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  • 29.07.2012 12:45

Button: "Manchmal kommt der Moment für einen Wechsel"

Jenson Button schließt einen Abschied von Lewis Hamilton aus dem McLaren-Team nicht aus und hat bereits Pläne für die Zeit nach seinem eigenen Rücktritt

(Motorsport-Total.com/SID) - Jenson Button wird der Formel 1 noch einige Jahre erhalten bleiben. Der Brite besitzt bei McLaren einen langfristigen Vertrag. Dennoch hat er bereits konkrete Pläne und Ziele für die Zeit danach.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button wird sich nach seiner Formel-1-Karriere nicht langweilen

Im Interview spricht Button über einen möglichen Abschied seines Teamkollegen Lewis Hamilton von McLaren, über das Phänomen Fernando Alonso, über seine eigenen Pläne nach der Formel-1-Karriere und über die Auswirkungen einer Auszeit vom Rennsport.

Frage: "Jenson, wird dein Teamkollege bei McLaren auch 2013 Lewis Hamilton heißen? Sowohl das Team als auch er selbst halten sich beim Thema Vertragsverlängerung zurück..."
Button: "Ich denke, er wird bleiben, aber man weiß nie. Ich weiß nicht, welche Optionen er hat. Kann er zu Ferrari? Kann er zu Mercedes, falls Michael aufhört? Ich weiß es nicht. Lewis hat hier ein Team, mit dem er Rennen gewinnen kann. Das weiß er auch. Doch manchmal kommt im Leben eben der Moment, wo du einen Wechsel brauchst."

Frage: "Aktuell scheint Fernando Alonso das Phänomen zu sein. Ist er denn von den Jägern in diesem Jahr noch zu schlagen?"
Button: "Wenn man daran denkt, wie das Auto im ersten Rennen lief, ist es unglaublich, dass er Erster ist. Das hätte damals niemand gedacht. Mir war aber immer klar: Wenn er ein gutes Auto, ist er ganz stark. Er hat einen starken Kopf, ist clever und hat es geschafft, Ferrari zu seinem Team zu machen. Für mich wird es sicher schwierig, ihn noch einzuholen. Die anderen müssen hoffen, dass er viele Punkte liegen lässt."

Frage: "Du bist begeisterter Triathlet und Radfahrer. Wenn du kein Rennfahrer geworden wärst: Würden wir dich dann gerade bei Olympia sehen?"
Jenson Button: "Ich weiß es nicht, aber ich habe, obwohl ich Rennfahrer geworden bin, noch ein anderes sportliches Ziel: Es ist mein Traum, mich einmal für eine Triathlon-Weltmeisterschaft zu qualifizieren und einen Ironman zu absolvieren. Dich zehn Stunden zu quälen, macht dich unheimlich stark. Danach weißt du, was Schmerzen sind. Für Olympia bin ich wohl inzwischen zu alt."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Ungarn


Frage: "Mit 32 Jahren bist du einer der älteren Piloten im Feld. Planst du schon dein Leben danach, oder werden wir dich noch viele Jahre auf der Strecke sehen?"
Button: "Die Zeit als Rennfahrer ist toll und ich weiß das zu schätzen. Natürlich gibt es Dinge an diesem Geschäft, die mir nicht gefallen und die mich auf Dauer nerven. Das ist aber in jedem Beruf so. Dieser Beruf ist meine Leidenschaft und bietet mir so vieles, was ich liebe - in erster Linie das Rennfahren an sich."

Frage: "Welches sind die Dinge, die dich am Formel-1-Geschäft nerven?"
Button: "Das ist mein Geheimnis (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Und was genießt du - außer dem Fahren an sich?"
Button: "Wir haben alle den Luxus, die Welt sehen zu dürfen. Ich war an Orten, die ich sonst vielleicht nie gesehen hätte. Es ist wunderbar, diese verschiedenen Kulturen, die verschiedenen Mentalitäten und Baustile, zu erleben. Ich wohne in Monaco und radele des Öfteren von Frankreich rüber nach Italien. Sobald du über der Grenze bist, merkst du, wie sich alles ändert. Die Atmosphäre, der Baustil, alles. Es ist unglaublich, wie unterschiedlich Menschen sein können, die so eng beieinander leben."

Frage: "Weshalb bist du als überzeugter Brite eigentlich nach Monaco gezogen?"
Button: "In erster Linie wegen des Wetters. Es ist wunderbar, dort scheint immer die Sonne. Als Landjunge brauche ich normalerweise einen Garten, den mein Appartement dort nicht hat. Aber ich habe rundherum alles, was ich für die Dinge brauche, die ich außer der Formel 1 liebe: Das Meer zum Schwimmen und Bootfahren, die Berge zum Skifahren oder Radfahren und überall tolle Restaurants."

Keine Langeweile nach der Formel 1

Frage: "Das klingt nicht so, als würde sich jemand wie du nach einem Rücktritt langweilen und einrosten?"
Button: "Wenn ich irgendwann zurücktrete, wird es schmerzen, aber ich werde das Leben auch danach genießen, ganz sicher."

Frage: "Wäre es denn eine Alternative, sich irgendwann mal ein Jahr Auszeit zu nehmen?"
Button: "Nein, das wäre gefährlich. Du könntest wiederkommen, aber du hättest einiges verloren. Man sieht es jetzt an Kimi Räikkönen. Er ist zwar stark in diesem Jahr, aber ich bin sicher, er wäre noch besser, wenn er zwischenzeitlich nicht weg gewesen wäre."

Frage: "Dennoch hatte Räikkönen weniger Anlaufschwierigkeiten als Michael Schumacher bei seinem Comeback. Liegt es also daran, dass er zwei Jahre weg war, Schumacher aber drei?"
Button: "Und daran, dass er einfach jünger ist. Außerdem ist er in diesen beiden Jahren Rallye gefahren, er saß also trotzdem im Auto."

Frage: "Schumachers Leistungskurve zeigte zuletzt durchaus nach oben. Ist er wieder ein ernsthafter Rivale?"
Button: "Ich habe mich sehr gefreut, ihn nach all den Jahren in Valencia wieder auf dem Podium zu sehen. Er hatte in diesem Jahr schon einige gute Rennen und er verdient jeden Respekt. Er hat mehr erreicht als je ein anderer. Er ist einfach phänomenal."