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  • 10.06.2012 02:30

  • von Stefan Ziegler

Pirelli ist begeistert: "Die Abstände waren so gering"

17 Autos in einer Sekunde: Paul Hembery fand viel Gefallen an der Qualifikation von Kanada - Ist die Zweistopp-Strategie die beste Renntaktik?

(Motorsport-Total.com) - Gerade mal 1,044 Sekunden trennten Sebastian Vettel (Red Bull) im Kanada-Qualifying von Pastor Maldonado (Williams). Das Besondere daran: Vettel hatte die Q2-Bestzeit markiert, Maldonado schied als 17. vorzeitig aus - und hatte seine beste Runde gar nicht über die Linie gebracht. Diese Zahlen dokumentieren aber, wie eng es in Montreal zuging. Paul Hembery nahm es freudig zur Kenntnis.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button war einer derjenigen, bei denen die Reifentaktik nicht ganz aufging

Der Motorsport-Direktor von Pirelli zeigt sich zufrieden mit der Konkurrenzdichte im Starterfeld und ist regelrecht begeistert vom Zeittraining auf dem Circuit Gilles Villeneuve: "Es war unvorhersehbar, wer letztendlich auf die Pole-Position fahren würde. Die Abstände waren einfach so gering, speziell in Q2", meint der Brite. Deshalb sei im Zeittraining von Anfang an sehr viel Spannung geboten gewesen.

"Schon ein kleiner Fehler reicht aus und du kriegst die Quittung, indem du gleich mehrere Positionen verlierst. Und manche Teams mussten ja sogar schon in Q1 mit der superweichen Mischung fahren", erklärt Hembery. Zum Beispiel McLaren, die im Falle von Jenson Button später den Preis für dieses Vorgehen zahlten: Button fehlte in Q3 ein frischer Reifensatz und er musste spontan umdisponieren.

Mit der härteren Mischung stand der McLaren-Pilot im Vergleich zur Top-10-Konkurrenz auf einem verlorenen Posten. "Der Unterschied zwischen den beiden Mischungen beträgt zwischen 0,4 und 0,5 Sekunden", meint Hembery. Dergleichen habe man aber erwartet, zumal Montreal zu den kürzeren Strecken im Formel-1-Kalender zähle. Auch deshalb war die Qualifikation so ungeheuer umkämpft.

"Die Rennställe scheinen da aber auf einem guten Weg zu sein." Paul Hembery

Und, weil die Reifen den Teams nach wie vor Probleme bereiten. In Kanada sind es vor allem die steigenden Temperaturen, die für zusätzliche Schwierigkeiten sorgen. "Die Rennställe scheinen da aber auf einem guten Weg zu sein", sagt Hembery, der das Treiben in der Boxengasse genau verfolgt. Trotzdem ist vor dem Rennsonntag noch nicht klar, was die beste Strategie sein wird.

Theoretisch wäre eine Einstopp-Taktik denkbar, weil die superweiche Mischung "30 oder mehr Runden" hergibt, wie Hembery erklärt. "Rein von der Reifenabnutzung wäre eine solche Strategie möglich", meint der Brite. "Im Augenblick sieht es aber danach aus, dass zwei Reifenwechsel die bessere Taktik sind. Man kann sich aber auch gut vorstellen, wie beim Start gekämpft wird."

"Fünf Runden hin oder her machen manchmal den Unterschied aus." Paul Hembery

"Gerade zu Beginn des Rennens, wenn noch dazu viel Sprit im Tank ist, bauen die Reifen ziemlich rasch ab. Das könnte zu einem zweiten Stopp führen", sagt der Motorsport-Direktor von Pirelli. Insgesamt könne man 2012 aber beobachten, dass weniger Reifenwechsel durchgeführt werden als noch 2011. Dies liege einerseits am verbesserten Reifenverständnis der beteiligten Rennställe.


Fotos: Großer Preis von Kanada, Samstag


"Andererseits haben wir die Charakteristiken der Pneus ein bisschen verändert. Das ist sicher ebenfalls eine große Hilfe", meint Hembery und fügt hinzu: "Deshalb werden 2012 generell weniger Boxenstopps absolviert. Es ist halt so, dass schon kleine Änderungen eine große Auswirkung haben können. Fünf Runden hin oder her machen manchmal den Unterschied aus", erklärt der Brite.