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  • 05.10.2012 13:50

Schumacher wird die Kurve schon kriegen

Auch am Tag nach seiner Rücktrittserklärung hielt die Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie von Michael Schumacher an, doch er war trotzdem bester Laune

(Motorsport-Total.com/SID) - Die letzte Kurve des Tages nahm Michael Schumacher dann ohne Probleme. Eine halbe Stunde nach seinem Abflug im Training brauste der große alte Mann der Formel 1 mit seinem kleinen Tretroller durch das Fahrerlager in Suzuka und schien die wartende Journalisten-Meute links liegen lassen zu wollen. Doch dann legte er doch noch eine satte Vollbremsung hin, bog flink ab und stand plötzlich mit einem strahlenden Grinsen im Gesicht zum Antworten bereit. Der 43-Jährige freute sich wie ein kleines Kind über seinen Stunt.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher nimmt nach drei Mercedes-Jahren Kurs auf den Ruhestand Zoom

Den Fauxpas kurz zuvor, als er im zweiten Freien Training zum Großen Preis von Japan kurz die Kontrolle über seinen Silberpfeil verloren hatte und in einem Reifenstapel gelandet war, lächelte Schumacher einfach weg. Da habe er sich wohl zu sehr "auf die kommende Linkskurve fokussiert" und "den Streckenrand zu sehr außer Acht gelassen", meint der Rekord-Weltmeister in seinem lässig aufgeknöpften Overall.

Weil er dann eben nur Rasen - und keinen Asphalt - unter den Rädern hatte, stellte "Schumi" noch treffend fest: "Da ist dann etwas weniger Grip." Und dann habe es eben "bumms gemacht". Der Einschlag sei aber "minimal" gewesen, sagt Schumacher.

Seine Mimik und Gestik schrie in diesem Augenblick förmlich: "Ich bin gelöst und entspannt, so ein kleines Malheur kann mir nach 21 Jahren in der Formel 1 nichts mehr anhaben. Und demnächst werde ich ja sowieso nicht mehr im Kreis fahren."

Schumacher scheint nach seinem angekündigten Rücktritt wirklich mit sich im Reinen zu sein. Der Familienvater betonte, dass er sich auf die "Zeit, die jetzt kommt" immens freue und die "neue Freiheit" gemeinsam mit Frau und den beiden Kindern ausführlich genießen will. Schließlich habe er nach 2006 wieder den roten Bereich erreicht.


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Japan


Doch Schumacher ist dann auch nicht so uneitel, als dass er den Rummel und all die Huldigungen um seine Person nicht genießen würde, bevor er sich dann beim Reiten, Jet-Ski- und Motorradfahren, beim Fallschirmspringen und Fußball spielen von den Strapazen seiner glorreichen Laufbahn erholen wird. Nur so richtig zugeben wollte er es nicht.

"Ich habe mich weniger damit beschäftigt, was wie wo angekommen ist. Natürlich kriege ich die eine oder andere positive Stimme mit, die meinen Schritt bedauert", sagt Schumacher, aber jetzt wolle er noch ein paar gute Resultate einfahren. Um seinen Ruhm noch zu mehren.

Die Formel-1-Gemeinde hatte auf den Rücktritt ihres einstigen Megastars mit Bedauern reagiert und von einem "großen Verlust für die Formel 1" (Sebastian Vettel) gesprochen. Mercedes-Teamchef Ross Brawn nannte seinen Zögling "den größten Rennfahrer des Jahrhunderts", Niki Lauda bezeichnete ihn als "besten Formel-1-Rennfahrer, seit es die Rennserie gibt". Doch bald wird der glitzernde PS-Sport seinen größten Namen verlieren. Und die Formel 1 wird damit wohl mehr Probleme haben als Schumacher.

Doch auch am Tag nach seinem zweiten Rücktritt ließ Schumacher seine berufliche Zukunft offen. Mercedes-Sportchef Norbert Haug glaubt aber weiter an eine Zusammenarbeit des "größten Renntiers aller Zeiten" mit den Silberpfeilen. "Die Optionen gehen ihm nach der Karriere sicher nicht aus. Und natürlich bleibt auch Mercedes für ihn eine Option", sagt Haug. "Noch haben wir aber nicht darüber gesprochen, ob wie und in welcher Funktion." Schumacher wird sich gut überlegen, was er machen will. Und die Kurve ins normale Leben schon kriegen.