powered by Motorsport.com

Senna vs. Prost: Ramirez erinnert sich an faszinierende Ära

Der ehemalige McLaren-Teammanager Jo Ramirez erlebte die von Ayrton Senna und Alain Prost geprägte Ära Ende der 1980er-Jahre aus nächster Nähe

(Motorsport-Total.com) - Die legendäre Formel-1-Ära unmittelbar vor dem Debüt von Michael Schumacher ist eingefleischten Formel-1-Fans noch heute bestens in Erinnerung. Der Zeitraum Ende der 1980er-Jahre und Anfang der 1990er-Jahre stand wie kein anderer im Zeichen zweier Piloten: Ayrton Senna und Alain Prost.

Titel-Bild zur News: Ayrton Senna und Alain Prost in Adelaide 1988

Ayrton Senna und Alain Prost drückten der Formel 1 über Jahre ihren Stempel auf Zoom

In den Jahren 1988 und 1989 fuhren der Brasilianer und der Franzose gemeinsam für McLaren und holten sich je einen WM-Titel. Zur Saison 1990 wechselte Prost zu Ferrari und musste seine Titelträume im Zuge der zweiten berühmten Suzuka-Kollision mit Senna begraben. Doch nicht nur die beiden WM-entscheidenden Zusammenstöße in Suzuka 1989 und 1990 bleiben aus der Ära Senna/Prost in Erinnerung.

Der langjährige McLaren-Teammanager Jo Ramirez erinnert sich an die erste Saison der beiden als Teamkollegen und schwärmt noch heute. "Die Öffentlichkeit wusste im Grunde schon vor dem Start eines Rennens, dass ein McLaren gewinnen würde. Die Frage war nur, welcher der beiden", so der 71-jährige Mexikaner im Interview mit Formel-1-Reporter James Allen mit Blick auf die 15 McLaren-Siege aus 16 Saisonrennen 1988.

Qualifying-Speed vs. Rennintelligenz

Ramirez beschreibt die Faszination des Duells Senna vs. Prost wie folgt: "Senna war auf einer Qualifying-Runde absolut unglaublich. Kein anderer konnte auf einer einzigen Runde so viel aus dem Auto herausholen wie er. Auf Strecken wie Spa oder Monza, wo Prost die Standards setzte, diesem eine Sekunde abzunehmen, das war einfach unglaublich."

Jo Ramirez

Jo Ramirez erlebte das Duell Senna/Prost aus Sicht des McLaren-Teammanagers Zoom

"Wenn man Prost aber ein Auto gab, das komplett nach seinem Geschmack war, konnte ihn niemand schlagen - nicht einmal Senna", setzt der Mexikaner fort, um im selben Atemzug hinzuzufügen: "Wie oft kommt es vor, dass man ein Auto hat, dass hundertprozentig passt? Sehr selten. Senna passte sich dann einfach an das Auto an. Wenn es etwas am Wagen gab, das er nicht verändern konnte, dann stellte er seinen Fahrstil um. Aus diesem Grund war er in solchen Situationen so viel besser als Prost."

Psychospiele allerorten

Ein Rennwochenende, an dem Prost in der Tat das perfekte Auto hatte, war der Grand Prix von Frankreich in Le Castellet 1988. "Er fuhr damit auf die Pole, kam in die Box zurück, setzte seinen Helm ab und zog sich sofort Jeans und T-Shirt an", erinnert sich Ramirez und daran, wie er dem Franzosen noch entgegnete: "Bist du verrückt, was tust du da? Das Qualifying läuft noch eine halbe Stunde und wir haben noch zwei Sätze Qualifiers."

Alain Prost und Ayrton Senna in Estoril 1988

In Estoril 1988 schenkten sich die beiden McLaren-Stars wie gewohnt nichts Zoom

"Professor" Prost entgegnete seinerseits nur: "Ich habe die perfekte Runde gefahren. Wenn Ayrton es schafft, schneller zu fahren, dann verdient er die Pole." Je mehr sich der Brasilianer an diesem Tag in seiner Domäne anstrengte, desto langsamer wurde er. "Das war fantastisch zu beobachten", blickt Ramirez zurück. Wenig später wiederholte Prost das Spiel im Qualifying zum Grand Prix von Portugal in Estoril. Im Rennen selbst folgte dann die berühmte Rad-an-Rad-Szene auf der Start-Ziel-Geraden, als Senna Prost bei Topspeed in Richtung der Boxenmauer abdrängte.

Den WM-Titel 1988 musste Prost unterm Strich trotz mehr eingefahrener WM-Punkte seinem brasilianischen Teamkollegen überlassen, da es damals noch die Regel der Streichresultate gab und nur die elf besten Ergebnisse eines Fahrers aus den 16 Saisonläufen herangezogen wurden. Senna triumphierte im Saisonverlauf achtmal, während es Prost auf sieben Siege brachte.

WM-Entscheidung zweimal durch Kollision

Alain Prost und Ayrton Senna nach ihrer Kollision in Suzuka 1990

Alain Prost und Ayrton Senna nach ihrer Kollision in Suzuka 1990 Zoom

In der folgenden Saison stritten die beiden McLaren-Piloten erneut um die WM-Krone. Nach dem Vorfall im April beim Grand Prix von San Marino in Imola, als sich Senna nach Ansicht Prosts über eine zuvor getroffene Vereinbarung hinwegsetzte und diesen trotz schlechterem Start noch vor der Tosa-Kurve überholte, wurde das Klima zwischen den beiden deutlich frostiger und fand in der Kollision beim vorletzten Saisonlauf in Suzuka ihren Höhepunkt. Prost war nach der umstrittenen Disqualifikation Sennas Weltmeister und wechselte für die Saison 1990 zu Ferrari.

"Wir durften uns damals glücklich schätzen, ein Teil dieses Teams zu sein", hält der damalige McLaren-Teammanager Ramirez mit Blick auf die Jahre 1988 und 1989 fest und ist sich sicher: "So etwas wird nie wieder passieren - nicht mit zwei solchen Persönlichkeiten wie diesen. Es war einfach eine brillante Zeit."