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Gribkowsky-Geständnis: Ecclestone erwägt Klage

Gerhard Gribkowskys Geständnis belastet Bernie Ecclestone schwer, der Formel-1-Geschäftsführer will sich dagegen aber notfalls auf juristischem Wege wehren

(Motorsport-Total.com) - Mit Gerhard Gribkowskys Geständnis, von Bernie Ecclestone bestochen worden zu sein, wird nun auch für den Formel-1-Geschäftsführer die Luft immer dünner. "Es stimmt im Wesentlichen. Ich habe mich bestechen lassen", räumte Gribkowsky gestern in seiner 90 Minuten langen Aussage ein, dass ihm Ecclestone rund 45 Millionen US-Dollar (umgerechnet 35 Millionen Euro) an Bestechungsgeld überwiesen habe.

Titel-Bild zur News: Gerhard Gribkowsky (ACHTUNG: Nicht an Kunden ausliefern, Nutzungsrechte nur für MST!)

Gerhard Gribkowsky vor Gericht: Gestern hat der Ex-Banker gestanden

Gribkowsky war im Jahr 2006 Risikovorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB) und war damit beauftragt, die Anteile des Instituts an der Formel 1 (47,2 Prozent) an den höchstbietenden Interessenten zu verkaufen. Letztendlich erhielt die Investmentgesellschaft CVC Capital Partners den Zuschlag, die 839 Millionen US-Dollar (661 Millionen Euro) auf den Tisch legte. CVC war angeblich Ecclestones favorisierter Investor, weil CVC-Manager Donald Mackenzie ihm garantiert haben soll, dass er auch nach der Übernahme weiterhin Formel-1-Geschäftsführer bleiben würde.

CVC-Angebot war am lukrativsten

Ecclestone überwies in der Folge 45 Millionen US-Dollar an Gribkowsky, der das Geld steuerschonend in österreichischen Stiftungen verschwinden ließ. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um Bestechungsgeld handelt, um Gribkowsky zu beeinflussen, keine anderen Käufer als CVC in Betracht zu ziehen. Tatsache ist jedoch, dass mehrere Angebote auf dem Tisch lagen und jenes von CVC aus Sicht der BayernLB am lukrativsten war. Das bestreiten weder heutige BayernLB-Verantwortliche noch der Münchner Richter Peter Noll.

"Für uns war es der bestdenkbare Preis", beteuert Gribkowsky, der Ecclestone jedoch in zahlreichen anderen Punkten schwer belastet. So soll der 81-Jährige schon ein Jahr vor der 45-Millionen-Transaktion versucht haben, ihn zu bestechen, dies habe er damals jedoch abgelehnt. Später wurde die Verlockung aber immer größer, weil die BayernLB ihren Managern keine hohen Boni auszahlt. "Ich hatte das Gefühl, Anerkennung verdient zu haben", gesteht Gribkowsky. "Ich hatte die Chance, aus dieser Situation auch für mich noch was rauszuholen."

Zwar seien ihm durchaus moralische Zweifel gekommen, dass das, was er da tue, nicht in Ordnung sei, aber zu dem Zeitpunkt war es schon zu spät: "Das Problem war: Ich kam da nicht mehr raus. Der Deal lief schon. Ich habe die Augen zugemacht. Das ist überhaupt keine Frage", so der seit Januar 2011 in Untersuchungshaft sitzende Banker. Zudem habe bei Ecclestone alles recht unkompliziert auf ihn gewirkt: "Er ist kein Mann des Papiers. Handy, Aktentasche, Ende. Der Rest ist mündlich."

Der 81-jährige Brite will die Vorwürfe Gribkowskys aber nicht auf sich sitzen lassen und droht nun mit einer Klage: "Mal sehen, ob ich gegen ihn vorgehen werde", verrät Ecclestone seinem Haus- und Hofjournalisten Christian Sylt für einen 'Telegraph'-Artikel und ergänzt: "Gribkowsky hat mich unter Druck gesetzt und ich war dumm genug, ihm nachzugeben. So gesehen hat er seine Sache gut gemacht. Man kann ihm nicht nachsagen, er hätte seine Sache nicht gut gemacht. Das war gute Arbeit und ich war ein Idiot."


Aktenlage 11/2011: Die Welt des Bernie Ecclestone

Hat Gribkowsky Ecclestone erpresst?

Ecclestone hat vor Gericht bekanntlich die 45-Millionen-Zahlung an Gribkowsky bestätigt, dementiert jedoch, dass es sich dabei um Bestechungsgeld wegen des Formel-1-Deals gehandelt habe. Vielmehr habe ihm der Banker damit gedroht, den britischen Steuerbehörden Details über sein Firmengeflecht zu verraten, was möglicherweise eine Untersuchung nach sich gezogen hätte. Also, so Ecclestone, habe er sich auf das dubiose Angebot seines ehemaligen Vertrauten eingelassen. Den Verkauf der Anteile an CVC habe dies jedoch nicht beeinflusst.

"Natürlich habe ich ihm nicht gesagt, dass er an CVC verkaufen muss", unterstreicht der Formel-1-Geschäftsführer in einer Reaktion auf Gribkowskys Geständnis. "Wie könnte ich ihm vorschreiben, etwas Bestimmtes zu tun? Das Einzige, was ich ihm gesagt habe, ist, dass ich eine Provision will, wenn die Anteile verkauft werden. Aber ich habe auch gesagt, dass mir egal ist, an wen verkauft wird." Dem gestrigen Geständnis misst Ecclestone keine große Bedeutung bei: "Er hätte zwölf Jahre bekommen, aber so bekommt er nur sieben."

Gerhard Gribkowsky und Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone beteuert, Gerhard Gribkowsky habe ihn um das Geld erpresst Zoom

Ecclestones Rechtsanwalt Sven Thomas zweifelt ebenfalls an Gribkowskys Darstellung: "In dem, was er heute gesagt hat, gibt es viele Widersprüche zu den Akten." Außerdem befürchtet Thomas nicht, dass seinem Mandanten nun in Deutschland der Prozess gemacht werden könnte, denn: "Ein Verfahren braucht eine Ortsangabe und einen Gerichtsstand. Das sehe ich in Deutschland nicht. Was ist in Deutschland passiert? Gar nichts. Daher gibt es nichts, worüber ich mir Sorgen mache", lässt Ecclestones juristischer Vertreter ausrichten.