powered by Motorsport.com
  • 15.06.2012 09:53

  • von Felix Matthey

Red Bull und die Grauzonen des Reglements

Red Bull musste in den vergangenen beiden Wochen gleich zwei Systeme überarbeiten und wünscht sich allgemein mehr Klarheit im Reglement

(Motorsport-Total.com) - Vor dem Großen Preis von Kanada sorgte ein Loch im Unterboden des Red Bulls für eine Menge Aufsehen. Denn laut Reglement dürfe es sich nicht auf einer Fläche 450 mm hinter dem Cockpit befinden, was beim RB8 allerdings der Fall war. Zuvor hatte der Motorsport-Weltverband FIA allerdings im Rahmen des Grand Prix von Monaco jene aerodynamische Neuerung als legal eingestuft, um anschließend angesichts eines drohenden Protests der übrigen Top-Teams wieder zurück zu rudern.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko scheint von der Konkurrenz leicht genervt zu sein

"Hätte Red Bull einfach einen kleinen Schlitz durch die Löcher laufen lassen, der vor den Hinterrädern endet, wäre der Unterboden legal gewesen, ohne dass die Performance des Autos eingeschränkt worden wäre", erklärt ein FIA-Techniker 'AUTO BILD MOTORSPORT' (Jetzt abonnieren!), wie man das Reglement hätte umgehen können. "Schon in Monaco hätte man das ganz leicht ändern können. Aber die Konkurrenz war so fies, dass sie sich erst eine Stunde vorm Qualifying bei uns über die Löcher beschwerte. Da blieb keine Zeit mehr einen Schlitz zu sägen."

Zwar legten McLaren und Ferrari in Monaco keinen offiziellen Protest bei der FIA ein. Dennoch beklagten sie sich öffentlich über Red Bulls Regelauslegungen, die der Auffassung waren, sich in einer Grauzone zu bewegen. In Montreal folgte dann die nächste Verbalattacke: Diesmal ging es um die Bremsbelüftung am Red Bull. Diese leitet die Luft durch Löcher in der Radnabe und darauf passende Löcher in den Felgen nach außen, was in den Augen der FIA als bewegliches aerodynamisches Mittel einzuordnen ist. Red Bull musste infolge dessen sein Bremskühlungssystem noch in Montreal umbauen.

"Es ist in der Formel 1 nichts Ungewöhnliches, dass der, der vorne ist, angegriffen wird." Helmut Marko

"Es ist in der Formel 1 nichts Ungewöhnliches, dass der, der vorne ist, angegriffen wird", sieht Helmut Marko, Motorsportchef bei Red Bull, die aktuelle Situation. "Typisch war: Donnerstag in Monte Carlo waren wir eine Sekunde weit weg von der Spitze. Da hat keiner was bemängelt. Samstag fährt Webber die Bestzeit, plötzlich ging es wieder los." Am Sonntag folgte dann noch der Sieg des Australiers, was wohl auch die FIA noch einmal zur Prüfung der Lage bewegte.

Noch kurz vor der Urteilsverkündung der FIA bezüglich des Unterbodens von Red Bull hatte Teamchef Christian Horner versichert, sein Team habe das Formel-1-Regelwerk richtig interpretiert und bewege sich in einer so genannten Grauzone. Red Bull selber kann dem Urteil durchaus etwas Positives abgewinnen, hat man doch nun etwas mehr Klarheit: "Ein Reglement hat immer Grauzonen. Jetzt gibt es wenigstens ein klares Statement. Wenn es überall so klar formuliert worden wäre, wäre das gut", lautet das Statement von Helmut Marko.