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  • 05.10.2012 13:05

  • von Dieter Rencken & Armin Gastl

Pirelli: Komplett neues Reifensortiment für 2013

Nur der aktuelle Intermediate könnte unverändert bleiben, alle anderen fünf Reifentypen will Pirelli für nächstes Jahr aber stark überarbeiten

(Motorsport-Total.com) - Ob Pirelli das Reformreglement für die Saison 2014 erleben wird, steht derzeit noch nicht fest, aber nächstes Jahr werden die Italiener auf jeden Fall noch Alleinausrüster der Formel 1 sein. Und um den Wunsch der Verantwortlichen nach möglichst viel Spannung und Unberechenbarkeit weiterhin zu erfüllen, plant Pirelli, nächste Saison das komplette Sortiment über den Haufen zu werfen.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Pirelli plant für 2013 ein fast völlig neues Reifensortiment für die Formel 1 Zoom

Dieses besteht aus vier Trocken- (Supersoft, Soft, Medium, Hard) und zwei Schlechtwetter-Reifen (Intermediate und Full-Wet). Daran soll weiterhin nicht gerüttelt werden, aber jeder der einzelnen Reifentypen wird modifiziert - und zwar Gummimischung genau wie Konstruktion. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nächstes Jahr alle Mischungen verändern werden. Nur der Intermediate könnte gleich bleiben", kündigt Sportchef Paul Hembery an. "Wir werden versuchen, den Teams das Leben ein bisschen leichter zu machen, indem wir das Betriebsfenster vergrößern."

"Gleichzeitig werden wir aber vielleicht auch einige aggressivere Mischungen einführen", fährt er fort. "Dieses Jahr hatten wir in den meisten Rennen einen Boxenstopp weniger als im Vorjahr. Wenn dieser Trend anhält, sind wir bald wieder bei einem Boxenstopp pro Rennen. Also müssen wir etwas unternehmen, um die Herausforderung aufrechtzuerhalten. Wir schauen uns auch die Profile und Strukturen an, was für die Teams die größere Herausforderung ist, denn das wirkt sich stark auf die Aerodynamik aus."

Was die sportliche Attraktivität angeht, hat Pirelli den Auftrag der Formel 1 bisher perfekt erfüllt, wie auch die internationalen TV-Zuschauerzahlen beweisen. Aber im Sog von Michael Schumacher gab es einige Fahrer, die die 2012er-Reifen als zu unberechenbar bezeichneten. Für die nächste Reifengeneration will sich Hembery diese Kritik zu Herzen nehmen: "Etwas, was wir uns genauer anschauen werden, ist die kombinierte Traktion, also der Zeitraum unmittelbar nach dem Bremsvorgang in einer Kurve", teilt er mit.

Denn mit der größte Unterschied zu den früher verwendeten Bridgestone-Reifen liegt in jener Phase, in der der Fahrer gleichzeitig aus einer Kurve beschleunigt und noch lenkt. Um die Pirellis optimal zu nutzen und nicht zu stark zu beanspruchen, empfiehlt es sich daher, die Lenkung am Kurvenausgang möglichst früh gerade zu stellen. Steht der Fahrer nämlich am Gas, während er lenkt, wirken starke Seitenkräfte auf die Reifen, die der Pirelli anscheinend weniger gut verträgt als die nahezu unverwüstlichen "Holzreifen" von Bridgestone.

Aber unabhängig von den neuen Reifen geht Hembery davon aus, dass die Teams mit den Reifen 2013 besser zurechtkommen werden: "Der Vorteil für die Teams ist, dass sie das Fahrverhalten ihrer Autos nächstes Jahr viel besser verstehen werden, weil es kaum Regeländerungen gibt." Schon nächste Woche steht übrigens ein Pirelli-Test in Le Castellet auf dem Programm, um die neuen Full-Wet-Regenreifen weiterzuentwickeln. Als Fahrer sind die offiziellen Testpiloten Jaime Alguersuari und Lucas di Grassi vorgesehen.