powered by Motorsport.com

Unterschiedliches Feedback der Pirelli-Reifen für 2013

Am Freitag testeten die Teams in Interlagos erstmals Experimentalreifen für 2013 - Das Feedback über die neuen Pirelli-Pneus fiel unterschiedlich aus

(Motorsport-Total.com) - Während des Freien Trainings zum Grand Prix von Brasilien haben die Formel 1-Teams am Freitag erstmals die Pirelli Reifen für die Saison 2013 testen können. Zusätzlich zum üblichen Kontingent der für das Rennwochenende nominierten Reifen P Zero Silver (hart) und P Zero White (medium) erhielten die Teams jeweils zwei Sätze der Prototypen. Die Teams setzten die durch einen orangefarbenen Schriftzug auf der Flanke gekennzeichneten Prototypen hauptsächlich während der ersten Session am Morgen ein. Im Vergleich zu den Reifen der Saison 2012 weisen die in Brasilien präsentierten Prototypen eine neue Struktur auf.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas konnte bei den neuen Pneus einen Unteschied feststellen Zoom

Nicht neu hingegen ist ihre Mischung. Es handelt sich um das harte Gummi des P Zero Silver. Wie sich zeigte, erreichen die neuen Reifen leichter ihr Arbeitsfenster und bauen schneller ab. "Die Session am Morgen war für alle interessant", sagt McLaren-Pilot Jenson Button. "Wir konnten mal etwas mit den Reifen für 2013 herumspielen. Die Pneus sind doch deutlich anders als die heutigen", findet der Brite. Williams-Testfahrer Valtteri Bottas stimmt zu: "Die Reifen der nächsten Generation waren schon deutlich anders als die aktuellen Pneus."

"Wir haben interessante Daten bekommen. Die Unterschiede waren spürbar. Es fühlte sich so an, als ließe die Performance der Reifen schneller nach als bei der aktuellen Generation. Wir müssen das aber noch etwas genauer analysieren." Aber nicht alle Fahrer konnten einen Unterschied feststellen. "Ich habe keinen Unterschied zwischen dem Experimentalreifen und der harten Mischung gespürt", sagt beispielsweise Ferrari-Pilot Felipe Massa. "Sie fühlten sich sehr ähnlich an. Vielleicht ist der neue Reifen etwas schneller, aber ich spürte keinen großen Unterschied."

"Ich spreche über hart und hart", nimmt er als Vergleichswert die harten Pneus der Generation 2012 heran. "Sie waren sich sehr ähnlich. Beim neuen Reifen war der Abbau größer. Ich hatte in diesem Jahr aber keine großen Probleme mit den Reifen und es war in Ordnung. Sicherlich hatte ich mit dem Reifen im Vorjahr und in der Saison davor größere Probleme. Deshalb verlange ich keine neuen Reifen. Man sollte zu den Rennen die richtigen Reifen bringen, denn in den USA war das Sortiment komplett falsch."


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Freitag


Mercedes verzichtet in Brasilien gänzlich auf den Coanda-Auspuff, um keine falschen Referenzdaten bei den neuen Pneus zu erhalten. Dennoch teilt Nico Rosberg Massas Ansicht: "Sie sind ziemlich ähnlich. Hoffentlich beseitigen sie das Problem mit dem Blistering auf der Vorderachse. In diese Richtung geht es, sie geben etwas mehr Grip - das war's. Wir haben nur beim Setup einige Sachen geändert." Daniel Ricciardo (Toro Rosso), Witali Petrow (Caterham) und die beiden HRT-Piloten Pedro de la Rosa und Narain Karthikeyan nutzten die Prototypen auch zu Beginn der zweiten Trainingseinheit am Nachmittag.

Die neuen Experimentalreifen zeigten, dass sie rascher ihre Performance liefern. Man muss mit den Erkenntnissen aber vorsichtig sein, denn am Freitag wurden die fast höchsten Streckentemperaturen der Saison gemessen. "Die neuen Reifen haben eine etwas bessere Performance", streicht McLaren-Sportdirektor Sam Michael heraus. "Es ist also ein schnellerer Reifen. Zwar nicht um viel, aber bei unserem Auto war er schneller. Wir konzentrierten uns aber nicht auf die Rundenzeit, sondern wollten verstehen, auf welche anderen Aspekte des Autos sich der Reifen auswirkt."

"Deshalb hatten wir am Auto viele Messeinrichtungen montiert. Es ging darum Daten zu sammeln und nicht um die Rundenzeit. Dennoch denken wir, dass wir mit den neuen Reifen etwas schneller waren." Erst Anfang Februar werden die Teams im kühlen Europa das nächste Mal mit diesen neuen Pneus ausrücken. Michael schätzt, dass man erst dann das genaue Bild erhalten wird. "Wir haben diesen Reifen nur bei einer Temperatur getestet. Man findet aber erst bei kühleren Bedingungen heraus, ob er auch bei anderen Temperaturen besser funktioniert."

"Es ist Pirellis Aufgabe diesen Aspekt zu entwickeln. Wir müssen uns darum kümmern, dass die Reifen zu anderen Aspekten des Autos passen. Diesmal ist der Test gut gelaufen." Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery ist mit dem ersten Feedback über die neuen Reifen zufrieden. "Angesichts der in der Formel 1 stark limitierten Testmöglichkeiten wollten wir den Teams die Gelegenheit geben, unsere neuen Reifen bereits vor dem ersten offiziellen Test im kommenden Februar kennenzulernen."

"So können sie erkennen, wie die neuen Reifen an ihren aktuellen Wagen funktionieren. Das erste Feedback, das wir bekamen, war sehr positiv. Die Reifen, welche die Teams am Freitag testeten, haben eine neue Struktur, die den Pneu schneller auf Betriebstemperatur bringt. Die Lauffläche ist steifer und bewegt sich damit auch weniger. Das bringt in der Kurve mehr Grip und Seitenstabilität. Genau das wollen wir erreichen. Wenn wir im kommenden Jahr die neue Struktur mit der neuen Mischungen kombinieren, wird das komplette Performance-Potenzial der neuen Reifen sichtbar werden."

Es wird ein Regenrennen erwartet

Im zweiten Freien Training betrugen die Außentemperaturen 32 Grad Celsius, während auf der Strecke 46 Grad Celsius gemessen wurden. Den Wetterprognosen zufolge werden diese ungewöhnlich warmen Bedingungen nicht von Dauer sein. Für das Qualifying erwarten die Experten bedeutend kühlere Temperaturen. Zudem besteht für das Rennen am Sonntag eine hundertprozentige Regenwahrscheinlichkeit. Regenfälle sind typisch für den ohnehin anspruchsvollen Kurs von Interlagos, der in erster Linie die Hinterreifen belastet, insbesondere durch die auf sie wirkenden Traktionskräfte.

Diese Aussichten bringen die Teams und ihre Fahrer - insbesondere die beiden Titelanwärter Sebastian Vettel und Fernando Alonso - in eine für Außenstehende interessante Zwickmühle: Sollen sie sich auf die Performance beim Qualifying konzentrieren, das morgen bei trockener Witterung stattfindet? Oder sollen sie am Setup für ein Regenrennen feilen, was sich am Sonntag als nützlich erweisen könnte?

Lewis Hamilton

Tagesschnellster war am Freitag McLaren-Pilot Lewis Hamilton Zoom

Außer den sechs oben genannten Fahrern begannen sämtliche Piloten die zweite Trainingssession auf den harten Slicks. Der P Zero Silver war bereits am Morgen neben den Prototypen eingesetzt worden, anders als der P Zero White. Jean-Eric Vergne von Toro Rosso war der erste Fahrer, der zur Mitte der zweiten Session die Mediumreifen einsetzte. Nach und nach folgte das Fahrerfeld seinem Beispiel. Lotus-Pilot Romain Grosjean fuhr die erste Bestzeit der Mediumreifen. Mit 1:14.026 Minuten die schnellste Runde des Tages gelang Lewis Hamilton (McLaren) eine halbe Stunde vor Trainingsende auf den P Zero White.

Hamilton - der in Brasilien bislang noch keine Runde geführt hat, obwohl er 2008 auf dem Circuit von Interlagos Weltmeister wurde - war bereits am Morgen der schnellste Fahrer gewesen. Mit den Prototypen erzielte er die Bestzeit von 1:14.131 Minuten. "Was die Vorbereitungen auf das Saisonfinale angeht, führten die hohen Temperaturen zu einem deutlich erhöhten Reifenverschleiß, besonders bei den Hinterreifen", merkt Hembery an. "Weil sich das Wetter aber ändern soll, werden während des Rennens höchstwahrscheinlich der Cinturato Green Intermediate und der Cinturato Blue Regenreifen eingesetzt. Wir gehen von mindestens zwei Boxenstopps aus. Doch wenn es regnen sollte oder das Safety Car auf die Strecke muss, kann sich das drastisch ändern."