• 06.07.2012 23:38

  • von Stefan Ziegler

Wenn ein Rennwochenende ins Wasser fällt

Streckenchef Richard Phillips sorgt sich um die Besucher des Formel-1-Rennens in Silverstone und spricht über die prekäre Parkplatz-Situation

(Motorsport-Total.com) - "Das hatten wir doch schon einmal", wird der eine oder andere Leser gedacht haben, als er von den Wassermassen hörte, in denen Silverstone am Freitag gebadet wurde. Richtig: 2000 fiel der Große Preis von Großbritannien schier ins Wasser, weil es tagelang nur regnete und weil die Parkflächen und Zufahrtsstraßen fast weggeschwemmt wurden. Nun droht Silverstone ein erneutes Chaos.

Titel-Bild zur News: Parkplatz

Schlamm drüber: So und schlimmer sehen aktuell die Parkplätze in Silverstone aus ...

Selbst Streckenchef Richard Phillips wird etwas mulmig, denn der Freitag könnte nur ein kleiner Vorgeschmack auf das gewesen sein, was an Samstag und Sonntag vielleicht noch folgen wird - mehr Regen, mehr Chaos, mehr Probleme. "Ich mache das jetzt schon seit 30 Jahren", wird Phillips von 'Autosport' zitiert. "Eine solche Wettersituation habe ich bisher allerdings noch nie erlebt."

Auch nicht 2000, denn damals war Phillips nicht mit von der Partie, wie er hinzufügt. Deshalb trägt er die aktuelle Situation mit Fassung und einer gewissen Portion Humor: "Das ist nun also mein 2000, vermute ich." Es sei auf jeden Fall nicht so, dass man in Silverstone vollkommen unvorbereitet sei. Das Problem ist nur: "40 Millimeter Regen in zwölf Stunden sind eine sehr schwierige Aufgabe."

Wieder mal großes Chaos in Silverstone

Vor allem für die wenigen und schmalen Zufahrtswege zur Rennstrecke, die eigentlich schon längst hätten ausgebaut werden sollen. "Deshalb haben wir schon seit geraumer Zeit nach einem Investor gesucht", erklärt Phillips und fügt hinzu: "In den vergangenen zehn Jahren haben wir alles in unserer Macht Stehende getan, um diesen Ort aufzubauen. Ich war und bin noch immer sehr stolz darauf."

Angesichts der starken Niederschläge vom Freitag ist Phillips aber schier selbst den Tränen nahe: "Ich könnte fast weinen", gesteht der Streckenchef von Silverstone. Der Grund dafür ist das große Chaos, das sich den Zuschauern bei der Anreise bot. Viele Besucher standen stundenlang im Stau. "Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung. Ich fühle mich dafür verantwortlich", hält Phillips fest.

"Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung. Ich fühle mich dafür verantwortlich." Richard Phillips

Damit nicht genug: "Den Leuten, die am Freitag nicht an die Strecke gelangen konnten, bieten wir eine Entschädigung an. Das Gleiche gilt für den Samstag." Denn dann ist wieder mit Verzögerungen zu rechnen - mindestens. Phillips geht sogar noch weiter: "Wir raten jedem Besucher mit allgemeinem Parkticket nachdrücklich, am Samstag nicht anzureisen." Die Parkplätze halten das nicht aus.

Der Rasen soll zur Sperrzone werden

Bei einem Formel-1-Wochenende in Silverstone werden zusätzlich zu asphaltierten Stellplätzen auch noch etliche Wiesen und Felder zum Parken freigegeben. Und eigentlich wollte man diese Flächen am Freitag schonen. Wohl wissend, dass noch mehr Regen im Anzug ist. Dieser Plan ging aber nicht auf, weil das Chaos zu früh um sich gegriffen hatte. "Deshalb öffneten wir viele unsere Gras-Parkflächen."

Doch viele Autoreifen verderben den Acker, wie Phillips bei "seinem 2000" feststellen musste. "Das Ergebnis ist: Wir haben im Prinzip die Hälfte unserer Stellplätze verloren." Und damit ein Problem, das man eigentlich vermeiden wollte. Die Notlösung sieht nun vor, die Grasflächen am Samstag nicht zu verwenden, um wenigstens am Sonntag Parkplätze zu haben. Deshalb der Appell an die Besucher.

"Das Ergebnis ist: Wir haben im Prinzip die Hälfte unserer Stellplätze verloren." Richard Phillips

Ob dieser neue Plan aufgeht, ist nicht abzusehen. "Schauen wir einmal, wo wir am Samstag stehen", sagt Silverstone-Streckenchef Phillips über die Situation an der altehrwürdigen Rennstrecke. "Wir tun derzeit wirklich alles, um sicherzustellen, dass die Besucher am Samstag so gut wie möglich versorgt werden. Am Sonntag kriegen wir das hoffentlich für alle hin." Sonst wird es ein feuchter Albtraum.


Fotos: Großer Preis von Großbritannien