Lotus in der Coanda-Falle: Fehlt das Doppel-DRS?

Der Coanda-Auspuff von Lotus sorgt beim ohnehin PS-schwachen Renault-Motor für ein Leistungsdefizit - Das eingemottete Doppel-DRS könnte man nun gut gebrauchen

(Motorsport-Total.com) - In der zweiten Saisonhälfte bewies Lotus in Sachen Updates nicht das glücklichste Händchen. Zunächst bastelte man lange am vielversprechenden Doppel-DRS herum, brachte es aber nie zum Laufen und stampfte schließlich die Entwicklung des Systems ein. Dann brachte man als letztes Topteam den Coanda-Auspuff auf das Auto - ein Auspuffsystem, bei dem die Auspuffgase mittels Coanda-Effekt zum Diffusor geleitet werden und dort für Abtrieb sorgen. Nur Williams und HRT verzichten noch auf diese Innovation, die das Verbot des auspuffangeblasenen Diffusors zumindest teilweise wieder wettmacht.

Titel-Bild zur News: Lotus, Coanda, Coanda-Auspuff

Der Coanda-Auspuff zeigt sich bei Lotus noch nicht von seiner besten Seite Zoom

Beim letzten Rennen in Indien kamen erstmals beide Lotus-Piloten in den Genuss des Systems, das aber noch nicht den erhofften Effekt bringt. Das Problem: Der Coanda-Auspuff wirkt sich negativ auf die Leistung des Renault-Motors aus. "Der Auspuff hat uns zusätzliche PS gekostet, und wir sind auf den Geraden zu langsam", verweist Räikkönen auf das Rennen in Indien, wo er bei seinen Überholversuchen keine Chance gegen seine Rivalen hatte.

Läuft das System in Abu Dhabi besser?

Dabei beweisen die Rundenzeiten, dass sein Auto eines der schnellsten war. Das bedeutet, dass der Auspuff grundsätzlich funktioniert und die Performance des Autos verbessert. Daher stellt Räikkönen klar, dass es richtig war, den Auspuff einzusetzen, "denn wenn du auf dem Rest der Runde nicht schnell bist, kommst du nicht einmal in die Position, DRS zu verwenden." Das bestätigt auch Teamkollege Romain Grosjean nach seinen ersten Erfahrungen in Indien gegenüber 'auto motor und sport': "Die Traktion hat sich ganz klar verbessert. Das war aus den langsamen Ecken raus ganz klar zu spüren. In Indien hat uns dieser Vorteil wenig gebracht, weil die Strecke kaum auf die Reifen geht."

Kimi Räikkönen

Das Doppel-DRS konnte bei Lotus nie zur Rennreife entwickelt werden Zoom

Schon in Abu Dhabi soll es besser werden: "Die Strecke stresst die Hinterreifen. Es gibt viele Ecken, wo die Traktion zählt. Deshalb erwarte ich auch mehr als in Indien." Zumal Technikchef James Allison eine weiter Ausbaustufe des Coanda-Auspuffs zünden will, bei der die Höchstgeschwindigkeit besser sein soll - das ist auch auf dem Yas-Marina-Circuit ein entscheidender Faktor, denn auch hier gibt es lange Geraden.

Warum Red Bull trotz Renault-Motor nicht leidet

Dass Lotus noch Probleme hat, ist kein Wunder, denn das System sorgte in der ersten Saisonhälfte selbst bei Red Bulls Stardesigner Adrian Newey zunächst für Ratlosigkeit. Sebastian Vettel ließ den Auspuff in Schanghai sogar ausbauen, weil er mit dem Fahrverhalten des Autos unzufrieden war, doch Newey beharrte auf seiner Weiterentwicklung. Mit Recht, wie sich nun zeigt.

Lotus-Technikchef Allison weiß, warum selbst Newey so lange benötigte, um das System zum Laufen zu bringen. Obwohl Lotus schon lange im Windkanal daran arbeitet, benötigt man Erfahrung auf der Strecke, sagt er gegenüber 'auto motor und sport': "In Wirklichkeit verlassen die Auspuffgase mit höherer Temperatur, mit einem anderen Drall und pulsierend die Endrohre. Im Windkanal ist der künstlich erzeugte Strahl kalt, geradlinig und konstant."

"Red Bull war das zweitschwächste Team vom Topspeed her, aber sie starten vorne." Kimi Räikkönen

Doch warum leidet das Red-Bull-Team, das ebenso wie Lotus den nicht gerade als Kraftprotz verschrienen Renault-Motor benutzt, nicht unter dem mangelnden Topspeed? Räikkönen kennt den Grund: "Die waren das zweitschwächste Team vom Topspeed her, aber sie starten vorne." Der Joker des Weltmeisterteams heißt Doppel-DRS. Dadurch leidet man zumindest im Qualifying nicht unter dem Speed-Defizit und startet regelmäßig aus der ersten Reihe. Vielleicht hätte Lotus die Entwicklung des eigenen Systems doch nicht aufgeben sollen.

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