Button-Panne: Neale reagiert auf Andersons Kritik

Gary Anderson wirft McLaren nach der technischen Panne bei Jenson Buttons Auto fehlende Professionalität vor, doch Jonathan Neale rechtfertigt die lange Wartezeit

(Motorsport-Total.com) - Nach dem tollen Saisonauftakt und dem Triumph in Melbourne läuft bei McLaren diese Saison nicht mehr viel zusammen. Dass Jenson Button, der sich derzeit in einem Formtief befindet, beim ersten Trainingstag in Montreal kaum zum Fahren kam, weil an seinem McLaren zwei Mal das Getriebe gewechselt werden musste, passt in eine Serie von unglücklichen Ereignissen bei den vergangenen Rennen.

Titel-Bild zur News: Jonathan Neale

Jonathan Neale findet die Kritik von Gary Anderson nur teilweise gerechtfertigt

Einmal sind es die Boxenstopps, die bei McLaren schieflaufen, dann sind es Defekte - oder die Updates, die das Team vorbereitet hat, greifen einfach nicht. McLaren hatte einst den Ruf einer Perfektionistentruppe - davon war diese Saison noch nicht viel zu sehen. Das fällt auch Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson auf, der McLaren nach der erneuten Panne gegenüber der 'BBC' hart kritisiert: "Es handelt sich um ein Topteam mit einem Weltmeister, der um den Titel kämpft. Ein Getriebewechsel sollte dort 30 Minuten dauern und nicht drei-dreiviertel Stunden. Das ist nicht gut genug."

Der Ire vergleicht das Team mit einem Hinterbänkler-Rennstall: "In diesem Zeitraum hat Caterham das Auto von Heikki Kovalainen, der in die Wand gefahren ist, neu aufgebaut. Wenn man die Weltmeisterschaft gewinnen will, dann kann man es sich nicht leisten, solche Fehler zu machen."

Neales Rechtfertigung

Als McLarens Geschäftsführer Jonathan Neale mit Andersons Kritik konfrontiert wird, versucht er sich in einer Rechtfertigung: "Nun ja, er hat das Recht auf eine Meinung. Ich denke aber, dass es hilft, näher an diesem Problem dran zu sein. Und trotzdem hat er recht. Was diese Dinge angeht - wir wollen nicht, dass sie passieren, sie sollten nicht passieren, aber Formel-1-Autos sind nun mal so gebaut, dass sie am Limit sind. Wir pushen alle sehr hart, und von Zeit zu Zeit wird es ein technisches Problem geben. Es war auf jeden Fall nicht trivial."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Kanada


Tatsächlich führte eine Verkettung von Umständen dazu, dass Button nur wenige Runden drehen konnte, und bisher gar nicht am Setup gearbeitet hat. "Jenson hatte ein Ölleck, das die Kupplung betraf, und wir dachten bereits, dass wir es repariert hätten", gibt Neale Einblicke. "Das Ölleck war im Getriebe. Die Mechaniker leisteten großartige Arbeit bei der Reparatur der Dichtung, aber als wir das Auto starteten, entdeckten wir ein weiteres Problem, dass sich davor nicht gezeigt hatte. Leider mussten wir dadurch das Getriebe und das gesamte Heck von Jensons Auto tauschen."

"Nun ja, er hat das Recht auf eine Meinung. Ich denke aber, dass es hilft, näher an diesem Problem dran zu sein." Jonathan Neale

Neale lobt McLarens Teamgeist

Der Brite erkennt nach dem ersten Trainingstag aber auch positive Tendenzen, die der Theorie widersprechen, dass das Teamwork bei McLaren nicht optimal funktioniert: "Hut ab vor den Mechanikern. Als Lewis die Garage verließ, kamen alle Mechaniker herüber, um Jensons Auto zum Laufen zu bringen - das war unglaublich."

Zudem glänzte Buttons Teamkollege Lewis Hamilton in beiden Trainings: "Für ihn war es ein großartiger Tag. Wir wissen, dass das Tempo des Autos passt, es sah gut aus - aber natürlich wissen wir nicht, was der Samstag bringt." Auch führ Button sieht er noch lange nicht schwarz: "Es war sehr wichtig, dass er noch fahren konnte. Auf dieser Strecke musst du das Vertrauen finden und das Auto spüren. Wir haben ein paar Leute gesehen, die die Mauer geküsst haben, und um hier schnell zu sein, muss man sehr nahe an sie heranfahren."

"Hut ab vor den Mechanikern." Jonathan Neale