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  • 11.06.2012 14:42

Vettel im Stress, Ferrari in der Kritik

Während der Red-Bull-Pilot in New York Termine abklappert, gehen die italienischen Medien mit der Scuderia hart ins Gericht - Schumacher: "Attacke verschoben"

(Motorsport-Total.com/SID) - Sebastian Vettel hatte es nach dem erneut verpassten ersten Kanada-Triumph ganz eilig, Michael Schumacher sogar schon vor Ende des Rennens seinen Koffer gepackt. Während dem Altmeister der fünfte Ausfall im siebten Rennen die Laune mächtig verhagelt hatte, konnte Vettel mit wichtigen Punkten für Platz vier noch leben. Seine schnelle Flucht aus Montreal zwei Stunden nach dem Rennen war geplant, denn schon am Montag wurde der Red-Bull-Pilot in New York gebraucht.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Letterman, New Jersey und ein Musikvideo: Vettels Terminkalender ist voll

Neben dem Dreh eines Musikvideos für einen Sponsor stand für Vettel vor allem eine Premiere auf dem Programm. Mit einem Straßenauto sollte der Champion als erster Fahrer den neuen Stadtkurs vor der Skyline von Manhattan in New Jersey umrunden, bevor dann noch ein Besuch bei US-Star-Talker und Motorsport-Fan David Letterman geplant war. "Darauf freue ich mich ganz besonders", sagt Vettel, für den die späte Taktikänderung zu einem zweiten Reifenwechsel nötig und richtig war.

WM spannend wie selten zuvor

"Vor dem Stopp war ich drei Sekunden hinter Fernando Alonso, letzten Endes sind wir vor ihm ins Ziel gekommen", rekapituliert Vettel seinen vierten Platz: "Wir konnten immerhin wichtige Punkte sammeln und so wie es aussieht, ist man auch wirklich auf jeden einzelnen angewiesen." Denn die Formel 1, die mit Lewis Hamilton ihren siebten Sieger im siebten Rennen erlebte, ist spannend und ausgeglichen wie nie zuvor. Die Top 4 der Gesamtwertung, zu denen neben dem Briten auch Alonso, Vettel und Teamkollege Mark Webber zählen, trennen gerade einmal sieben Punkte.

Selbst Mercedes-Pilot Nico Rosberg könnte bei 21 Zählern Rückstand mit einem Sieg beim nächsten Rennen in Valencia sogar auf Platz eins springen. "Es ist unglaublich, wie eng es zugeht. Wir haben einen Sieg und 25 Punkte geholt, doch mein Vorsprung beträgt gerade einmal zwei Zähler. Ich denke, so wird es auch bis zum Jahresende bleiben. Das zeigt, wie wichtig die Konstanz ist", meint Hamilton.

Wer ist der achte Sieger?

Doch nicht nur Romain Grosjean und Sergio Pérez, die in Montréal als Zweiter und Dritter jeweils zum zweiten Mal in diesem Jahr auf das Podest fuhren, sind weitere Sieg-Kandidaten. Auch Kimi Räikkönen, Felipe Massa oder Schumacher können an einem perfekten Tag ganz vorne landen. Die bisher meisten Sieger in einem Jahr hatte es 1982 gegeben, als in 16 Rennen gleich elf verschiedene Fahrer vorne waren. Damals holte Rosbergs Vater Keke mit nur einem GP-Sieg den WM-Titel.

"In diesem Jahr braucht man sicher mehr als einen Sieg", glaubt Alonso, der vielleicht auch deshalb versucht hatte, aggressiv mit der Ein-Stopp-Strategie auf Sieg zu fahren. "Wir waren in der Lage, das Rennen zu gewinnen", zieht der Spanier, der mit stark nachlassenden Reifen ohne zweiten Wechsel in den letzten Runden noch vom zwischenzeitlichen ersten auf den fünften Platz durchgereicht worden war, trotz des Verlustes der WM-Führung ein positives Fazit.


Fotos: Großer Preis von Kanada


Medienschelte für Ferrari

In den italienischen Medien hagelt es aber wieder Kritik für die Scuderia. "Ferrari verschwendet alles! Ein selbstmörderisches Rennen in Montreal", schreibt 'Tuttosport'. "Ferrari, was für ein Fehler!", klagt 'Il Messaggero'. Wie Alonso schaut auch Vettel auf die positiven Aspekte. "Wir haben auf jeden Fall viel gelernt und nehmen das hoffentlich mit in die nächsten Rennen", so der amtierende Weltmeister.

Mit einer ähnlichen Einstellung blickt auch Schumacher nach vorn, obwohl er schon wieder von seinem Silberpfeil im Stich gelassen worden war. "Einen Vorwurf kann man niemandem machen. Solche Dinge passieren. Die Attacke ist nun also verschoben auf Valencia", sagt er. Mercedes-Sportchef Norbert Haug gelobt Besserung: "Wir müssen das abstellen, und wir werden das abstellen."