben von 18 Rennen zudem in die Punkte. Ein Garant für weitere Erfolge ist dies natürlich nicht. Perez muss erst noch beweisen, dass er sich auch in einem völlig anderen, deutlich größeren Team gegen einen erfahrenen Teamkollegen wie Jenson Button - der die Entscheidung, Perez zu verpflichten, übrigens als richtig erachtete ("Er hat etwas Besonderes an sich") - durchsetzen kann.

Nico Hülkenberg überholt Sergio Perez

Perez fuhr in diesem Jahr nicht immer faire Manöver Zoom

"Man kann nie zu hundert Prozent sicher sein, dass er der richtige Mann für uns ist", weist Teamchef Whitmarsh auf das Restrisiko hin, das man bei der Verpflichtung eines sehr jungen Piloten eingeht. "Wir hätten ihn jedoch nicht verpflichtet, wenn dahinter nicht eine Idee gesteckt hätte." Hinter der Verpflichtung hätten laut Whitmarsh jedoch nicht wirtschaftliche Absichten, wie die Erschließung des mitteamerikanischen Marktes, gestanden.

Alternativen zu Perez seien lediglich Paul di Resta und Nico Hülkenberg gewesen. Perez war dabei offenbar die verlockendere Variante. Whitmarsh: "Er war nicht immer konstant und fuhr manchmal vielleicht etwas zu wild. Aber er hat dennoch Glanz versprüht. Wirklich gute Fahrer finden immer eine Möglichkeit, um bei der Musik zu sein und das Ergebnis zu erzielen. Sein natürliches Talent brachte ihn dahin, wo er jetzt ist. Wir möchten ihn zu einem professionellen Rennfahrer formen. Manchmal sieht man gute Fahrer, deren Leistung irgendwann stagniert, aber Sergio ist ein junger Pilot, der sehr entschlossen ist. Er denkt, dass er besser ist als alle anderen. Und das muss man denken."

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