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Anderson: "Ferraris Problem ist nicht zu lösen"

Der ehemalige Formel-1-Konstrukteur Gary Anderson zeigt die Gründe auf, weshalb Ferrari ins Hintertreffen geraten ist sieht so bald keine Verbesserung

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Sieg beim Heimspiel in Valencia übernahm Ferrari-Pilot Fernando Alonso Ende Juni die Führung in der Weltmeisterschaft und hatte den Platz an der Sonne bis zum Start des Grand Prix von Südkorea vor zwei Wochen inne. Die letzten vier Rennen des Jahres nimmt der Spanier jedoch mit Rückstand auf den neuen WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel (Red Bull) in Angriff.

Titel-Bild zur News: Gary Anderson

Gary Anderson sieht schwarz, was die Titelchancen von Fernando Alonso betrifft

Die zwei Ausfälle jeweils in der ersten Kurve in Spa-Francorchamps und Suzuka haben Alonso bei seiner Jagd auf den WM-Titel 2012 alles andere als geholfen. Für den ehemaligen Formel-1-Konstrukteur Gary Anderson liegen die Gründe für die sukzessiv nachlassende Ferrari-Performance im Vergleich zu Red Bull aber woanders.

"Während Red Bull das Auto stetig verbessert hat, stand Ferrari im Endeffekt still", schreibt Anderson in seiner Kolumne für 'BBC' und erinnert: "Sie führen ihren Rückstand auf aerodynamischem Gebiet ganz offen auf die irritierenden Werte aus dem Windkanal zurück."

Falsche Windkanalwerte als Kernproblem

Genau an diesem Punkt sieht der Nordire den Hund bei Ferrari begraben. "Die im Windkanal getesteten Teile verhalten sich dort ganz anders als auf der Strecke. Das hat mehrere Gründe. Im Windkanal trifft die Luft auf ein stehendes Auto, das sich auf einem rollenden Untergrund befindet. Das sind komplett andere Verhältnisse als auf einer Rennstrecke", so Anderson.

Das Idealszenario in einem Windkanal wäre es demnach, wenn sich die vorn auf das Auto treffende Luft genauso schnell bewegt wie der rollende Untergrund, auf dem das Auto platziert ist. "Das zu erreichen, kommt einem Albtraum gleich. Diese beiden Komponenten bewegen sich nie mit derselben Geschwindigkeit", meint Anderson.

Dazu komme nach Ansicht des ehemaligen Konstrukteurs in Diensten von Jordan, Stewart und Jaguar die Tatsache, dass die Windkanalmodelle im Laufe der Jahre immer größer wurden. Im Falle Ferrari wurde der Windkanal selbst aber nicht auf die aktuelle 60-Prozent-Größe des Autos angepasst. "Das bedeutet, dass die Luft entweder auf die Wand oder die Decke trifft, was wiederum den Luftstrom über dem Auto beeinflusst", gibt Anderson zu bedenken.

"Um es kurz zu machen: Ich glaube nicht, dass das Ferrari-Problem zu lösen ist", malt der Nordire schwarz. Inzwischen wurde seitens Ferrari der Toyota-Windkanal in Köln angemietet, um den hauseigenen in Maranello entsprechend modernisieren zu können. Vor diesem Hintergrund beschreibt Anderson die Ferrari-Szenerie wie folgt: "Sie haben im Moment die Daten aus einem Windkanal plus die Daten aus einem anderen Windkanal plus die Daten der CFD-Analysen und sie selbst stehen mit kratzenden Köpfen irgendwo dazwischen."

Neben den verwirrenden Windkanal-Daten macht Anderson bei den "Roten" ein weiteres Kernproblem aus: "Ferrari fehlt es an einem visionären Kopf - so wie ihn Red Bull in Person von Adrian Newey zur Verfügung hat." Zwar wurde der F2012 konkurrenzfähiger, als man beginnend mit dem Grand Prix von Spanien in Barcelona eine neue Auspuffführung einsetzte. "Der nächste Schritt lässt seither aber auf sich warten", gibt Anderson zu bedenken und fügt hinzu: "Gleichzeitig wurde bei Red Bull das Auto stetig weiterentwickelt."