Schumacher zu Vettel: "Zieh gefälligst den Helm aus!"

Stabübergabe der deutschen Weltmeister: Warum Michael Schumacher bereitwillig Platz gemacht und was er Sebastian Vettel zuallererst gesagt hat

(Motorsport-Total.com) - Es war eine Stabübergabe, wie man sie besser nicht inszenieren hätte können: Erst ging Michael Schumacher seinem "gefühlten" Nachfolger Sebastian Vettel auf der Rennstrecke brav aus dem Weg und überließ ihm den sechsten Platz beim Grand Prix von Brasilien, dann war der siebenmalige Champion der Erste, der dem alten und neuen Weltmeister zum dritten Titel gratulierte.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel und Michael Schumacher

"Zieh gefälligst den Helm aus!" Und der neue Weltmeister gehorcht... Zoom

"Ich bin sehr stolz auf ihn, das freut mich wahnsinnig. Es ist jetzt auch ein schöner Moment, Seb das Feld zu überlassen und ihn mal komplett rangehen zu lassen. Er macht das Klasse - ich bin ein Fan von ihm!", schwärmt der 43-Jährige über seinen 25-jährigen Race-of-Champions-Partner. Aber Schumacher konnte es nicht lassen, sich in der Stunde von Vettels Triumph mit einem guten Ratschlag einzumischen.

Denn nach einer ersten Umarmung kehrte Vettel noch einmal zu seinem Weltmeister-RB8 zurück, kletterte auf diesen, posierte für die Fans auf der gegenüberliegenden Tribüne und für die Fotografen. Schumacher sah das, ging noch einmal hin und klopfte seinem Landsmann auf den Helm, den dieser noch immer nicht abgelegt hatte. Was er sich dabei dachte: "Er soll gefälligst seinen Helm ausziehen!", grinst der Mercedes-Pilot.

Gesichts-Emotionen für die eigene Erinnerung

"Ich finde es immer so schade, wenn man hier steht und feiert, man gefeiert wird, aber man sieht immer nur den Helm. Gerade die Gesichts-Emotionen sind das, was die Zuschauer sehen wollen und was für einen selbst auch sehr wichtig ist. Das habe ich auch erst sehr spät verstanden", spricht er aus eigener Erfahrung. "Deswegen habe ich ihm gesagt: 'Zieh den Helm aus und lass uns so nochmal zusammen drücken!' Das ist sicherlich die schönere Variante."

Aber die beiden hatten in der Situation noch ein Gesprächsthema: "Ich habe mich dafür bedankt, dass er sich nicht zu hart verteidigt hat", spielt Vettel auf das Überholmanöver an, das wenige Minuten zuvor auf der Rennstrecke stattgefunden hatte. "Er hat gesagt: 'Warum sollte ich? Du warst so viel schneller und hättest mich sowieso überholt.' Das lernt man beim Kartfahren, dass man zusammenarbeitet, wenn jemand kommt, der viel schneller ist."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Brasilien, Sonntag


Vettel schätzt Schumachers Einstellung

"Es gibt ein paar Jungs, die fahren um einen 17. Platz so, als wäre es die letzte Runde des Rennens, aber manchmal ist es besser, wenn man zusammenarbeitet und denjenigen das Tempo diktieren lässt, der schneller ist", erklärt er. "Jedes Mal, wenn der dann einen überholt, kann man mitziehen. Wenn sich Michael groß verteidigt hätte, hätte uns das nur beide Zeit gekostet, und vielleicht hätte er dann nach hinten noch einen Platz verloren."

"Er ist schlau genug, um zu wissen, in welcher Situation er ist und gegen welches Auto er gerade kämpft", fährt Vettel fort. Zwar machte der Positionstausch für den WM-Ausgang im Nachhinein betrachtet ohnehin keinen Unterschied, aber Schumacher war in dem Moment trotz des Regens sehr wohl bewusst, wer hinter ihm war und welche Bedeutung das haben könnte: "Ich habe über Funk mitbekommen, dass Seb hinter mir war", berichtet er.

Michael Schumacher, Sebastian Vettel

Schon in Kurve vier waren sich Vettel und Schumacher nahe gekommen Zoom

"Er war eine ganze Ecke schneller als ich, und ihm da jetzt unnütz im Weg rumzustehen, hatte ich kein Anliegen, weil ich auch nicht in die Meisterschaft eingreifen wollte - das sollen die zwei unter sich ausmachen. Also habe ich auch bereitwillig Platz gemacht", so der Deutsche. "Natürlich macht man das gerne, wenn der Kumpel hinter einem ist und auf dem Weg zur Weltmeisterschaft. Ich habe ihm gerne diesen Platz überlassen und freue mich ganz einfach für ihn!"

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