Kovalainen: "Müssen regelmäßig vor Toro Rosso starten"

Hikki Kovalainen erklärt, was für Caterham nun Priorität hat, warum WM-Punkte ein reiner Nebenaspekt sind und wodurch er sich einen großen Sprung erhofft

(Motorsport-Total.com) - In Valencia gelang dem Caterham-Team ein weiterer Meilenstein in der Teamgeschichte. Heikki Kovalainen setzte sich im Qualifying gegen beide Toro-Rosso-Piloten durch - ein Team, das vor vier Jahren noch zu den Siegern zählte. Die Truppe aus Faenza liegt ohnehin nur sechs Punkte vor Caterham und damit auch im WM-Klassement theoretisch in Griffweite.

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Heikki Kovalainen, Daniel Ricciardo, Sergio Perez

Perfekte Welt: Caterham im heißen Infight mit den etablieren Teams

Dennoch erweist sich der Kampf gegen die etablieren Rennställe für das Teams, das im Sommer von Hingham nach Leafield umziehen wird, als harte Nuss. Kovalainen ist im Duell gegen das kleine Red-Bull-Team jedenfalls nicht sehr zuversichtlich. "Das wäre wahrscheinlich zu viel verlangt", reagiert er auf die Frage der Kollegen von 'Formula1.com', ob Platz neun in der WM-Tabelle möglich wäre. "Wir sollten nicht nach der Anzahl an Punkten beurteilt werden, die wir diese Saison holen, sondern wie weit in puncto Performance kommen. Wenn wir gegen Toro Rosso kämpfen, dann haben wir uns gut geschlagen, aber wir sind noch nicht so weit. Es gibt immer noch eine Lücke zur Gruppe vor uns."

Caterham hat im Vergleich zum Vorjahr einen enormen Leistungssprung gemacht: Während Kovalainen im Valencia-Qualifying 2011 rund 3,2 Sekunden Rückstand auf die Q1-Bestzeit hatte, waren es 2012 nur 1,8 Sekunden. Das Problem: Auch das restliche Mittelfeld hat auf die Spitzenteams enorm Boden gutgemacht.

Kovalainen erhofft sich viel vom Umzug

Dennoch ist es für Caterham wichtig, die etablierten Teams immer wieder zu ärgern, damit bei den Mitarbeitern die Motivation nicht verloren geht. Daher fordert Kovalainen konstant gute Qualifying-Ergebnisse: "Wir müssen sicherstellen, dass wir uns auf unterschiedlichen Streckentypen vor Toro Rosso qualifizieren können - so wie in Valencia. Wenn wir dann auch im Rennen mit ihnen kämpfen können, dann sollten wir danach beurteilt werden - nicht nach den Punkten, die wir dieses Jahr geholt haben."

Es ist ganz klar, worauf Kovalainens Argumentation abzielt: Nachhaltigkeit. Der Finne fordert von seinem Team Fortschritte, keine glücklichen Punkte bei einem Chaosrennen, denn das bringt das Team langfristig nicht weiter. Doch woran fehlt es derzeit am meisten? "Es gibt ein paar Dinge, die wir verbessern müssen", weiß Kovalainen. "Eines der größten Dinge sind die Einrichtungen, und wir haben uns damit bereits auseinandergesetzt. Die Anteilseigner haben einmal mehr investiert und dem Team eine neue, viel größere Heimat in Leafield gegeben, und das gibt dem Team viel Auftrieb."

"Der Umzug gibt dem Team viel Auftrieb." Heikki Kovalainen

In Leafield, wo früher Arrows und später Super Aguri ihren Sitz hatten, kommt das Team endlich in den Genuss eines hauseigenen Windkanals. Dieser Schritt sollte sich definitiv auch auf der Strecke bemerkbar machen, ist Kovalainen sicher: "Wir haben sehr gute Leute, und jetzt bekommen sie einen Arbeitsplatz, der die Größe und die Bandbreite hat, um alle Werkzeuge zu nutzen, die man benötigt, um eine gute Arbeit zu leisten - und zwar nicht nur jetzt, sondern für eine lange Zeit."

Caterham schon jetzt effizienter als Toro Rosso & Co.?

Damit spielt er aus technischer Sicht auf die größte Baustelle des Teams an - die Aerodynamik. Doch auch in diesem Bereich erkennt er eine Aufbruchsstimmung: "Damit wir konkurrenzfähig sind, müssen wir weiterhin Leute wie John Iley holen, der das Wissen und die Erfahrung mitbringt, um mit den Teams vor uns mitzuhalten. John gibt der Aero-Abteilung bereits jetzt viel Auftrieb. Er und Aerodynamikchefin Marianne Hinson arbeiten bereits gut zusammen, erweitern das Windkanal-Programm und die CFD-Möglichkeiten, damit wir in die richtige Richtung gehen."

Bisher wähnt er sein Team jedenfalls auf dem richtigen Weg, obwohl es für den ehemaligen McLaren-Piloten eine Geduldsprobe darstellt, mit dem kleinen Caterham-Team um Plätze außerhalb der Punkeränge zu kämpfen: "Wir sind ein sehr gutes kleines Team, das auf jeden Fall meilenweit vor den anderen zwei kleinen Teams liegt und vielleicht besser als einige der kleinen, etablierten Teams funktioniert."

"Vor uns liegen ein paar Autos, denen es vielleicht nicht ganz gelingt, das Maximum aus ihrem Paket herauszuholen." Heikki Kovalainen

Was er damit meint? "Vor uns liegen ein paar Autos, denen ganz klar mehr Performance zur Verfügung steht, aber vielleicht gelingt es ihnen nicht, das Maximum aus ihrem Paket herauszuholen. Ich bin der Meinung, dass wir das regelmäßig machen. Das spricht für uns, und wir müssen sicherstellen, dass wir das auch in Zukunft hinbekommen. Denn wenn wir einmal ein Auto haben, das schnell genug ist für das Mittelfeld, dann ist es wichtig, dass wir die Fähigkeit nicht verlieren, alles herauszuholen was wir haben."