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Fall Gribkowsky: Druck auf Ecclestone steigt

Transparency International kritisiert, die Staatsanwaltschaft denkt über Anklage nach und in Großbritannien ermitteln die Steuerfahnder: Bernie Ecclestone unter Druck

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Geständnis des Angeklagten nahm der Fall Gerhard Gribkowsky diese Woche in Mittwoch eine spektakuläre Wende. Gribkowsky sitzt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung seit Januar 2011 in Untersuchungshaft. Lange Zeit schwieg er zu allen Vorwürfen, ehe er diese am Mittwoch im Rahmen einer 90-minütigen Aussage "im Wesentlichen" zugab.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Die Schlinge um den Hals von Bernie Ecclestone zieht sich immer weiter zu

Das könnte auch für Bernie Ecclestone Folgen haben, denn der Formel-1-Geschäftsführer hat im Jahr 2006 knapp 45 Millionen US-Dollar an Gribkowsky überwiesen. Bestechungsgeld, damit Gribkowsky seinen damaligen Arbeitgeber, die Bayerische Landesbank, dazu bringt, auf Wunsch von Ecclestone all ihre Formel-1-Anteile an CVC Capital Partners zu verkaufen, vermutet die Staatsanwaltschaft; Schweigegeld, um Gribkowsky davon abzuhalten, prekäre Details über das Ecclestone-Imperium an die britischen Steuerfahnder zu übermitteln, behauptet der 81-Jährige.

Steuerfahnder melden Interesse an

Sollte die Ecclestone-Darstellung wirklich stimmen, war das Geld schlecht investiert, denn wie das Nachrichtenmagazin 'Focus' ohne Angabe von Quellen berichtet, soll eine Nachwirkung des Gribkowsky-Geständnisses sein, dass das Imperium des Formel-1-Geschäftsführers von den Steuerfahndern genau durchleuchtet wird. Von besonderem Interesse ist der milliardenschwere Bambino-Treuhandfonds, den Ecclestone seinerzeit für seine Familie eingerichtet hat und auf den er rechtlich gesehen keinen direkten Zugriff haben darf.

Doch damit nicht genug, könnten gegen den Briten auch in Deutschland juristische Schritte eingeleitet werden. Zwar würde selbst eine Verurteilung von Gribkowsky nicht automatisch bedeuten, dass auch der mutmaßliche Bestechende Ecclestone angeklagt wird, die Möglichkeit besteht aber durchaus. Die Entscheidung, ob es einen zweiten Prozess geben wird, bei dem Ecclestone dann nicht mehr im Zeugenstand, sondern auf der Anklagebank sitzen würde, liegt bei der Staatsanwaltschaft München.

Die hat ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der Bestechung noch nicht abgeschlossen. "Wir werden erst die Bewertungen der Strafkammer in einem möglichen Urteil gegen Gribkowsky abwarten, um das weitere Vorgehen zu beurteilen", wird ein Sprecher der Behörde vom 'Focus' zitiert. Und weiter heißt es in dem Nachrichtenmagazin, dass das Strafverfahren gegen Gribkowsky und das Ermittlungsverfahren gegen Ecclestone zwei getrennte Vorgänge seien.


Gribkowsky-Partner belastet Ecclestone (ORF)

Ecclestone bleibt gelassen

Ecclestone selbst hat keine Angst, dass ihm juristisches Ungemach blühen könnte: "Ich wüsste nicht weswegen. Wenn sie mich anklagen wollen hätten, dann hätten sie das gleichzeitig getan", glaubt er. Sein Rechtsanwalt Sven Thomas pocht zudem darauf, dass die Gribkowsky-Aussage für ein etwaiges Verfahren gegen seinen Mandanten nicht verwertbar sei: "Die Einlassung erfolgte, nachdem das Gericht in einer Reihe von Beschlüssen unmissverständlich eine weitreichende Verurteilung angekündigt hatte." Außerdem habe sich Gribkowsky in Widersprüche verstrickt.

Indes hat die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Deutschland die an der Formel 1 beteiligten Unternehmen in Deutschland aufgefordert, ihr Engagement zu überdenken: "Die an der Formel 1 beteiligten Unternehmen stehen in der Verantwortung, wenn Transparenz und die Einhaltung rechtlicher und ethischer Standards nicht gewährleistet sind", kritisiert Vorstandsmitglied Sylvia Schenk.

Gerhard Gribkowsky

Gerhard Gribkowskys Geständnis löst in der Formel 1 Schockwellen aus Zoom

"Für den eigenen Bereich umfangreiche Compliance-Programme einzuführen, aber weiterhin das offensichtlich unseriöse Geschäftsgebaren der Formula One Group und von Herrn Ecclestone zu unterstützen, passt nicht zusammen. Aufklärung und eine grundlegende Reform der Formula One Group sind überfällig", fährt sie fort.