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  • 14.11.2012 11:43

"Bulle" Vettel: Jubiläum im Wilden Westen

Sebastian Vettel feiert in Austin ein Jubiläum: 100. Rennen in der Formel 1 - Wenn es ideal läuft, holt er sogar schon seinen dritten WM-Titel

(Motorsport-Total.com/SID) - Sein Jubiläum interessiert Sebastian Vettel nur am Rande, beim Duell im Wilden Westen zählt ausschließlich der Sieg: In der Rodeo-Hochburg Texas könnte der "Rote Bulle" theoretisch schon im vorletzten Saisonrennen wieder Formel-1-Weltmeister werden. Diese Chance will Vettel nutzen und dabei seinen spanischen Rivalen Fernando Alonso bei den Hörnern packen. Sein 100. Rennen und die Premiere in Austin bildeten dafür wahrlich den idealen Rahmen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel will die Vorzüge seines Red Bull RB8 voll ausnutzen Zoom

"Ich hoffe, dass das Beste noch kommt", antwortete der 25-jährige Vettel denn auch auf die Frage, ob das Rennen in Abu Dhabi mit Platz drei trotz des Starts aus der Boxengasse sein bestes gewesen sei. "Volle Attacke" verspricht Vettel für das Wochenende in Texas, dabei muss er aber auch ein schlechtes Omen bekämpfen. Jubiläen standen in der Formel 1 selten unter einem guten Stern. Nur drei der bisher 63 Fahrer gewannen ihr 100. Rennen: Nigel Mansell, Felipe Massa und Michael Schumacher.

Und auch Vettel brachten runde Zahlen bisher kein Glück: Beim 50. Start 2010 in der Türkei mussten sich der Hesse und Teamkollege Mark Webber nach einer Kollision als "Hornochsen" bezeichnen lassen. Die Saison 2012 ist nach Vettels Ansicht bisher eine einzige Achterbahnfahrt, die kräftig an die Nerven geht. "Für die Fans ist das die beste Formel 1 seit langem", sagt er. "Persönlich hätte ich mir aber gewünscht, dass es manchmal etwas langweiliger gewesen wäre."

In den letzten fünf Rennen zeigte er endlich die Konstanz der Vorsaison. Der famosen Aufholjagd in Abu Dhabi gingen vier Siege voraus, nachdem er von den ersten 13 Rennen gerade mal eines gewonnen hat. Nun ist Vettel in der Pole-Position, der dritte Titel in Serie ist greifbar nahe. Ein nervenaufreibendes Saisonfinale in Sao Paulo kann er sich bei drei Szenarien ersparen: Mit einem Sieg in Austin, wenn sein zehn Punkte zurückliegender Rivale Alonso maximal Rang fünf belegt. Mit Rang zwei, wenn der Spanier bestenfalls Neunter wird. Und als Dritter, wenn Alonso ausscheidet.

Alles möglich, aber nicht wahrscheinlich. Vettel will deshalb wachsam bis zum Ende sein. "Als Jäger kannst du den Spieß noch umdrehen, und als Führender kannst du noch alles verlieren", sagt er. Er weiß es nur zu gut nach dieser lange Zeit beschwerlichen Saison.

Seine Dominanz will Vettel nun ausspielen, Aufholjagden wie die in Abu Dhabi muss er nicht öfter haben. "Natürlich macht es Spaß, viele Autos zu überholen", meint er. "Aber idealerweise startest du von vorne und musst niemanden überholen. Du musst einfach nur bleiben, wo du bist. Wenn du von hinten starten musst - und seit Abu Dhabi weiß ich, wovon ich rede - kommt dir das Rennen endlos vor."

Ganz im Gegensatz zu seiner bisherigen Karriere. "Es ging sehr schnell", sagt er. "100 Grand Prix hören sich viel an. Aber es fühlt sich so an, als sei ich erst vor kurzem in die Formel 1 gekommen. Das zeigt, wie schnell die Zeit verfliegt, wenn man macht, was man wirklich liebt und genießt."

Vettel liebt das Rennfahren, dennoch fuhr er in der Woche nach Abu Dhabi so gut es ging runter. Der Entspannung soll nun der konzentrierte Angriff folgen. "Ich glaube daran, dass der Fahrer Weltmeister wird, der es am meisten verdient", sagt Vettel diplomatisch. Am Wochenende kann er es schaffen oder zumindest den Grundstein dafür legen. Ein Jubiläum allein ist eben noch kein Grund zum Feiern.