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Williams sieht Wolff als Ersatz-Teamchef

Frank Williams erklärt, wie er seine Rolle als Teamchef dominiert, und sieht nach dem Weggang von Adam Parr nun offenbar Toto Wolff als seinen logischen Nachfolger

(Motorsport-Total.com) - Nach der überraschenden Trennung von Adam Parr, den er immer als legitimen Nachfolger gesehen hat, scheint sich Frank Williams nun mit Bernie Ecclestone arrangiert zu haben und die Zukunft seines Teams in den Händen von Toto Wolff zu sehen. Zumindest wird der Einfluss des österreichischen Großaktionärs bei Williams immer größer.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Frank Williams sieht Toto Wolff inzwischen als seinen Ersatz-Teamchef

Wolff hält derzeit 15,6 Prozent der Williams-Aktien und ist damit hinter Williams (50,8 Prozent) der zweitgrößte Einzelaktionär des Rennstalls. Beim Grand Prix von China war er erstmals in dieser Saison persönlich vor Ort, den Spanien-Grand-Prix lässt er sich ebenfalls nicht entgehen. "Toto ist Ersatz-Teamchef für die Rennen, bei denen ich selbst nicht anwesend bin", erklärt Frank Williams im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Williams-Zukunft mit Wurz und/oder Kolles?

Zwar hat Wolff stets betont, dass er sich eigentlich nicht vorstellen kann, eines Tages am Kommandostand zu sitzen, doch während der heutigen Freien Trainings schaute er dem Team zumindest vom hinteren Teil der Garage aus bei der Arbeit zu. Gut möglich, dass der Österreicher eines Tages seinen langjährigen Bekannten Alexander Wurz als Sportlichen Leiter installiert - oder auch Colin Kolles in einer Management-Funktion an Bord holt.

Williams selbst setzt seinen kontinuierlichen Rückzug aus dem Tagesgeschäft jedenfalls fort: "Ich habe mich zurückgezogen. Darum kam Adam (Parr) an Bord. Wir haben Toto, und Claire (seine Tochter; Anm. d. Red.) wird ebenfalls eine Rolle spielen. Mehrere Personen übernehmen mehr Verantwortung. Ich bin ja auch noch da und werde weiterhin involviert sein, aber ich leite nicht mehr alles. Das möchte ich nicht mehr", gibt der 70-Jährige zu.

Hinter den Kulissen wurden in Grove in den vergangenen Wochen einige richtungsweisende Entscheidungen getroffen. So ging mit Parr immerhin der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens verloren, während Williams selbst seinen Sitz im Vorstand aufgegeben hat. Diesen besetzt nun seine Tochter Claire Williams. Mit der Rolle eines klassischen Teamchefs, der am Rennwochenende die Entscheidungen trifft, hat der "Rollstuhlgeneral" sowieso schon lange nichts mehr am Hut.


Fotos: Williams, Großer Preis von Spanien, Freitag


Williams zieht sich mehr und mehr zurück

"Die ganze Ingenieursarbeit an den Autos passiert in der Garage und auf dem Kommandostand sitzen einige Leute, die Signale aussenden und den Autos dabei zuschauen, wie sie vorbeifahren. Ich treffe nur noch strategische Entscheidungen", erklärt Williams. "Die meisten Grands Prix sind traditionell Sprintrennen, daher gibt es keine enorme Anzahl an strategischen Varianten. Natürlich ist das manchmal der Fall, aber das kann man auch von der Garage aus kontrollieren."

Denn am Kommandostand kann er aufgrund seiner körperlichen Behinderung nicht mehr Platz nehmen, sodass ihm Williams in der Garage eine Art improvisierte Kommandobrücke eingerichtet hat. Einsatzleiter vor Ort ist de facto Teammanager Dickie Stanford. Williams sieht sich vielmehr in der Rolle der repräsentativen Figur, die das operative Geschäft der nächsten Generation überlässt und sich vor allem darum kümmert, dass genug Geld da ist.

Frank Williams

Frank Williams weiß selbst, dass er kein klassischer Teamchef mehr ist Zoom

Ein reiner Business-Job also? "Gute Frage", überlegt er. "Hängt davon ab, wie du dein Business verstehst und organisierst. Über die Jahre hatte ich immer den Überblick, wie Geld reinkommt - und wenn ich es nicht selbst besorgte, hatte ich jemanden dafür. Ich bin auf den normalen Märkten dieser Welt nicht aktiv, sondern ich tendiere dazu, an Orten zu agieren, die ein bisschen anders sind, zum Beispiel im Mittleren Osten."