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FIA-Faxabstimmung schon vor Weltrats-Sitzung in Paris

Vor der Sitzung des Motorsport-Weltrats am Freitag in Paris gab es heute eine Vorab-Faxabstimmung - Formel-1-Kommission künftig wohl nur noch mit 18 Mitgliedern

(Motorsport-Total.com) - Während den Formel-1-Fans am vergangenen Wochenende in Singapur aus sportlicher Sicht ein atemberaubendes Spektakel geboten wurde, ging es hinter den Kulissen der Königsklasse wieder einmal heiß her. Im Vorfeld der Sitzung des FIA-Motorsport-Weltrats am Freitag in Paris fand nämlich eine Faxabstimmung des Gremiums statt, die heute um 18:00 Uhr geschlossen wurde.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Matteo Bonciani

FIA-Präsident Jean Todt mit Pressesprecher Matteo Bonciani Zoom

Die 26 Ratsmitglieder wurden dabei laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' gebeten, vorab über das Reglement für 2013 sowie über eine Umgestaltung der Formel-1-Kommission abzustimmen. Hintergrund ist, dass der Weltrat laut aktuellen Concorde-Statuten nur über Vorschläge abstimmen kann, die zuvor von der Sportlichen oder Technischen Arbeitsgruppe ausgearbeitet und anschließend von der Formel-1-Kommission bestätigt wurden. Eine Sitzung der Kommission gab es jedoch dieses Jahr noch nicht.

Die Faxabstimmung, so wird von Paddock-Insidern vermutet, könnte quasi als "Ersatz-Grundlage" anstelle der Kommission dienen, sodass der Weltrat am Freitag endgültige Beschlüsse ratifizieren kann. Zwischen der heutigen Abstimmung und der Sitzung am Freitag dürften die Ergebnisse dann den Teams präsentiert werden, die vor ihrer formellen Nennung für die Weltmeisterschaft 2013 naturgemäß wissen müssen, welche Rahmenbedingungen sie im nächsten Jahr erwarten würden, sollten sie sich dazu entschließen, dann wieder am Start zu sein.

"Es gibt Diskussionen über den Prozess", gesteht McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Es gibt Leute, die der Meinung sind, dass der richtige Prozess nicht eingehalten wurde. Andere wiederum sind nicht dieser Meinung. Der Motorsport-Weltrat wurde um eine Faxabstimmung über einige sportliche und technische Angelegenheiten gebeten. Das wurde aber nicht an die Teams weitergeleitet. Einige Teams haben die Unterlagen vielleicht gesehen, aber nicht offiziell."

Was Whitmarsh, übrigens auch Vorsitzender der Teamvereinigung FOTA, damit meinen könnte: Einige Teams stehen mit Mitgliedern des Weltrats in enger Verbindung - etwa McLaren mit Scheich Abdullah bin Isa al Chalifa (weil die Bahrain Mumtalakat Holding Company 50-Prozent-Teilhaber der McLaren-Gruppe ist) oder Force India mit Anteilseigner Vijay Mallya. Auf diese Weise könnten die Unterlagen an den einen oder anderen Rennstall gelangt sein, obwohl es seitens der FIA keine offizielle Kommunikation dazu gab.

Neben der geplanten Erhöhung der FIA-Gebühren zum Beispiel für WM-Nennung oder Superlizenzen stößt bei den Teams auch die im Raum stehende Reform der Formel-1-Kommission auf wenig Gegenliebe. Das Gremium soll von 26 auf 18 Mitglieder reduziert werden - und statt bisher zwölf würden künftig nur noch sechs Teams darin vertreten sein (Ferrari, Lotus, McLaren, Mercedes, Red Bull und Williams). Sechs Mitglieder kann angeblich die FIA nominieren, sechs Ecclestone - bei einer beschlussfähigen Mehrheit von 50 Prozent plus eine Stimme, wie vermutet wird.

Kritisiert wird hinter vorgehaltener Hand auch, dass die Teams im Juni gemeinsame Vorschläge erarbeitet und vorgelegt haben, die seither jedoch verändert worden sein sollen. FIA-Unterstützer argumentieren allerdings, dass der Weltrat bei seinen Beschlüssen für 2013 nicht mehr an die Statuten des aktuellen Concorde-Agreements gebunden ist - weil dieses bekanntlich Ende 2012 ausläuft. Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt nur eines: Der Machtkampf hinter den Kulissen geht auch diese Woche weiter...


Fotos: Großer Preis von Singapur, Sonntag