Massa: Ferrari-Ticket für 2013 gelöst?

Der Speed ist schon länger da, jetzt kommt auch die Beständigkeit: Felipe Massa ist auf dem besten Weg, seine Ferrari-Zukunft doch noch zu retten

(Motorsport-Total.com) - Als Felipe Massa nach fünf Saisonrennen gerade mal zwei Punkte auf dem Konto hatte, während Teamkollege Fernando Alonso die Fahrer-WM anführte, hatte Luca di Montezemolo wohl schon den Kugelschreiber in der Hand, um die Entlassung des Brasilianers zu unterzeichnen. Doch in den vergangenen Wochen scheint dieser seinen Kopf gerade noch aus der Schlinge gezogen zu haben.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Kampfstark und schnell: Felipe Massa ist auf dem Weg der Besserung

Bereits seit Monte Carlo ging es vom Speed her deutlich vorwärts, und auch Montreal war grundsätzlich positiv. Dass er dann schon früh im Rennen einen völlig überflüssigen Fahrfehler einbaute, passierte freilich zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Aber gestern in Silverstone passten bei Massa erstmals Speed und Beständigkeit zusammen, sodass er sich den guten vierten Platz sicherte - nach 52 Runden nicht einmal zehn Sekunden hinter Sieger Mark Webber.

WM-Wende längst überfällig

"Ich fühle mich im Auto viel wohler", strahlt der 31-Jährige. "Es geht viel mehr in meine Richtung und ich weiß jetzt genau, was ich zu tun habe. So müssen wir weitermachen, um die Situation von Rennen zu Rennen zu verbessern. Dann wird das bis zum Saisonende noch eine ganz andere Meisterschaft für mich." Das wird auch höchste Zeit, denn mit 23 Punkten liegt er immer noch nur an 13. Stelle der Gesamtwertung, 23:129 Zähler hinter Spitzenreiter Alonso.

Ferrari erwartet von Massa nicht, Alonso zu schlagen, doch mindestens 50 Prozent der Punkte der Nummer eins sollte eine Nummer zwei in der Formel 1 schon holen - auch für die Konstrukteurs-WM. Außerdem konnte Massa gestern erstmals Alonsos direkten Konkurrenten im WM-Kampf Punkte wegnehmen: "Felipe hat mit seiner starken Leistung dazu beigetragen", dass Sebastian Vettel und Lewis Hamilton weiter Boden verloren haben, lobt Teamchef Stefano Domenicali.

Felipe Massa, Stefano Domenicali

Felipe Massa (links) scheint seinen Kopf aus der Schlinge gezogen zu haben Zoom

Frage an Massa: Glaubst du, dass du mit solchen Leistungen auch nächstes Jahr noch Ferrari-Fahrer sein wirst? "Wenn wir so weiterarbeiten und das Auto verbessern, dann sehe ich keinen Grund, der dagegen spricht", entgegnet er - interessanterweise in der Wir-Form. Helfen könnte ihm auch die allgemeine Situation auf dem Transfermarkt, denn je länger der Sommer dauert, desto mehr scheinen Ferrari die Alternativen auszugehen.

Keine Alternativen zu Massa?

Bei Silverstone-Sieger Webber deutet mehr und mehr auf ein weiteres Red-Bull-Jahr hin, Hamilton sehen die Medien trotz einiger Differenzen weiterhin bei McLaren - und Paul di Resta wird eher bei Mercedes als bei Ferrari landen, falls Michael Schumacher seine Karriere beenden sollte. Dann wären da noch Überraschungskandidaten wie Adrian Sutil, um den es allerdings in den vergangenen Wochen still geworden ist, und Sergio Perez, für den Ferrari vielleicht noch zu früh käme.

Wichtig ist nun, in Hockenheim und Budapest an die starke Leistung von Silverstone anzuknüpfen, dann könnte Massa sein Ticket für 2013 früher lösen, als es noch vor einigen Wochen möglich schien. Der Grand Prix von Großbritannien sei "ein gutes Rennen" gewesen, "das Spaß gemacht hat", gibt der Ferrari-Pilot zu Protokoll - und macht sich noch einmal bewusst: "Es ist unheimlich wichtig, dass die Ergebnisse jetzt besser werden."


Fotos: Felipe Massa, Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


Ex-Teamkollegen hinter sich gelassen

Gestern fightete er übrigens gegen zwei ehemalige Ferrari-Teamkollegen: "Ich habe das ganze Rennen gekämpft. Im ersten Stint habe ich Michael überholt, und nach dem ersten Stopp habe ich bis zum Schluss gegen Vettel Druck gemacht, der vor mir lag. Eine Runde war ich ein bisschen schneller, dann wieder er, aber der Abstand blieb immer ähnlich. Und zum Schluss war Kimi sehr schnell", rekapituliert der elffache Grand-Prix-Sieger.

"Der Lotus funktioniert mit abgefahrenen weichen Reifen immer sehr gut. Er holte mich sehr schnell ein, kam aber nicht vorbei", ist Massa froh, dass er es jenen Kritikern zeigen konnte, die schon wieder ein Nervenflattern in der letzten Runde befürchteten. Und Domenicali ergänzt: "Ich war von Lotus sehr beeindruckt. Grosjean war sehr schnell, obwohl er in der ersten Runde weit zurückgefallen ist. Es ist ein sehr enger Wettbewerb dieses Jahr."

"Der Lotus funktioniert mit abgefahrenen weichen Reifen immer sehr gut." Felipe Massa

Woran es liegt, dass Massa plötzlich wie ausgewechselt zu sein scheint, weiß der tragische Beinahe-Weltmeister von 2008 selbst nicht so genau: "Es ist von allem ein bisschen", antwortet er auf die Frage von 'Motorsport-Total.com' nach Details. "Das Auto ist einfach besser geworden. Es gibt noch einiges zu verbessern, aber die Richtung stimmt. Zweitens verstehen wir die Reifen und das Setup. Das macht vieles einfacher."