Youngsters zu wild? Kaltenborn sieht FIA in der Pflicht

Monisha Kaltenborn hat Verständnis für die "jungen Wilden" in der Formel 1, fordert aber eine "konsequente Linie" der FIA, um das Schlimmste zu verhindern

(Motorsport-Total.com) - Bereits im Mai warnte Fernando Alonso davor, dass die Piloten aus den Nachwuchsserien bei ihren ersten Formel-1-Gehversuchen deutlich respektloser zu Werke gehen als das früher der Fall war. Der Spanier, der in Belgien Opfer der siebten, von GP2-Champion Romain Grosjean ausgelösten Startkollision war, wünschte sich damals ein härteres Durchgreifen der Rennkommissare und behauptete, dass rundelange Rad-an-Rad-Duelle wie 1979 zwischen Gilles Villeneuve und Rene Arnoux heute nicht mehr möglich sind, weil man sich auf seine Rivalen nicht mehr verlassen könne. Nach dem furchterregenden Crash in Spa wiederholte er seine Bedenken.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn (Sauber-Geschäftsführerin)

Monisha Kaltenborn hat bei Sauber selbst mit zwei "jungen Wilden" zu tun Zoom

Neben Grosjean war es diese Saison vor allem der ehemalige GP2-Pilot Pastor Maldonado, der durch teils überaggressive Manöver auf sich aufmerksam machte. Auch Sauber-Pilot Kamui Kobayashi zeigt bei seinen Überholmanövern meist wenig Respekt - der Japaner hat sich dadurch aber auch in kurzer Zeit einen Namen gemacht und wird immer wieder für seine Aktionen gewürdigt.

Kaltenborn unterstützt FIA-Notbremse für Grosjean

Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn glaubt, dass es vor allem an der FIA liegen wird, ob sich die raue Gangart in der Formel 1 verändert. Von Schulungen für Nachwuchspiloten hält die Österreicherin wenig: "Ich glaube, dass es sehr schwierig sein wird, die Fahrer zu schulen. Es ist ja keine klassische Ausbildung, wie bei der Fahrschule, die man erst einmal besuchen muss."

Sie hält die Sperre für Grosjean für eine richtige Entscheidung: "Wichtig ist, dass die FIA eine Position einnimmt, die aufzeigt, dass die FIA das sehr ernst nimmt. Das haben sie jetzt mit der Strafe gezeigt. Das ist eine Strafe, die es sehr lange nicht gab. Das zeigt, wie wichtig es die FIA genommen hat. Das wird in der Zukunft wichtig sein. Wenn die FIA an einer konsequenten Linie festhält, lernen die Fahrer das auch in den kleineren Klassen. Das wird zu einer gewissen Prägung des Fahrstils führen."

Verständnis für die "jungen Wilden"

Gleichzeitig zeigt die Sauber-Geschäftsführerin auch Verständnis für die jungen Fahrer, schließlich müssen sie in der Königsklasse des Motorsports anderen Belastungen standhalten und haben oft nur wenige Gelegenheiten, ihre Verpflichtung zu rechtfertigen. Ob die Youngsters dieser Tage zu aggressiv sind, sei "schwer zu beurteilen. Junge Fahrer sind noch unerfahren und versuchen alles. Es ist ja auch ein Unterschied, wenn sie dann in einem Formel-1-Auto sitzen. Dann haben sie ein ganz anderes Umfeld und der Druck ist ganz anders. Vielleicht müssen sie mit der Zeit lernen, wie man damit umgeht."

Dass derartige Szenen, wo schon mal die Fetzen fliegen können, der Formel 1 den nötigen Zündstoff verleihen würden und ein gewisses Heldentum verkörpern, glaubt Kaltenborn nicht. "In dieser Szene konnte ich keinen Helden sehen", spielt sie auf den Startcrash in Spa an. "Es gab da nur Verlierer. Ich glaube überhaupt nicht, dass die Formel 1 solche Bilder braucht. Die Formel 1 ist eine einzigartige Kombination von Sport, dem technologischen Wettkampf und den ganzen Emotionen. Das sind alles positive Werte, die gut ankommen. Diese Bilder sind sicher nicht für das Image der Formel 1 notwendig."

Immer wieder gibt es auch Kritik am System der FIA, das bei jedem Rennen unterschiedliche Rennkommissare vorsieht. Das würde es den Fahrern erschweren, sich auf ein Strafmaß einzustellen, schließlich kann es durch das wechselnde Personal zu Schwankungen kommen. Kaltenborn hat daran aber nichts auszusetzen, schließlich wird dadurch auch die Wahrscheinlichkeit verkleiner, dass gewisse Fahrer bevorteilt werden: "Das System der Kommissare, dass jedes Mal ein anderer Kommissar da ist, was ja auch grundsätzlich gut ist, hat zur Folge, dass es der jeweiligen Beurteilung unterstellt ist."