• 29.07.2012 09:54

  • von Dieter Rencken, Stefan Ziegler & Fabian Hust

Viele steinige Wege führen in die Formel 1

Jenson Button und Lewis Hamilton erinnern sich an ihren Weg in die Formel 1 und beschreiben, warum die Wege meist unterschiedlich aber auch steinig sind

(Motorsport-Total.com) - Viele tausend Rennfahrer weltweit träumen von einem Einstieg in die Formel 1. Doch den wenigsten wird dieses Kunststück gelingen, denn im Moment ist gerade einmal Platz für 24 Stammfahrer. Ein paar Nachwuchstalente dürften Testfahrten absolvieren oder schaffen sogar die Beförderung zum Entwicklungsfahrer oder Ersatzpiloten. Aber den wenigsten ist es vergönnt, tatsächlich einmal ein Rennen in der "Königsklasse des Motorsports" zu bestreiten.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Hamilton legte mit seinem GP2-Sieg 2006 die Basis für den Formel-1-Einstieg

Es gibt auch kein Patentrezept, wie der Karriereweg in die Formel 1 aussieht. Das hängt nicht alleine mit der Tatsache zusammen, dass es zahlreiche Junior-Rennserien gibt: "Es verändert sich immer wieder", so Jenson Button, der im Jahr 2000 nach einer Saison in der Britischen Formel 3 in den Sport wechselte und damit das damals noch typische Sprungbrett Formel 3000 übersprang. "Es gibt mehr und mehr Kategorien, in denen du fahren kannst. Wir haben unterschiedliche Rennklassen und unterschiedliche Altersgruppen, wenn man so will."

"Für mich war es ziemlich einfach", blickt der McLaren-Pilot zurück. "Es gab die Formel Ford, dann kam die Formel 3 und schließlich die Formel 3000. Wenn es dir möglich war, dann hast du versucht, die Formel 3000 zu überspringen. Jetzt haben wir die GP2, die ich für eine gute Rennserie halte. Sie fahren auf denselben Strecken wie wir und nutzen sehr ähnliche Reifen."

Doch der Formel-1-Weltmeister von 2009 spricht ein Problem an, mit dem die meisten Nachwuchstalenten früher oder später zu kämpfen haben, und das auf die GP2 voll zutrifft: "Der einzige Haken ist: Es scheint sehr teuer zu sein. Für viele Jungs ist es schwierig, derart viel Geld aufzutreiben. Zudem ist es derzeit sehr schwierig, sich nach Sponsoren umzusehen."

Jenson Button stiegt mit dem Jahrtausendwechsel in die Formel 1 auf Zoom

"Deshalb haben manche Fahrer einen etwas anderen Weg eingeschlagen", erklärt Button. "Obwohl sie den Aufstieg in die GP2 geschafft hatten, haben sie einen Schritt zur Seite gemacht, in eine Serie, die billiger, aber wahrscheinlich ebenso konkurrenzfähig ist. Es ist schwierig, den richtigen Weg zu finden. Auch die Perspektive der anderen Seite ist nicht ohne. Als Manager musst du erkennen, welches Kind das Talent hat und welcher Bursche etwas lernen möchte."

Teamkollege Lewis Hamilton schaffte den Sprung als GP2-Meister (2006) in die Formel 1 - er wurde allerdings zuvor rund ein Jahrzehnt von McLaren gefördert, vom Kartsport über diverse Nachwuchs-Formelserien: "Du kannst es nicht bis in die Formel 1 schaffen, wenn du keine Unterstützung hast - von deiner Familie, von Sponsoren", so Hamilton, der einst McLaren-Boss Ron Dennis auf den Autosport-Awards als Knirps frech ansprach und sagte, dass er eines Tages in einem seiner Autos in der Formel 1 fahren möchte.

"Ich weiß: Ich hätte große Probleme gehabt, wenn man mir nicht geholfen hätte", gibt der Brite zu. "Ich war ja im Nachwuchsprogramm von McLaren. Es gibt jedoch ein paar Fahrer, die es durchaus in die Formel 1 schaffen können, auch wenn sie nicht vom Schlage der Toppiloten sind - solange sie nur das Geld haben. So ist das in diesem Sport."

"Für mich hat es sich jedenfalls perfekt entwickelt", erinnert sich der heute 27-Jährige. "Die Entscheidungen, die Martin (Whitmarsh; Anm. d. Red.) und das Team für mich getroffen haben, hätten besser nicht sein können. Ich selbst hätte es nicht besser heraussuchen können. Wenn ich zurückgehen müsste, würde ich es genauso machen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, ständig bei Martin angerufen zu haben. Ich fragte: 'Wann darf ich endlich ins Auto? Wann darf ich endlich das Formel-1-Auto fahren?'"

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hatte bei seinem Formel-1-Debüt 2007 gleich gut Lachen Zoom

Dem späteren Formel-1-Weltmeister konnte der Aufstieg auf den Gipfel des Motorsports nicht schnell genug gehen: "Ich wollte schon in die GP2 aufsteigen, als ich noch ein weiteres Jahr in der Formel 3 vor mir hatte. Ich wollte aber direkt in die GP2 wechseln. Martin stellte aber sicher, dass ich mit beiden Beinen auf dem Boden blieb."

"Für mich ging es in den Nachwuchsserien darum, jede Kategorie zu gewinnen. Das muss für heutige Nachwuchspiloten nicht mehr gelten, doch ich hatte damals das Gefühl, immer siegen zu müssen, um den Deal mit McLaren aufrechtzuerhalten. Ich weiß nicht, ob das so war, aber ich hatte halt diesen Eindruck."