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  • 02.11.2012 17:47

  • von Dominik Sharaf

Prost: "Die Formel 1 hat noch Charakterköpfe"

Die Motorsport-Legende hält die aktuelle Fahrergeneration zwar für disziplinierter im Umgang mit den Medien, nicht aber für langweilig oder austauschbar

(Motorsport-Total.com) - Wenn es um unverwechselbare Menschen in der Formel 1 geht, muss ein Name fallen: Alain Prost. Der "Professor" war zu seiner aktiven Zeit der Inbegriff des kühl kalkulierenden, fahrenden Strategen und grenzte sich damit von seinen Zeitgenossen ab. In der Fachwelt wird häufig angeprangert, dass die Königsklasse nicht mehr dieser bunte Haufen von einst sei. Prost selbst sieht das anders: "Die Fahrer sind sehr unterschiedliche Charaktere", betont der Franzose gegenüber 'RMC Sport'.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost setzt im Titelkampf sein Geld auf Sebastian Vettel

Die interessanten Menschen unter den Helmen seien mit den Sennas, Mansells und Piquets dieser Welt nicht aus dem Sport verschwunden. "Wenn ich Leute sehe wie Button, Webber mit seinem Charisma, den jungen Vettel, den unnachahmlichen Alonso, dazu Räikkönen - unmöglich zu sagen, es gäbe keine Charakterköpfe", entgegnet Prost der Kritik, räumt aber ein: "Es gibt weniger Geschichten, was kein Problem ist. Vielleicht waren Fahrer früher reifer und haben das gesagt, was sie dachten."

Für Prost bleibt das ein kleines Manko einer ansonsten begrüßenswerten Entwicklung. "Dass mit den Regularien das Ziel verfolgt wird, alles gleich zu machen, hat auch das Charisma der Fahrer auf das gleiche Niveau gebracht - so sehen es zumindest die Leute von außerhalb, aber es ist nicht wirklich der Fall", warnt er und lobt die Rennen 2012, die "trotz einiger Langeweiler eine großartige Show" seien. "So war das schon immer", meint Prost über dramaturgische Tiefpunkte.

Und so hält der 57-Jährige auch die Messe im Titelkampf für nicht gelesen. "Wenn ich wetten müsste, dann auf Vettel - eine sichere Bank", gibt Prost zu bedenken. "Sollte ich aber eine Prognose für dieses Jahr abgeben, sieht es ein bisschen konfus aus, obwohl Vettel die vergangenen vier Grands Prix gewonnen hat. Das ist schon außergewöhnlich. Alles ist noch möglich", wundert sich der viermalige Weltmeister, der den 13-Punkte-Rückstand Alonsos für "nicht viel" hält.

Vielleicht greift der 2012 eher milde gestimmt Wettergott ein: "In Abu Dhabi wird des trocken sein, aber bei den letzten zwei Rennen könnte es regnen", sagt Prost. "Da weiß man nie, was passiert. Aber es gibt noch immer einen Vorteil beim Tempo, was die Kombination Vettel und Red Bull angeht", so seine Expertise. Ein Lob für den Sport hat er auch noch in petto: "Die Formel 1 bleibt ein faszinierendes Labor. Sie ist der Gipfel des Motorsports und der Technologie, ab 2014 sogar noch mehr."