• 09.09.2012 19:43

  • von Dieter Rencken

Horner: "Sehr enttäuschend"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner spricht im Interview über das Debakel von Monza, die Chancen in der Gesamtwertung und die Strafe gegen Vettel

(Motorsport-Total.com) - Monza war für Red Bull keine Reise wert. Schon im Qualifying mussten die aktuellen Weltmeister eine empfindliche Niederlage einstecken, im Rennen kam es noch dicker: Kein Red-Bull-Auto schaffte es über die Distanz. Sebastian Vettel fiel wenige Runden vor Schluss mit Technikdefekt aus, Mark Webber nur kurz darauf mit kaputten Reifen. Und so schrieb Red Bull den ersten "Nuller" seit 2010. In seiner Medienrunde nimmt Teamchef Christian Horner ausführlich Stellung zum Abschneiden.

Titel-Bild zur News: Christian Horner (Red-Bull-Teamchef)

Christian Horner blickt in die Ferne: In Monza machte Red Bull keinen Stich Zoom

Frage: "Christian, wieder gab es ein Problem mit der Lichtmaschine. Gibt es Ähnlichkeiten zum Vorfall aus Valencia?"
Christian Horner: "Ich habe das betreffende Teil noch nicht in Augenschein genommen. Die Ähnlichkeit ist aber: Es hat einen weiteren Ausfall verursacht. Wir hatten jetzt zwei Defekte, die jeweils den Ausfall zur Folge hatten. Beim ersten Mal ging uns so ein sicherer Sieg durch die Lappen. Dieses Mal verloren wir ziemlich viele Punkte. Das ist natürlich sehr kostspielig. Wir müssen das für die restlichen Rennen unbedingt berichtigen."

Frage: "Auch an diesem Wochenende gab es ein ähnliches Problem. Sebastian Vettel blieb im Freien Training stehen. Hing das auch mit dieser Thematik zusammen?"
Horner: "Es sah recht ähnlich aus. Es gab an diesem Wochenende aber auch an einem anderen Auto einen Defekt der gleichen Komponente. Das ist sehr enttäuschend."

"Wir müssen jetzt gemeinsam mit Renault daran arbeiten, ein Verständnis darüber aufzubauen. Danach geht es darum, sicherzustellen, dass es nicht wieder passiert. Wir hatten die Lichtmaschine vor dem Rennen noch ausgetauscht, doch selbst das neue Teil ging kaputt. Sehr enttäuschend."

Frage: "Wie siehst du die Strafe nach dem Zwischenfall um Sebastian Vettel und Fernando Alonso?"
Horner: "Nach dem Ausfall ist das praktisch irrelevant. Aber gut. Trefft selbst eine Einschätzung. Die Strafe schien ein bisschen zu hart zu sein. Ich glaube nicht, dass die Strafe zum Vergehen passte."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Italien


Frage: "Vor allem wohl, weil Fernando Alonso 2011 nicht bestraft wurde, Sebastian Vettel 2012 aber eine Strafe kassierte?"
Horner: "Ja, es war zu hart. Ich denke nicht, dass Sebastian etwas falsch gemacht hat. Als ich die Szene sah, rechnete ich nicht damit, dass sie Folgen haben würde. Leider war es aber so."

"Ich denke nicht, dass Sebastian etwas falsch gemacht hat." Christian Horner

Frage: "Gab es bei Mark Webber ein bestimmtes Problem oder hatte er einfach generell Schwierigkeiten?"
Horner: "Ich denke, ab etwa Runde 36 brachen bei ihm einfach die Reifen ein. Er rutschte immer mehr herum. Das war ziemlich schlimm. Am Ende mündete es ausgangs der Ascari-Schikane in einen Dreher. Die Bremsplatten, die er sich dabei zuzog, sorgten für sehr heftige Vibrationen im Auto. Da hatten wir aus Sicherheitsgründen keine andere Wahl, als das Auto aus dem Rennen zu nehmen."

Frage: "War von Anfang an ein Einstopp-Rennen geplant? Was war vorgesehen? Ein Stopp in Runde 20?"
Horner: "Wir waren auf Kurs. Wir hatten das Gefühl, ein Stopp würde ausreichen. Es ging knapp zu, doch wir glaubten wirklich, es würde gehen. Bei Sebastian waren die Reifen sicherlich noch in sehr gutem Zustand. Als die Lichtmaschine einging, waren es ja nur noch sechs Runden."

Frage: "Habt ihr euch im Rennen um den rechten Vorderreifen gesorgt? Gab es da größere Bedenken?"
Horner: "Nein."

Im Rennen läuft es immer besser ...

Frage: "Wieder machte es den Anschein, dass Red Bull im Rennen schneller war als im Qualifying. Hast du eine Erklärung dafür?"
Horner: "Ganz ehrlich: eigentlich nicht. Sebastian hat sich wirklich reingekniet und er leistete gute Arbeit. Anfangs hielt er mit Jenson (Button; Anm. d. Red.) mit."

"Ferrari war auf den Geraden aber einfach zu schnell für uns. Wir waren machtlos und konnten uns nicht verteidigen. Sebastian hat nichts falsch gemacht. Er fuhr so engagiert, wie er nur konnte. Diese Strecke zeigt nun einmal unsere Schwächen auf."

Frage: "In Spa-Francorchamps und Monza machte Red Bull im Qualifying keine gute Figur. Wird das auf eher normalen Strecken wieder anders sein? Was glaubst du?"
Horner: "Das ist schwierig vorherzusagen. In Singapur sollten wir - hoffentlich - wieder konkurrenzfähiger sein. 2012 gibt es aber keine Garantien. Das haben wir gesehen."

Frage: "Müsst ihr an eurer Samstagsform arbeiten? Habt ihr da immer alles herausgeholt?"
Horner: "Nun, Sebastian hat am Samstag wirklich alles aus dem Auto herausgeholt, was drin war. Wir müssten schon eine Audioaufnahme darüberlegen, um zu sehen, wo wir die Zeit verloren haben."

Frage: "Was denkst du nun über die Situation in der Gesamtwertung?"
Horner: "Ich denke, am wichtigsten ist, dass wir wissen, weshalb sich diese Defekte ereignen. Das müssen wir abstellen. Fehler kommen dich teuer zu stehen. Monza 2012 war unser erstes Rennen seit Yeongam 2010, in dem wir komplett punktelos blieben."

"Fehler kommen dich teuer zu stehen." Christian Horner

"Damals war es übrigens ebenfalls ein Motorenproblem, das uns Punkte kostete. Wir können es uns nicht leisten, Rennen nicht zu beenden. Der Berg, den wir erklimmen, wird dadurch immer größer. Beide unserer Fahrer befinden sich dennoch weiterhin im Titelrennen. Wir führen auch die Herstellerwertung noch um 19 Punkte an. Sieben Rennen vor Schluss müssen wir zusehen, alles dafür zu geben."

Frage: "Fernando Alonso scheint durch Konstanz zu überzeugen. Wir könnt ihr ihn schlagen?"
Horner: "Es stehen noch einige Rennen aus und wir sind ein starkes Team. Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir keine erneuten Ausfälle kassieren. Das ist das Enttäuschendste, was es gibt. Du hast einen Ausfall, okay. Dann musst du daraus lernen. Es ist aber sehr enttäuschend, wenn ein Fehler noch einmal auftritt. In der Herstellerwertung führen wir nach wie vor und unsere Piloten haben noch Chancen im Titelkampf."