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  • 06.07.2012 20:13

  • von Stefan Ziegler

Tortellini oder Tagliatelle: Ferrari nimmt Wetter mit Humor

Nur wenig Setuparbeit bei Rot: Fernando Alonso und Felipe Massa fuhren am Freitag nur wenige Runden - Abflug von Alonso kostet den Frontflügel

(Motorsport-Total.com) - Britisches Wetter trifft auf britischen Humor: Ferraris Technischer Direktor Pat Fry zeigte sich im Anschluss an das Freie Training in Silverstone nur wenig angetan von den Bedingungen auf der Traditionsstrecke. Und es stimmt: Sportlich wurde den Fans auf den Tribünen wirklich nicht sehr viel geboten. Auch die beiden Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa hielten sich zurück.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Flügellos: Fernando Alonso hatte einen kleinen Abflug, fuhr sonst sehr wenig

Insgesamt absolvierte das spanisch-brasilianische Duo in drei Stunden gerade einmal 32 Runden, wobei sich Massa als Neunter vor Alonso klassierte, der 14. wurde. Die beiden Ferrari-Fahrer hatten den Kurs in Silverstone in 1:58.119 Minuten (Massa) und 1:59.015 Minuten (Alonso) umrundet und sich damit 1,7 beziehungsweise 2,6 Sekunden Rückstand auf Lewis Hamilton (McLaren) eingehandelt.

Allerdings, und das betonten alle Beteiligten am Abend in Großbritannien einstimmig, seien die Zeiten an einem derart verregneten Trainingstag mit Vorsicht zu genießen. Selbige mussten die Piloten auch auf der Strecke walten lassen. Trotzdem erwischte es Alonso: Der spanische Rennfahrer flog im zweiten Freien Training ab und knallte mit dem F2012 in die Banden - der Frontflügel war hinüber.

Ansonsten war aus der Sicht der Roten nur wenig geboten. "An diesem Nachmittag kann ich nur wenig sagen. Oder zumindest weniger als an einem normalen Freitag", meint Alonso. "Aufgrund des Regens und aufgrund der Tatsache, dass die Anzahl der Regenreifen durch die Regeln limitiert sind, fuhren wir nur wenige Runden. Es wäre nicht sinnvoll gewesen, mehr zu fahren", findet der Spanier.

"Es war besser, die Reifen zu sparen. Die Vorhersage ist ja definitiv nicht sehr ermutigend. Es scheint am gesamten Wochenende zu regnen. Falls die Aussichten auf das restliche Wochenende besser gewesen wären, hätten wir natürlich mehr Runden abspulen können", erklärt Alonso und merkt an: "Bei diesen Verhältnissen und ohne Aussicht auf trockene Bedingungen war das aber nicht drin."

Wer Reifen spart, der fährt nicht viel ...

Immerhin machte der F2012 im Regen eine gute Figur: "Das Auto scheint im Nassen okay zu sein. Es ist aber schier unmöglich, eine Einschätzung abzugeben, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen. Hoffen wir einfach darauf, dass wir am Samstagmorgen zumindest ein paar Runden im Trockenen zurücklegen können", sagt Alonso. Erst dann sei eine wirklich sinnvolle Abstimmungsarbeit möglich.

Und dann wird Alonso auch seinen Abflug endgültig abgehakt haben. Was ist eigentlich genau passiert? Der Ex-Champion schildert den Vorfall aus seiner Sicht: "Das Auto traf auf Aquaplaning und rutschte mir weg. Schade um den Frontflügel. Wir müssen schauen, ob wir ihn reparieren können." Massa, der in Silverstone schon einmal durch sehr viele Dreher aufgefallen war, hielt sich schadlos.

"Das Auto traf auf Aquaplaning und rutschte mir weg." Fernando Alonso

Auch er klagte aber über den Regen: "Das Wetter machte den Freitag zu einer sehr schwierigen Angelegenheit. Es regnete die ganze Zeit. Das brachte unseren Arbeitsplan durcheinander. Deshalb entschieden wir uns dazu, nur wenig zu fahren, um die Reifen für Samstag und Sonntag aufzusparen. Das bedeutete natürlich, dass wir nicht so testen konnten, wie wir das eigentlich geplant hatten."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Großbritannien


Däumchendrehen am Kommandostand

"Das betraf vor allem die Neuerungen, die wir bei diesem Grand Prix einführen wollten", berichtet der brasilianische Rennfahrer und fügt hinzu: "Ich legte nur drei gezeitete Runden zurück. Es ist daher einfach unmöglich, ein Urteil über das Verhalten des F2012 auf dieser Strecke abzugeben. Am Samstag werden wir versuchen, mehr Runden zu absolvieren -ungeachtet der Bedingungen."

"Wir müssen nämlich möglichst gut auf die Qualifikation und das Rennen vorbereitet sein. Wir werden alles tun, was möglich ist", verspricht Massa, während Fry zu Scherzen aufgelegt ist: "Es wäre heute interessanter gewesen, Tortellini mit Tagliatelle oder Parma-Schikane mit Jamon-Serrano-Schiken zu vergleichen, statt drei Stunden damit zu verbringen, nur ein Dutzend schnelle Runden zu absolvieren."

"Es wäre heute interessanter gewesen, Tortellini mit Tagliatelle zu vergleichen ..." Pat Fry

"Doch Scherz beiseite: Es war es wirklich nicht wert, sehr viel zu fahren", erklärt der Technische Direktor von Ferrari und merkt an: "Jedem unserer Fahrer steht nur ein begrenztes Kontingent an Regenreifen zur Verfügung. Wir wollten zudem die Autos nicht riskieren. Es waren ja sehr schwierige Bedingungen. Auf der Strecke stand sehr viel Wasser." Was Alonso zum Verhängnis wurde.

Alonso produziert einen Schaden

Dies war - laut Fry - der einzige wirklich negative Augenblick des Tages. Abgesehen von den sehr schwierigen Bedingungen natürlich. "Es geschah, als er schon auf dem Weg zurück zur Box war. Das Ergebnis war ein gebrochener Frontflügel. Wir versuchen, das Teil zu reparieren, um es erneut einsetzen zu können", sagt Fry und fügt hinzu: "Die vielen Zuschauer auf den Tribünen tun uns leid."

"Das ist nun aber die Realität dieser Situation. Wir konnten nicht extra mehr Runden fahren. Wir hatten ein paar kleinere Updates, die wir gern ausprobiert hätten. Das konnten wir bei diesen Verhältnissen aber nicht tun", meint der Brite. "Wir taten unser Möglichstes und führten ein paar Probestarts durch. Wir verschoben die Vorbereitung auf Qualifying und Rennen einfach auf Samstag."

"Wir konnten nicht extra mehr Runden fahren." Pat Fry

"Wenn der Regen weiter eine Hauptrolle spielt, dann müssen wir sehr clever mit der Situation umgehen", erklärt Fry. "Bei der Entwicklung des F2012 machen wir weiter sehr viel Druck. Wir haben den Abstand zu den Besten schon wesentlich verkürzt, Es wird nun aber immer schwieriger. Das Tempo und die Effektivität der Modifizierungen wird von nun an der Schlüssel zum Erfolg sein."