• 10.06.2012 00:50

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Der Samstag war ein großer Kampf"

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton ist hochzufrieden mit dem zweiten Startplatz hinter Sebastian Vettel, wagt aber keine Prognose für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - In den Freien Trainings zum Großen Preis von Kanada schien Lewis Hamilton (McLaren) zunächst den Ton anzugeben, doch mit den steigenden Temperaturen geriet Sebastian Vettel (Red Bull) immer besser in Form. Letztendlich reichte es für den Weltmeister, sich in der Qualifikation vor Hamilton zu setzen und den Briten auf Startplatz zwei zu verweisen. Damit ist McLaren-Pilot Hamilton aber sehr zufrieden, denn sein Team hatte Schwierigkeiten - das Wetter machte McLaren schwer zu schaffen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton rechnet in Kanada nicht unbedingt mit einer Siegchance

Frage: "Lewis, du warst schon am Freitag sehr schnell, doch die wärmeren Temperaturen scheinen dich und dein Auto mehr zu beeinflussen als die anderen. Ist das so?"
Lewis Hamilton: "Am Samstag war es definitiv ein bisschen schwieriger für uns. Wir hatten unsere Probleme damit, die Reifen im dritten Freien Training und auch im Qualifying zum Arbeiten zu bringen."

"Wir mussten viel Druck machen, um sie auf Temperatur zu bringen. Zum Glück - und das ist wirklich großes Glück - hatten wir in Q3 noch einmal einen frischen Reifensatz. Damit kamen wir durch. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit der Leistung. Und auch ein bisschen überrascht darüber, uns in der ersten Reihe zu sehen. Das nehmen wir natürlich trotzdem mit. Am Sonntag werden wir uns so gut wie möglich ins Zeug legen."

Frage: "Bist du überrascht davon, dass Red Bull in allen Sitzungen in Reichweite zu liegen schien, nun aber gleich drei Zehntel schneller war?"
Hamilton: "Das ist keine Überraschung für mich. Sie waren schon beim jüngsten Rennen sehr schnell, auch bei einigen anderen Gelegenheiten in diesem Jahr. Sie schienen auch am Samstag richtig schnell zu sein."

"Das ist keine Überraschung für mich." Lewis Hamilton

"Es überrascht mich mehr, dass auch wir in der ersten Reihe stehen, obwohl der Freitag eigentlich ganz gut für uns gelaufen war. Der Samstag war ein großer Kampf für uns. Jenson und ich hatten Probleme mit den Reifen, doch ich bekam sie gerade noch zum Arbeiten. Ich hatte aber schon befürchtet, hinter den Ferraris zu landen."

Wie groß sind die Reifensorgen bei Silber?

Frage: "Bei McLaren gibt es interessanterweise zwei unterschiedliche Strategien. In Q1 warst du auch schon mit der superweichen Mischung auf der Strecke. Das ist ungewöhnlich. Sind die Reifen etwa auch am Sonntag noch ein Fragezeichen?"
Hamilton: "Nein, wir haben keine andere Strategie, sondern hatten im Qualifying einfach ständig zu kämpfen. Ich glaube, ich musste die weichere Mischung erstmals in diesem Jahr bereits in Q1 an den Start bringen."

"Am Freitag stimmte unsere Geschwindigkeit in den kühleren Bedingungen, doch als es wärmer wurde, gerieten wir mehr und mehr in Schwierigkeiten. Ich persönlich hätte nicht gedacht, so weit vorn zu stehen. Jenson hatte in Q3 schlicht und ergreifend keine Reifen mehr. Ich hatte das Glück, in Q2 gleich eine gute Runde zu erwischen. So sparte ich mir einen Reifensatz auf. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich ebenfalls weiter hinten gelandet."

"Ich persönlich hätte nicht gedacht, so weit vorn zu stehen." Lewis Hamilton

Frage: "Was heißt das für dich im Rennen, wenn du schon am Samstag ein paar Probleme hattest?"
Hamilton: "Ich weiß es nicht. Ich habe mich glücklicherweise in eine ziemlich gute Position manövriert. Ich denke, unsere Longruns am Freitag waren ganz okay."

"Dass es nun wärmer ist, bringt die Dinge aber durcheinander. Es wird sicher knifflig. Wir müssen einfach unsere bestmögliche Arbeit machen und versuchen, unsere Chancen zu maximieren. Wir können noch immer ein gutes Rennen haben und gute Punkte sammeln. Unsere Ausgangslage ist prima. Ich freue mich auf das Rennen."

Frage: "Du bist einer der Fahrer, die in diesem Jahr noch nicht gewonnen haben. Ist es okay für dich, einfach nur regelmäßig zu punkten?"
Hamilton: "Im Augenblick, ja. Natürlich will ich siegen, doch diese Jungs sind derzeit einfach unglaublich schnell. Ich bin mir nicht sicher, was unser genaues Tempo ist. Schauen wir einmal. Am Sonntag werden wir es erfahren."

Ist die "schmutzige" Seite ein Nachteil?

Frage: "Du hast hier 2010 mit einer Zweistopp-Strategie gewonnen, wenn ich mich recht erinnere. Siehst du im Rennen am Sonntag angesichts der Umstände eine Dreistopp- oder sogar Vierstopp-Strategie auf dich zukommen?"
Hamilton: "Es ist sicherlich möglich, dass wir ein paar mehr Reifenwechsel sehen werden als beim jüngsten Rennen. Vielleicht läuft es auf eine Zweistopp- oder Dreistopp-Strategie hinaus."

"Wir haben am Freitag allerdings auch viele Longruns gesehen. Möglicherweise führt das zu einer Einstopp-Strategie. Hier hast du aber auch immer die Wahrscheinlichkeit auf eine Safety-Car-Phase. Damit im Hinterkopf könnten die Leute sich vielleicht zu einer Einstopp- oder Zweistopp-Strategie hinreißen lassen. Wer weiß? Es kommt aber ganz darauf an, wie die Temperaturen sind und wie lange die Reifen halten."

"Am Freitag waren sie ziemlich haltbar, doch am Sonntag könnte das ganz anders aussehen. Hoffentlich haben wir da keine Probleme, aber das sehen wir dann. Wir sitzen da alle im selben Boot. Red Bull und Ferrari scheinen jedenfalls sehr schnell zu sein. Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) schätze ich sogar noch etwas stärker ein. Wir werden alles geben und hoffen, bei der Musik zu bleiben."

"Wir sitzen da alle im selben Boot." Lewis Hamilton

Frage: "Wie wichtig ist es auf einer solchen Strecke, vorn mitzufahren?"
Hamilton: "Nun, Jenson hat ja im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt, dass das nicht so wichtig ist. Im Trockenen ist es wichtig. Man kann hier überholen, aber nahe dranbleiben ist recht schwierig. Wir haben hier nicht viel Abtrieb zur Verfügung. Vorn zu sein ist sicher eine Hilfe."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Kanada


Frage: "Ist es eigentlich ein Nachteil, von der schmutzigen Seite der Strecke zu starten?"
Hamilton: "Ich weiß nicht, wie groß der Unterschied ist. Im Qualifying fuhren viele Piloten über diese schmutzigere Seite, weil es der kürzeste Weg aus der letzten Kurve heraus bis zur Ziellinie ist. Ich denke nicht, dass es so schlimm ist."