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  • 08.07.2012 19:04

  • von Stefan Ziegler

Ein sehr enttäuschendes Wochenende für McLaren

Keine Chance im Qualifying und im Rennen nur eine Statistenrolle: McLaren hatte sich den Grand Prix in Silverstone sicherlich ganz anders vorgestellt

(Motorsport-Total.com) - Wenn es ein Rennen gibt, das McLaren unbedingt gewinnen will, dann ist es der Große Preis von Großbritannien. Doch in diesem Jahr hatten die beiden Fahrer des Teams nicht den Hauch einer Chance. Schon im nassen Qualifying ging McLaren unter, im Rennen kam es dann fast noch dicker: Lewis Hamilton wurde nur als Achter abgewinkt, Jenson Button sah das Ziel gerade noch als Zehnter.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

"Keep living the Dream" - zumindest die Fans stehen McLaren weiterhin bei

Das ist zu wenig für die hohen Ansprüche des Traditionsteams, bei dem nach der Zieldurchfahrt viele hängende Köpfe zu sehen waren. "Es war ein sehr enttäuschendes Wochenende. Doch das muss man jetzt einfach abhaken", sagt der Technische Direktor des Rennstalls, Paddy Lowe. Allerdings nicht ohne genau zu analysieren, was in Silverstone schief lief. Vermutlich eine ganze Menge.

Da wäre auf jeden Fall das Wetter, das McLaren einerseits am Samstag, andererseits aber auch am Sonntag einen Strich durch die Rechnung machte, wie Lowe erklärt. "Wir hatten eigentlich auf ein Regenrennen gehofft. Erfahrene Piloten wie Jenson und Lewis hätten da noch etwas machen können. Vom achten und vom 16. Startplatz kannst du im Trockenen ja eh nicht viel ausrichten", meint er.

Doch statt erneutem Regen gab es am Sonntag nur Sonnenschein. "Und da waren wir halt nicht auf Tempo", sagt der Technische Direktor von McLaren. Warum weiß er noch nicht zu sagen. "Im dritten Freien Training waren wir auf Trockenreifen noch ziemlich gut, aber am Sonntag zeigte sich das gar nicht. Eigentlich hätte uns dieser Kurs bei unserem Rennwagen in die Karten spielen sollen."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Großbritannien


Die weichen Reifen als Handicap

"Das hat sich aber nur ganz vereinzelt gezeigt. Die Konstanz war nicht da und die anderen haben uns überholt", hält Lowe fest. Sportdirektor Sam Michael kommt bei 'Sky Sport F1' zu einer ähnlichen Einschätzung: "Das ist sicher nicht die Leistung, die wir gern an den Tag gelegt hätten. Aufgrund einer schlechten Qualifikation hatten wir auch keine guten Startpositionen", erläutert der Australier.

"Im Rennen wollten wir die weichen Reifen nur so kurz wie möglich fahren. Wir hatten damit sehr viel Graining. Hätten wir bessere Startplätze gehabt, wäre auch unsere Geschwindigkeit besser gewesen. Das Problem ist aber: Wenn du ins hintere Feld zurückfällst und in Dirty Air fahren musst, dann verlierst du noch mehr an Boden. Das ist uns passiert", meint Michael. "Wir hingen einfach fest."

"Wir hingen einfach fest." Sam Michael

Dabei habe man alle Register gezogen, um genau das zu vermeiden und der Konkurrenz doch noch ein Schnippchen zu schlagen. "Mit Lewis absolvierten wir einen kurzen Stint auf den weichen Reifen, um gegen Grosjean zu bestehen. Das machte uns aber gegen Rennende angreifbar. Das war rückblickend wohl ein Fehler", sagt Michael, dessen Team aber trotzdem Positives beobachtet hat.

McLaren mit einigen Hausaufgaben

Die Boxenstopps, zuletzt die Achillesverse des Rennstalls, funktionierten dieses Mal sehr gut. "Da haben die Jungs wirklich fantastische Arbeit geleistet", findet McLaren-Sportdirektor Michael. "Wir waren heute fünf Zehntel schneller als alle anderen. Wir hatten die beste Standzeit und im Schnitt dauerte ein Reifenwechsel nur 2,9 Sekunden. Bei der Boxencrew setzt also langsam Konstanz ein."

Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass McLaren noch andere Baustellen hat. "Wir sollten vorn mit Red Bull und Ferrari kämpfen", sagt Michael und merkt an: "Wir wollen schon in Deutschland wieder vorn mitmischen. In der Fabrik geben wir Vollgas, damit das auch gelingt. Wir haben jetzt ein paar Hausaufgaben. Wir müssen einfach zusehen, beim nächsten Mal wieder schneller zu sein."

"Wir wollen schon in Deutschland wieder vorn mitmischen." Sam Michael

"Daran müssen wir arbeiten", meint der Sportdirektor des Traditionsteams. "Zuletzt waren wir ja sehr konkurrenzfähig. Es ist natürlich ein Entwicklungsrennen. Andere Teams scheinen da derzeit etwas schneller zu sein als wir. Da müssen wir weiter Druck machen", erklärt Michael. Vor allem, weil McLaren nach dem Silverstone-Rennen nur noch auf Platz vier der Konstrukteurswertung geführt wird.