Fernandes mit Caterham-Ausbeute nicht zufrieden

Caterham konnte sich in der Saison 2012 nur knapp gegenüber Marussia behaupten: Teamgründer Tony Fernandes gesteht, dass er mehr erwartet hätte

(Motorsport-Total.com) - Dank Witali Petrows elftem Platz beim Grand Prix von Brasilien schaffte es Caterham im letzten Moment doch noch, in der Konstrukteurswertung 2012 an Marussia vorbeizuziehen und sich den lukrativen zehnten Rang zu sichern. Der erste WM-Punkt wurde aber auch im 58. Anlauf (in den Jahren 2010 und 2011 trat das Team als Lotus auf) verpasst. Der erhoffte Anschluss ans Mittelfeld lässt ebenso weiter auf sich warten.

Titel-Bild zur News: Witali Petrow

Den erhofften Weg nach vorn fand Caterham auch in der Saison 2012 nicht Zoom

Teamgründer Tony Fernandes, der seinen Posten als Teamchef inzwischen an Cyril Abiteboul (den früheren stellvertretenden Betriebsdirektor von Motorenpartner Renault) geräumt hat, macht aus seiner Unzufriedenheit über das Abschneiden im dritten Jahr kein Hehl. "Es ist enttäuschend. Wir haben zwar Fortschritte gemacht und die Lücke nach vorn verkürzen können, aber es passierte nicht schnell genug", räumt der Malaysier gegenüber 'Autosport' ein und macht deutlich: "Ich dachte wirklich, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt im Mittelfeld angekommen wären, doch die Formel 1 ist ein schwieriger Sport."

Unterschätzt habe der 48-Jährige, dem unter anderem die Fluglinie Air Asia gehört, das Formel-1-Geschäft nicht, sehr wohl aber die Rahmenbedingungen. "Ich habe unterschätzt, wie wichtig es ist, die richtigen Leute an Bord zu haben. Das war ein Fehler", legt Fernandes den Finger in die Wunde und stellt einen weiteren Stolperstein auf dem Weg nach oben heraus: "Der Standort Norfolk warf uns zurück." Im August 2012 und damit zweieinhalb Jahre nach dem Formel-1-Einstieg erfolgte der Umzug in die deutlich modernere Fabrik in Leafield, die in der Vergangenheit die Basis des Arrows-Teams darstellte.

Standortwechsel und Personalrochaden

Hatte man bei Caterham im Vorfeld noch betont, der Umzug von Hingham in der Grafschaft Norfolk nach Leafield in der Formel-1-geprägten Grafschaft Oxfordshire würde keine Ablenkung darstellen, so sieht Fernandes die Sache inzwischen etwas anders. "Man muss sich nur einmal Sauber ansehen. Ich glaube, sie verfügen über ein ähnliches Budget wie wir, doch sie haben seit drei Jahren ein stabiles Programm und nutzen einen fantastischen Windkanal."

Cyril Abiteboul und Tony Fernandes

Die Aufgaben des Teamchefs hat Tony Fernandes (re.) Cyril Abiteboul überlassen Zoom

Auch Williams und Force India sieht Fernandes in puncto Budget nicht wesentlich besser aufgestellt als Caterham. Im Falle des in Silverstone stationierten Teams von Vijay Mallya, führt der Malaysier den Vorsprung auf die Zusammenarbeit mit einem der größten Namen im Formel-1-Geschäft zurück: "Ich glaube nicht, dass Williams ein größeres Budget hat als wir. Ich glaube auch nicht, dass Force India ein größeres Budget hat als wir, doch sie hatten Unterstützung von McLaren."

Bei Caterham indes konnte man in der abgelaufenen Saison auf die Unterstützung von Red Bull zählen. Das Weltmeisterteam lieferte das KERS und somit einen auf dem Papier wesentlichen Vorteil im Kampf gegen Marussia. Dennoch wurde das Team von John Booth erst beim 20. und letzten Saisonrennen knapp in die Schranken gewiesen.

Schafft Caterham 2013 den Anschluss?

In der Saison 2013 unternimmt Caterham nach diversen Personalrochaden den nächsten Anlauf, die Mittelfeld-Teams einzuholen. Bevor Fernandes den Teamchef-Posten für Abiteboul räumte, wurde Technikchef Mike Gascoyne von Mark Smith abgelöst. Gascoyne wurde zum Technikchef der gesamten Caterham-Gruppe ernannt und somit ebenso aus dem direkten Formel-1-Tagesgeschäft herausgezogen wie inzwischen auch Fernandes selbst.

Was die Cockpitbesetzung bei den "Grünen" betrifft, wurde Charles Pic verpflichtet. Wer im kommenden Jahr der Teamkollege des Franzosen sein wird, steht derzeit noch nicht fest. Der bisherige Stammfahrer Witali Petrow macht sich ebenso Hoffnungen wie Ex-Williams-Pilot Bruno Senna. Eher geringe Chancen werden Heikki Kovalainen und dem derzeitigen Testfahrer Giedo von der Garde eingeräumt.